Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 21.1898

DOI Artikel:
Frimmel, Theodor von: Zu Abraham Godyn
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.68268#0303

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zu Abraham Godyn.
Die Galerie des Eudolfinums zu Prag hat im Laufe des vorigeu
Jahres (1897) ein heachtenswerthes Bild: Jael und Sisara von dem
Antwerpener Maler Abraham Godyn angekauft. Godyn gehört zu den
Künstlern des späten XVII. und frühen XVIII. Jahrhunderts, die nach
guten Ueberlieferungen mit fertiger Hand gemalt haben. Er ist von
der Kunstgeschichte bisher sehr stiefmütterlich behandelt worden, und
meines Wissens ist die Prager Galerie die erste, die eines seiner Werke
ausstellt. Die Antwerpener Litteratur kennt ihn als Schüler des Henricus
Hergauts und als Lehrer des Marten Josef Geeraerts sowie als kaiserlichen
Hofmaler.1) Als solcher ist er auch in der Wiener Litteratur, beziehungs-
weise in Büchern über Wien, verzeichnet.2) Manches Andere über Godyn
wird bei Dlabacz im Künstlerlexikon für Böhmen mitgetheilt, aus dem
auch Nagler’s Lexikon geschöpft hat. Was bei Füssli und Kramm steht,
ist neben der schon genannten Litteratur nicht von Belang. Nach den
Angaben bei Dlabacz wurde Abraham Godyn 1687 nach Prag gerufen, „um
das neu aufgeführte Schloss Troja unweit Prag zu malen“. Es waren
Wandgemälde mit geschichtlichen Darstellungen, die er auszuführen hatte.
Sie wurden 1693 vollendet. Der Künstler unterschrieb sich darauf als
„Abraham Godyn Antwerpiensis“. Auf die Schicksale dieser Wandmalereien
gehe ich nicht ein. Der Künstler war spätestens 1711 wieder in Antwerpen.
Denn damals wurde er als Freimeister der Antwerpener Lukasgilde ver-
zeichnet. Während seines Prager Aufenthaltes hat Godyn jedenfalls auch
Tafelbilder geschaffen, die dann eine Zeit lang im Besitz von Prager
Kunstfreunden verblieben sein dürften. So findet man im Katalog der
Galerie, welche die Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag zu-
sammengestellt hatte, 1835 zwei Bilder von A. Godyn verzeichnet: Die
Verstossung der Hagar und: Abraham’s Weib Sara, des Ehebruches be-
schuldigt, besteht die Feuerprobe. Dieses Werk war mit 1692 datirt. In
der kaiserlichen Burg zu Prag befanden sich 1777 viele Bilder von Godyn,

J) Vergl. Liggeren, II nach Register und Van den Branden, S. 1215.
2) Hierzu Schlager: Materialien zur österreichischen Kunstgeschichte, und
Küchelbecker: allerneueste Nachricht vom röm. Hofe (S. 186).
 
Annotationen