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Repertorium für Kunstwissenschaft — 21.1898

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Zucker: Zu den Handreichungen Dürer's
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https://doi.org/10.11588/diglit.68268#0387

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Zu den Handzeiclmungen Dürer’s.

1. Nach dem Stich Adam und Eva von 1504, zu dem sehr im Ein-
zelnen durchgebildete Handzeichnungen erhalten sind, kennen wir zu
späteren Kupferplatten immer nur Zeichnungen, die den Entwurf im All-
gemeinen feststellen. Dürer’s Meisterschaft und sichere Hand hatte nichts
weiter nöthig. Doch ist wenigstens zu der Melancholie und zwar zu dem
Köpfchen des auf dem Mühlstein sitzendem Genius eine sehr eingehend
behandelte gegenseitige Vorstudie vorhanden. Sie ist im Besitz des briti-
schen Museums und bei Lippmann III. 219 abgebildet. Bisher scheint
ihre Zugehörigkeit zu jenem Stich noch nicht bemerkt worden zu sein,
Ephrussi wenigstens führt in seinem Werk „Albert Durer et ses Dessins“
p. 182 die beiden Köpfchen ausdrücklich unter den Studien auf, die man
in keinem ausgeführten Werk verwendet finde. Auch Lippmann macht
über die Zeichnung nach dieser Richtung hin keine weitere Bemerkung.
Die Neuheit des Beleuchtungsmotivs gab Dürer den Anlass zu der
Studie. Ueber die Composition der Melancholie ist eine dämmerige Be-
leuchtung ausgegossen, die keine Schlagschatten, sondern nur durchsichtige,
aber monotone Schatten wirft. Nicht den geringsten Reiz des Stiches
bilden da die Reflexlichter, welche nach der Absicht des Künstlers jene
gleichförmig dunklen Partien da und dort aufhellen und dadurch die Flächen
wie die Modellirung beleben. Besonders die Gesichter der Melancholie
und des ihr beigegebenen Genius würden sich ohne dieses Kunstmittel gar
düster ausnehmen. Aber diese Reflexlichter boten für die Ausführung
ungewöhnliche Schwierigkeiten, und dass Dürer mit diesem Problem sich
erst auseinandersetzen musste, beweist eben unsere sorgfältige Vorstudie.
Er zeichnete zuerst den Knabenkopf in ziemlich starker Verkürzung.
Offenbar aber befriedigte ihn weder die Haltung des Kopfes noch die
Wirkung der Beleuchtung. Er wiederholte daher oberhalb der ersten
Zeichnung den Kopf noch einmal etwas kleiner und etwas mehr aufge-
richtet. Der Effect der auffallenden Beleuchtung wie der Reflexlichter,
den Lippmann schon gewürdigt hat, kommt diesmal recht schlagend zum
Ausdruck. An dem sehr verkleinerten Kopfe des Stiches wurde denn
auch das auf der Zeichnung gegebene in allem Wesentlichen beibehalten.
Auf ihr erscheint ebenfalls schon der eigenthümliche metallisch harte
 
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