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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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Schmitt, Franz Jacob: Die 1902 abgerissene Sanct Carolus Borromäus-Kirche des ehemaligen Paulaner-Klosters in München's Vorstadt Au
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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0251

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Die 1902 abgerissene Sanct Carolus Borromäus-Kirche
des ehemaligen Paulaner-Klosters in München’s Vor-
stadt Au.
Von Architekt Franz Jacob Schmitt in München.
Die heute eine ausgedehnte Vorstadt München’s bildende Au mit
ihrer von 1830—1839 durch Ohlmüller erbauten Mariahilf-Hallenkirche
verdankt vornehmlich der Ausführung des „Neudeck“ genannten Jagd-
schlösschens ihre Entstehung. Unter den Herzögen Wilhelm IV (1493 bis
1550) und Wilhelm V (1548—1626) entstanden weitere Bauten für das
Hof- und Jagdgefolge, so der Falkenhof, das Pagenhaus und das Jäger-
häuschen. Herzog Wilhelm V, der Fromme, beschloss, nächst seinem
„Neudeck“ ein Gotteshaus zu erbauen, dessen Herstellung 1621 begann,
und bereits im Jahre 1623 konnte die Consecration zu Ehren des heiligen
Cardinals und Erzbischofs Carolus Borromäus von Mailand durch den
Freisinger Fürstbischof Vitus Adam von Gebeck (1618—1651) erfolgen.
Schon 1597 hatte Herzog Wilhelm V seinem ältesten Sohne Maximilian I
die Regierung Bayern’s überlassen und dieser Kurfürst berief im Jahre 1627
die Patres vom Orden des heiligen Franciscus von Paula (1416—1507) zu
dem vollendeten Gotteshause, indem er ihnen dabei ein Klösterlein er-
richtete. Die nächste Sorge des neuen Conventes war auf die Ausführung
einer Kapelle ihres Ordensstifters gerichtet und diesem berechtigten
Wunsche wurde auch durch Herzog Albert entsprochen. Zum neuen
Kloster wurde im Jahre 1660 der Grundstein gelegt, ein schöner Garten
schloss sich an die ausgedehnten Gebäude, in welchen dann, gemäss der
1629 vom Kurhause gemachten ewigen Stiftung, fortan 16 Religiösen dem
Dienste des Herrn obliegen sollten.
Das Paulaner-Kloster wurde 1799 aufgehoben, Anfang des XIX. Jahr-
hunderts als französisches Feldspital benutzt und 1807 in ein Straf-Arbeits-
haus umgewandelt, dieses dauerte in der Vorstadt Au bis 1902, wo es in
einen Neubau zu Straubing an die Donau verlegt worden ist. Wohl ist
Peter de Witte, genannt Candido, aus Brügge (1548—1628) als der Maler
bekannt, dem die Paulaner-Kirche das Choraltarblatt mit dem Bildnisse
des heiligen Carolus Borromäus (1538—1584) verdankte; den Architekten
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXV. i g
 
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