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Repertorium für Kunstwissenschaft — 21.1898

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Graeven, Hans: Die Vorlage des Utrechtpsalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.68268#0040

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Die Vorlage des Utreclitpsalters.
Von H. Graeven.
Nachdem lange Zeit über Herkunft und Alter des Utrechtpsalters
sehr verschiedene Meinungen geherrscht hatten, darf es jetzt als feststehend
gelten, dass dasjenige Land, das im Mittelalter viele Jahrhunderte hindurch
die führende Rolle in der abendländischen Kunst spielte, dass Frankreich
die Heimat der wichtigen Bilderhandschrift ist. Sie ist frühzeitig nach
England gewandert und hat dort mehrfache Nachahmungen angeregt,
zuletzt gehörte sie der Biblioteca Cottoniana, kam aber im 17. Jahrhundert
abhanden und gelangte schliesslich nach Utrecht, in Folge dessen sie
unter dem Namen der Utrechtpsalter bekannt ist.* 2) Geschrieben undillu-
minirt wurde der Codex im ersten Drittel des IX. Jahrhunderts zu Haut-
villers, einem Kloster der Diöcese Rheims, wie die scharfsinnigen Unter-
suchungen Adolf Goldschmidt’s3) und Paul Durrieu’s4) ergaben. Beide
Forscher waren unabhängig von einander und auf verschiedenem Wege
zu dem gleichen Resultate gelangt, das dadurch um so sicherer erscheint.
Goldschmidt’s Untersuchung endigte mit der Frage, „bis zu welchem
Grade müssen (den Malern zu Hautvillers) Vorbilder zu Grunde gelegen
haben, spätrömische oder byzantinische?“ Sein Buch der „Albanipsalter
in Hildesheim“ brachte die Antwort. Hier wird zunächst aus den mannig-
fachen Correcturen der Zeichnung geschlossen, dass im Utrechtpsalter
nicht eigene Erfindungen des Malers vorliegen, sondern dass er direct
eine Vorlage copirte. Die Zweitheilung des Psalters mit dem starken Ein-
schnitt vor dem 77. Psalm weist nach Byzanz, in mehreren griechischen
Handschriften sind Parallelen zu einzelnen Darstellungen des Utrechter
x) Vortrag gehalten in der byzantinischen Section des XI. Internationalen
Orientalisten-Congresses zu Paris.
2) Ein vollständiges Facsimüe der Handschrift erschien 1875: Latin Psalter
in the University Library of Utrecht, formerly Cotton Ms., Claudian C VII, photo-
graphed and produced in facsimile by the permanent autotype process of Spencer
Sawyer Bird and Co, London. Zur Geschichte der Handschrift vergl. Birch, The
history art and palaeography of the ms. styled the Utrecht Psalter, London
1876 p. 72 ff.
3) Der Utrechtpsalter I, in dieser Z. Bd. XV 1892 p. 156.
L’origine du psautier d'Utrecht, in den Melanges Julien Havet 1895 p. 639
 
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