Jacopo de’ Barbari und Albrecht Dürer.
Von Ludwig Justi.
(Schluss.)
Der Einfluss Dürer’s auf Jacopo de’ Barbari.
Unsere Ergebnisse sind bis jetzt folgende:
Aus der Technik beider Stecher geht hervor, dass sie in engen
directen Beziehungen gestanden haben müssen, und zwar 1503 — 1505.
Dies findet eine Unterlage in dem urkundlich feststehenden Zusam-
menarbeiten beider in Wittenberg 1503, in dem gemeinsamen Aufenthalt
zu Nürnberg (1504? und) 1505.
Es wird bestätigt durch das Einsetzen von Dürer’s Proportionsstudien:
bis 1503 arbeitet er ohne solche, 1503 beginnt er, nach Jacopo’s Anregung,
den Vitruv vorzunehmen.
Zur selben Zeit können wir noch jene anderen zuletzt behandelten An-
regungen des Venezianers constatiren: 1503 beginnen die regelmässigen
grossspurigen Monogrammirungen, die vorher in Zeichnungen selten sind,
in Stichen fast ganz, in Holzschnitten ganz fehlen; 1503 taucht Täfelchen
und Zettel für das Monogramm auf; gleichzeitig erscheinen Motive italie-
nischer Architektur und Nachbildungen des belvederischen Apollo.
Es handelt sich jetzt darum, wie jene Uebereinstimmung der Stichel-
führung zu erklären ist.
Da ist nun der Thatbestand einfach der, dass die Technik bei Jacopo
de’ Barbari gleichsam stagnirt, während sie sich bei Dürer langsam ent-
wickelt, um sich dann in den folgenden Jahren ebenso langsam wieder
abzuwandeln.
Dürer’s Stechkunst löst sich aus Schongauer heraus.1)
Die lang hinziehenden Linien, die Dürer mit Jacopo gemein
hat, die Schongauer fremd sind, bereiten sich langsam bei ihm vor. Erst
ganz schwache Anklänge zeigt das Paar B. 93. In der zweiten Hälfte
der neunziger Jahre treten diese langgezogenen Linien mehr und mehr
x) von Lützow, Geschichte des deutschen Kupferstiches und Holzschnittes,
meint S. 97: „Dürer knüpft auch als Stecher an die Vorläufer an, vornehmlich
an Schongauer, Jac. de’ Barbari und Mantegna (1).“
Von Ludwig Justi.
(Schluss.)
Der Einfluss Dürer’s auf Jacopo de’ Barbari.
Unsere Ergebnisse sind bis jetzt folgende:
Aus der Technik beider Stecher geht hervor, dass sie in engen
directen Beziehungen gestanden haben müssen, und zwar 1503 — 1505.
Dies findet eine Unterlage in dem urkundlich feststehenden Zusam-
menarbeiten beider in Wittenberg 1503, in dem gemeinsamen Aufenthalt
zu Nürnberg (1504? und) 1505.
Es wird bestätigt durch das Einsetzen von Dürer’s Proportionsstudien:
bis 1503 arbeitet er ohne solche, 1503 beginnt er, nach Jacopo’s Anregung,
den Vitruv vorzunehmen.
Zur selben Zeit können wir noch jene anderen zuletzt behandelten An-
regungen des Venezianers constatiren: 1503 beginnen die regelmässigen
grossspurigen Monogrammirungen, die vorher in Zeichnungen selten sind,
in Stichen fast ganz, in Holzschnitten ganz fehlen; 1503 taucht Täfelchen
und Zettel für das Monogramm auf; gleichzeitig erscheinen Motive italie-
nischer Architektur und Nachbildungen des belvederischen Apollo.
Es handelt sich jetzt darum, wie jene Uebereinstimmung der Stichel-
führung zu erklären ist.
Da ist nun der Thatbestand einfach der, dass die Technik bei Jacopo
de’ Barbari gleichsam stagnirt, während sie sich bei Dürer langsam ent-
wickelt, um sich dann in den folgenden Jahren ebenso langsam wieder
abzuwandeln.
Dürer’s Stechkunst löst sich aus Schongauer heraus.1)
Die lang hinziehenden Linien, die Dürer mit Jacopo gemein
hat, die Schongauer fremd sind, bereiten sich langsam bei ihm vor. Erst
ganz schwache Anklänge zeigt das Paar B. 93. In der zweiten Hälfte
der neunziger Jahre treten diese langgezogenen Linien mehr und mehr
x) von Lützow, Geschichte des deutschen Kupferstiches und Holzschnittes,
meint S. 97: „Dürer knüpft auch als Stecher an die Vorläufer an, vornehmlich
an Schongauer, Jac. de’ Barbari und Mantegna (1).“