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Repertorium für Kunstwissenschaft — 21.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.68268#0347

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Beiträge zur Angelico-Forscliung.
Von Max Wingenroth.
Die Vorliebe unserer Zeit für die Künstler des Quattrocento musste
naturgemäss auch dem Beato Angelico zu Gute kommen; in fast dem gleichen
Maasse wie Botticelli ist er der Liebling des nach Italien reisenden Publi-
cum’s geworden, ja, während die Verehrung des Ersteren verhältnissmässig
jung ist, hat Fra Giovanni schon über ein halbes Jahrhundert lang Kunst-
liebhaber und Schriftsteller beschäftigt. Das Wichtigste, was in dieser Zeit
über ihn veröffentlicht wurde, waren die diesbezüglichen Kapitel in dem
Werke des Padre Vincenzo Marchese: „Memorie dei piü insigni pittori,
scultori e architetti Domenicani“; daneben erschienen englische, deutsche
und französische Monographien von Cartier, Förster, Goodwin, Phillimorc,
Aufsätze von Dobbert, Riehl und Anderen. Selbstverständlich wurden in
allen Werken über italienische Kunst dem Angelico mehr oder minder aus-
führliche Betrachtungen gewidmet. — 1895 erschien dann die verdienst-
liche Monographie des P. Stephan Beissel d. J., welche indess kunstgeschicht-
lich wenig Neues brachte: sie war allzu beherrscht von der Tendenz, Fra
Giovanni als ewiges Muster und Beispiel eines christlich-katholischen
Künstlers hinzustellen, wie dies schon Rio und Andere versucht. Man sollte
denken, nach all’ dem Vielen, was über den Meister geschrieben worden,
sei das Bild seiner künstlerischen Individualität endgiltig festgestellt. Dem
ist jedoch nicht so. Im Wesentlichen war Niemand von den Genannten
über den P. Marchese hinausgegangen und der künstlerische Entwicklungs-
gang des frommen Mönches blieb nach wie vor ein Räthsel. Ja, man be-
hauptete schliesslich, es sei unmöglich und zudem unnöthig, einen solchen
Entwicklungsgang zu constatiren. Damit schnitt man aber auch die Möglich-
keit ab, die Stellung des Frate in der Kunst seiner Zeit richtig zu be-
urtheilen. Neuerdings haben nun zwei Italiener, Domenico Tumiati und
Igino Benvenuto Supino versucht, der Forschung einen neuen Anstoss zu
geben. Die Werke der Beiden tragen einen gänzlich verschiedenen Charakter.
Tumiati1), wie es scheint ein begeisterter Anhänger des „Symbolismus“,

x) Frate Angelico, studio d’arte di Domenico Tumiati. Firenze, Presso Ro-
berto Paggi. 1897.
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