Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

DOI Heft:
Nordhoff, Josef Bernhard: Dürers Bild: Maria in der Landschaft mit vielen Thieren
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0382

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
310

J. B. Nordhoff:

Bereitungen zu einer Kunstausstellung, welche der Verein für Geschichte
und Alterthumskunde Westfalens in Münster veranstaltete, lieferte der
Graf von Landsberg-Velen und Gemen ein Gemälde, das bis auf
kleine Aenderungen jenen Zeichnungen entspricht. Es war von seinen
Vorfahren, jedenfalls von den Herren von Velen, die dreihundert Jahre
lang das Amt der Drosten zu Papenburg bekleideten, auf dem Amts-
hause Altenkamp im Niederstift Münster wohl schon viele Decennien
aufbewahrt, als es nach dem Landsberger Hof zu Münster übernommen
wurde, wo es jetzt einen vornehmen Platz einnimmt. 40 cm hoch,
29 ^2 cm breit, in einer alten vergoldeten Umrahmung, gemalt auf Holz,
ohne alle Retouche und Erneuerung, trägt es das Gepräge der Ur-
sprünglichkeit und des hohen Alters, und obwohl die Farben etwas
ermattet und an manchen Stellen kleine Farbenstückchen abgefallen
sind, hat es noch ein einheitliches, wirkungsvolles Aussehen.
Der Grundton des Bildes ist dem Inhalt gemäss ein dunkeles
Grün; die Ausführung erscheint bis in die kleinsten Einzeltheile sehr
sorgfältig. Die kleinen Aenderungen oder Abweichungen bestehen theils
in der Anordnung, theils in der Erweiterung des landschaftlichen
Hintergrundes. In einem Gehege von zusammengebundenen Stäben
sitzt Maria, angethan mit einem weissen Schleier und Untergewande;
das graue, goldig geränderte Obergewand wallt nach rechts und nach
links weit in die Landschaft hinab. Der viereckige Ausschnitt des
Kleides auf der Brust ist roth besäumt, roth ist das Kissen, weiss das
Windeltuch des Kindes, welches dem rechts, nicht in der Mitte, heran-
nahenden Joseph das Erdbeersträusslein entgegenhält. Die Nimben
sind golden, jene der Mutter und des h. Joseph rund, der des Kindes
ist dreieckig aus goldenen Strahlen zusammengesetzt.
Hinter Joseph, also rechts, ein von einem Stacket umhegtes Haus
mit steinernem, bezinntem Unterbau und einem hölzernen Oberbau,
in welches von der Höhe des Hintergrundes Lastthiere getrieben werden.
Links ein See mit Schiffen, daneben ein von Reitern belebter Weg,
davor eine Hütte. In der Mitte oben, zu Häupten der h. Jungfrau,
graues Gewölk, darin, gleichfalls in Grau, der Engel, links, etwas höher,
grade über Maria, der Stern. Unter ihm nahen in der hohen, schwach
bewaldeten Berglandschaft auf zwei Wegen bewaffnete Krieger mit Last-
thieren, wahrscheinlich die Gefolgschaft der h. drei Könige, unter dem
Engel weiden zerstreut die Schafe, indess die Hirten bewegt emporschauen.
Im Vordergründe rechts zu Füssen des h. Joseph, der auf einem mit ein-
facher Schutzstange versehenen Podest steht, ein Teich mit Schwänen,
vor ihm ein Storch, etwas niedriger ein Eichelheher. Die übrigen Thiere
und Pflanzen entsprechen in der Auswahl den Zeichnungen oder
 
Annotationen