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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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Weizsäcker, Heinrich: Noch einmal der fragliche Dürer in Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0098

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Heinrich Weizsäcker:

graphische Publicationen (1896) niedergelegt3), wo auf Tafel 21 auch eine
gute Lichtdrucknachbildung der in Frankfurt befindlichen Darstellung
Christi gegeben ist; ich selbst habe mich im gleichen Sinne in dem von
mir bearbeiteten Theile des Quilling’schen Handbuches der Sammlungen
des städtischen historischen Museums zu Frankfurt a. M. (1901) ausge-
sprochen4). Haack scheint die von Bayersdorf er gegebene Mittheilung,
die er nicht erwähnt, übersehen zu haben. Was meine eigenen Aus-
führungen betrifft, die vorläufig nur in einem Frankfurter Localblatt zum
Abdruck gelangt sind, nehme ich von vornherein nichts Anderes an. Um
so weniger aber trage ich Bedenken, das dort Gesagte an dieser Stelle
ausführlicher zu wiederholen.
Weitaus das schönste unter den vier in Rede stehenden Bildern
ist das Portrait beim Freiherrn von Holzhausen. Es ist von besserer Er-
haltung als die übrigen und Alles in Allem eine ausserordentlich pikant
und fein charakterisirte Schöpfung, die es durchaus nicht unbegreiflich
erscheinen lässt, dass man bei seiner Namengebung wiederholt so hoch
hinaufgegriffen hat. Dürer freilich hätte seine Sache doch noch besser
gemacht. Gemalt ist das Bild auf Lindenholz. In der zeichnerischen
Behandlung, die übrigens eine schon reichlich entwickelte Routine auf-
weist, entspricht es genau den Altargemälden; hier wie dort findet sich
eine sorgfältige Conturirung, die durchgehends dünn mit Beinschwarz, in
den Mundlinien jedoch mit Krapproth eingetragen ist. Identisch ist
ferner hier wie dort das tiefe und warme Colorit; der gesunde und an
Nase und Lidrändern leicht geröthete Fleischton des Bildnisses entspricht
im Besonderen den männlichen Köpfen der grösseren Bildtafeln. Im Ein-
zelnen bietet sich zu lehrreichem Vergleiche namentlich auf der Darstel-
lung Christi die, in der Composition nur unscheinbar hervortretende
gebückte Gestalt des Sacristans zur Linken, der den Mantelsaum des
Priesters hält: der Kopf dieser Figur wiederholt, nur in einem etwas
derberen Vortrag, genau das in dem Bildniss beobachtete technische Ver-
fahren, und eine fast vollständige Uebereinstimmung zeigen die linken
Hände beider Figuren, die beide einen Rosenkranz halten, man vergleiche
vor allen Dingen den etwas verunglückten Ansatz der untersten Finger-
glieder an der Mittelhand und die auffallend prononcirte Zeichnung der
unter der Haut vortretenden Adern auf dem Handrücken. Aehnliche
3) Einer kleinen sachlichen Richtigstellung bedarf diese Notiz nur insofern,
als sie besagt, die Mainzer Tafeln stammten aus der dortigen Dominicanerkirche.
Ueber ihre Herkunft ist nichts Sicheres bekannt, Rieffel hat jedoch die nicht un-
wahrscheinliche Vermuthung, dass sie für das alte kurmainzische Collegiatsstift zu
St. Stephan gemalt worden sind.
4) »Die Sammlungen des städtischen historischen Museums zu Frank-
furt a. M.,“ herausgegeben von Dr. F. Quilling; darin „die Gemälde des fünf-
zehnten und sechzehnten Jahrhunderts“ von dem Verfasser der obigen Aus-
führungen. Die vor Jahresfrist in den „Frankfurter Nachrichten“ veröffentlichten
Beiträge erscheinen demnächst in Buchform.
 
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