Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 21.1898

DOI Artikel:
Goldschmidt, Adolph: Der Hamburger Meister vom Jahre 1435
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.68268#0128

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Hamburger Meister vom Jahre 1435.
In elf Lichtdrucktafeln herausgegeben von Johannes Nöhring. Mit kunst-
geschichtlichen Erörterungen von Hofrath Prof. Dr. Friedr. Schlie, Lübeck.
Als vor einer Reihe von Jahren Lichtwark eine stattliche Zahl von
Bildern alter Hamburger Maler aus der Zerstreuung zusammengebracht
hatte und mit ihrer Hilfe eine Vorstellung von der Kunst der Stadt in
vergangenen Jahrhunderten bei den Besuchern der Kunsthalle hervorrief,
da stand an der Spitze ein Zeitgenosse der Van Eyck, ein Unbekannter,
dessen Bild, bis dahin von Wenigen gesehen, im Altarraum der Petrikirche
gehangen hatte. Jetzt ist dieses Bild, Christus als Schmerzensmann, mit
noch 10 andern Tafelbildern in gut gelungenen Nöhring’schen Lichtdrucken
mit einem Text von Schlie publiciert worden.
Die Schweriner Galerie ist in dem Besitz der Ueberreste eines
Altarschreines des Hamburger Meisters. Ebenso wie das Christusbild war
auch dieser Altarschrein in einer Hamburger Kirche gewesen, in S. Johannis,
wo er, wie Schlie durch die Identificieruug mit einer Abbildung in Sta-
phorst’s Hamburgischer Kirchengeschichte aus dem vorigen Jahrhundert
früher schon nachgewiesen hatte, die Capelle der Englandfahrer schmückte,
die dort 1435 ihren Altar erhielten. Dadurch, dass die Legende des
heiligen Thomas von Canterbury auf dem Altar direct auf die England-
fahrer Bezug nimmt, ist das Datum der Entstehung nicht vor 1435 zu
setzen. Der Meister gehört offenbar zu den besten in Deutschland, von
denen uns aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts Werke bewahrt
sind. Firmenich-Richartz rühmt ihn schon in seiner Abhandlung über die
Kölnischen Maler in der Zeitschrift für christliche Kunst (Bd. VIII S. 247),
Schlie behandelt ihn jetzt ausführlicher, aber seine Schrift ist doch nur
ein kurzer Begleittext der Nöhring’schen Lichtdrucke, der aus einer sum-
marischen Einleitung und aus einer kurzen Inhaltsbeschreibung der ein-
zelnen Tafeln besteht. Abgesehen von einer eingehenderen Charakteri-
sirung der Bilder, die bei einem neu vor das Publicum gebrachten Meister
wohl angebracht wäre, lässt sich auch an äusseren Angaben noch Manches
zu den Bemerkungen Schlie’s hinzufügen.
Schlie zeigt an der Hand der alten Abbildung, dass acht der Fragmente
in Schwerin das innere, später auseinandergesägte Flügelpaar gebildet
 
Annotationen