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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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Nordhoff, Josef Bernhard: Dürers Bild: Maria in der Landschaft mit vielen Thieren
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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0383

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Dürers Bild: Maria in der Landschaft mit vielen Thieren.

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vielmehr dem erwähnten, wohl gelungenen Kupferstiche. Somit haben
wir eine ungemein reiche und belebte Darstellung: Oben den Himmel
mit dem Stern und dem Engel, am Horizont das Wasser und überall
das bewegte Treiben der Menschen, im Vordergründe die Natur in ihrer
prangendsten Entfaltung: die verschiedenartigsten Thiere und Pflanzen,
wie das Land oder das Wasser sie hervorbringt und trägt, und in der
Mitte dieses grossartigen Naturdramas die h. Mutter mit dem Kinde und
der h. Joseph. Der oben vom Engel angeschlagene Ton des Frohlockens
klingt in den Elementen, den Gewächsen, Thieren und Menschen heiter
und lebensfroh wieder.
Das Abblättern von Farbentheilen hat namentlich die rechte
Seite des Bildes betroffen und unter den Figuren auch die Gestalt
Josephs, ferner das Kind an der rechten Hand und am Unterleibe,
Maria an der Taille, auf der Brust und der rechten. Seite des Antlitzes
— doch sind die schadhaften Stellen, durch welche der Holzgrund
hindurch scheint, ob auch zahlreich, so klein, dass weder ein Zug noch das
Ganze darunter an Wirkung und Ausdruck verloren haben. Mancher
wird solche Mängel lieber sehen, als ein Bild, das durch Restaurationen
ergänzt und dabei um seine originale Physiognomie gebracht ist.
Am linken Rande, an der Rampe, worauf der Papagei sitzt,
steht wohl erhalten in dunklen Zügen das Monogramm Dürers, das
D eingeschlossen im A ohne Jahreszahl; da der Meister das so geformte
Namenszeichen von 1496/97 jeder, auch der unscheinbarsten Arbeit
mit auf den Weg zu geben pflegte, und seit 1503 erst regelmässig die
Jahreszahl beifügte 2), so wäre danach das Alter unseres Werkes im
Allgemeinen zu ermitteln. Ist es eine Copie, so machen die äussern
Umstände, die Ausführung und die Art der Behandlung auch für eine
solche noch ein hohes Alter wahrscheinlich.
Zum Schlüsse bemerke ich, dass in Münster auch ein auf Kupfer
in halber Grösse gemaltes Brustbild Dürers mit seinem Monogramme zur
Ausstellung gelangte, welches sich gleichfalls über jede Erinnerung hin-
weg im Besitze derselben Familie befindet. Es besticht durch eine aus-
gezeichnete Technik, Erhaltung und Farbenkraft; dass es aber nur
Copie und wohl kaum mehr im Jahrhunderte des Meisters gemalt ist,
beweisen der Gesichtsausdruck sowie die Form und der Inhalt der
Inschrift: Imago. Alberti. Dureri / aetatis suae 32. 1503 / Obijt. 6.
Aprilis ano 1523 (sic). Unter dieser Jahreszahl steht das Monogramm.
Die ersten Zeilen verlaufen in Capitalen, die letzte besteht aus einer
einfachen Antiqua. J. B. Nord hoff.

!) Vgl. Thausing a. a. 0. S. 140, 357.
 
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