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Eduard Dobbert:
Das dritte Buch, S. 58—224, handelt in zehn Abschnitten von der
altchristlichen Malerei.
Zuerst wird die principielle Stellung der alten Kirche zur bildenden
Kunst besprochen und die ältere Auffassung von dem angeblichen Bilder-
hass der alten Christen als überwunden gezeigt.
Die Abschnitte II und III, (S. 65—87, u. 87—91) haben die verschie-
denen Systeme der Interpretation der altchristlichen Bildwerke zum Haupt-
gegenstande. Es gereicht mir zur Freude, mich in Bezug auf die Deutungs-
weise der altchristlichen Bilder in vielen Stücken mit dem Verfasser in
Uebereinstimmung zu wissen. Wie ich in der Einleitung zu meiner Ab-
handlung über „das Abendmahl Christi in der bildenden Kunst bis gegen
den Schluss des XIV. Jahrhunderts“ (Repertorium für Kunstw. XIII (1890)
S. 281 ff.) gegenüber abweichenden Ansichten an dem symbolischen Grund-
charakter der Katakombenbilder festhalten zu müssen erklärte, wäre es
doch „erstaunlich, wenn von dem sinnbildlichen Charakter, welcher den
frühesten christlichen Schriften sowie dem alten Testamente innewohnt,
nichts in die ältesten christlichen Kunstäusserungen gedrungen wäre“, so
sagt Kraus S. 79 mit vollem Recht: „ . . . angesichts der den gesummten
Cultus seit dem ersten Jahrhündert schon beherrschenden Arcandisciplin,
angesichts der allegoristischen Schriftauslegung,1) angesichts der dem jungen
Christenthum vom Orient her geläufigen, durch die heilige Schrift Tag für
Tag genährten symbolischen Sprache wäre es geradezu unbegreiflich gewesen,
wenn die monumentale Bildersprache der Christen nicht von vornherein
einen symbolischen Charakter gehabt haben sollte.“ Ferner bin ich mit
Kraus darin einverstanden, dass es nicht richtig ist, den christlichen Dar-
stellungen der vorconstantinischen im Gegensätze zu der nachconstantini-
schen Zeit die lehrhafte Absicht gänzlich abzusprechen2) und sich die Aus-
wahl der Bilder lediglich der Willkür der Künstler anheimgestellt zu denken.3)
Auch bezüglich des Verhältnisses der antikisirenden decorativen Elemente
zu den allmählich immer häufiger werdenden specifisch christlichen Bildern,
sowie in Betreff des doch nur zum Theil sepulcralen Charakters der letz-
teren stehen wir auf einem Boden.
Nachdem früher von einigen Forschern die altchristliche Kunst als
eine ausschliesslich lehrhaft-dogmatisirende aufgefasst wurde, fielen später
andere in das entgegengesetzte Extrem, indem sie den Katakombenbildern
theils eine nur decorative, theils ausschliesslich sepulcrale Bedeutung bei-
legten, während doch wohl die malerische Ausstattung der altchristlichen
Grabstätten aus verschiedenartigen Quellen zusammengeflossen ist, so dass
es sich hier um rein decorative, dort um Bilder handelt, welche den Zweck
Es sei hier auf die gedrängte, dem Nicht-Theologen sehr zu statten kom-
mende Uebersicht über den Entwickelungsgang der allegorischen Schriftauslegung
der frühchristlichen Zeit (S. 77, 78) besonders hingewiesen.
2) Vergl. Repertorium XIII. S. 287.
3) Ebenda S. 284.
Eduard Dobbert:
Das dritte Buch, S. 58—224, handelt in zehn Abschnitten von der
altchristlichen Malerei.
Zuerst wird die principielle Stellung der alten Kirche zur bildenden
Kunst besprochen und die ältere Auffassung von dem angeblichen Bilder-
hass der alten Christen als überwunden gezeigt.
Die Abschnitte II und III, (S. 65—87, u. 87—91) haben die verschie-
denen Systeme der Interpretation der altchristlichen Bildwerke zum Haupt-
gegenstande. Es gereicht mir zur Freude, mich in Bezug auf die Deutungs-
weise der altchristlichen Bilder in vielen Stücken mit dem Verfasser in
Uebereinstimmung zu wissen. Wie ich in der Einleitung zu meiner Ab-
handlung über „das Abendmahl Christi in der bildenden Kunst bis gegen
den Schluss des XIV. Jahrhunderts“ (Repertorium für Kunstw. XIII (1890)
S. 281 ff.) gegenüber abweichenden Ansichten an dem symbolischen Grund-
charakter der Katakombenbilder festhalten zu müssen erklärte, wäre es
doch „erstaunlich, wenn von dem sinnbildlichen Charakter, welcher den
frühesten christlichen Schriften sowie dem alten Testamente innewohnt,
nichts in die ältesten christlichen Kunstäusserungen gedrungen wäre“, so
sagt Kraus S. 79 mit vollem Recht: „ . . . angesichts der den gesummten
Cultus seit dem ersten Jahrhündert schon beherrschenden Arcandisciplin,
angesichts der allegoristischen Schriftauslegung,1) angesichts der dem jungen
Christenthum vom Orient her geläufigen, durch die heilige Schrift Tag für
Tag genährten symbolischen Sprache wäre es geradezu unbegreiflich gewesen,
wenn die monumentale Bildersprache der Christen nicht von vornherein
einen symbolischen Charakter gehabt haben sollte.“ Ferner bin ich mit
Kraus darin einverstanden, dass es nicht richtig ist, den christlichen Dar-
stellungen der vorconstantinischen im Gegensätze zu der nachconstantini-
schen Zeit die lehrhafte Absicht gänzlich abzusprechen2) und sich die Aus-
wahl der Bilder lediglich der Willkür der Künstler anheimgestellt zu denken.3)
Auch bezüglich des Verhältnisses der antikisirenden decorativen Elemente
zu den allmählich immer häufiger werdenden specifisch christlichen Bildern,
sowie in Betreff des doch nur zum Theil sepulcralen Charakters der letz-
teren stehen wir auf einem Boden.
Nachdem früher von einigen Forschern die altchristliche Kunst als
eine ausschliesslich lehrhaft-dogmatisirende aufgefasst wurde, fielen später
andere in das entgegengesetzte Extrem, indem sie den Katakombenbildern
theils eine nur decorative, theils ausschliesslich sepulcrale Bedeutung bei-
legten, während doch wohl die malerische Ausstattung der altchristlichen
Grabstätten aus verschiedenartigen Quellen zusammengeflossen ist, so dass
es sich hier um rein decorative, dort um Bilder handelt, welche den Zweck
Es sei hier auf die gedrängte, dem Nicht-Theologen sehr zu statten kom-
mende Uebersicht über den Entwickelungsgang der allegorischen Schriftauslegung
der frühchristlichen Zeit (S. 77, 78) besonders hingewiesen.
2) Vergl. Repertorium XIII. S. 287.
3) Ebenda S. 284.