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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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Jacobsen, Emil: Italienische Gemälde im Louvre, [2]: kritische Notizen zu den im neuesten Katalog angeführten Bildern, sowie zu den vielen neuen Erwerbungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0303

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Italienische Gemälde im Louvre.

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kommt ein neues Motiv vor: der kleine Christus und Johannes, in eifrigem
Gespräche lustwandelnd. Der Hieronymus ist eine Lieblingsgestalt bei
Sellajo und erscheint häufig in seinen Bildern, z. B. sehr ähnlich in einem
Gemälde im Schlesischen Museum zu Breslau. Das Vorbild für alle diese

dienst Mackowsky’s, diesen Maler uns als greifbare Künstlergestalt vor Augen
geführt zu haben. Es ist aber natürlich, dass der seinem Artikel beigefügte
Katalog der Werke des Meisters als erster Versuch nicht ganz vollständig sein
konnte. So befindet sich in der Pittigalerie ein Tondo Nr. 364, mit der Anbetung
des Kindes und im Mittelgründe der so häufig bei Sellajo vorkommenden Gestalt
des hl. Hieronymus und einigen Hirten. Dies Bild mit den für Sellajo charakte-
ristischen Typen seiner Frühzeit, mit seiner eigenthümlichen Landschaft ist ein
sicheres und gutes Werk des Meisters. In der Handzeichnungsammlung der
Uffizien (Rahmen 85 Nr. 192) habe ich für das Kind eine Federstudie ge-
funden, die von Interesse ist, da man, soviel ich weiss, bis jetzt keine Zeich-
nungen des Künstlers nachgewiesen hat. Ein anderes bedeutendes und viel umfang-
reicheres Bild aus seiner späteren Zeit befindet sich in der Sacristei von
S. Lorenzo. Es stellt wieder die Anbetung des Kindes mit Hieronymus, Franciscus
und dem kleinen Johannes dar. Oben Gottvater von Engeln und Cherubim um-
geben. Im Hintergründe nahen sich Tobias und der Engel, ein Zug, der bei
Sellajo sehr häufig wiederkehrt. Das Fresco mit dem büssenden Hieronymus, der
im Bargello als Pendant zu dem Tondo mit der Madonna von Mainardi an die Wand
gemalt ist (Kapelle) steht unseremMeister sehr nahe, rührt jedoch von einem anderen
verwandten Schüler Ghirlandajo’s, Namens Allessandro Fiorentino her. In der
Panciatichigalerie (den 31. März u. f. T. versteigert) befanden sich dagegen ein schlecht
erhaltenes Madonnenbild von ihm und die alte Copie eines büssenden Hieronymus in
belebter Landschaft (Nr. 52 und 58 unter grösseren Namen, beide reproducirt im
Auctionskatalog). Endlich kann der thronende Antonius Abt zwischen zwei Heiligen
(SS. Vincenzo und Georg?), soweit ich sehen kann (das Bild ist schlecht be-
leuchtet und theilweise verdeckt) sowie auch die Gestalt des hl. Jacobus am
ersten Altar rechts in Or San Michele keinem Anderen als Sellajo zugschrieben
werden. Andererseits vermag ich nicht alle die ihm in Florenz zugeschriebenen
Bilder anzuerkennen. In der kleinen Sammlung von S. Apollonia hat der Ver-
fasser ihm mehrere Gemälde zugewiesen. Der „Gekreuzigte zwischen Maria und
Hieronymus" ist meiner Ansicht nach ein „Centone“. Die Christusfigur geht auf
Botticini, die Maria auf Castagno, der Hieronymus auf Botticelli zurück, diese Figur
ist augenscheinlich von dem hl. Augustin in Ognissanti inspirirt. Die „Anbetung der
Könige“ ist eine alte Schul-Copie nach Ghirlandajo. Die „Grablegung“ ist wahrschein-
lich von demselben Künstler, der diese Copie gemacht hat (beide aus der Badia di
Settimo), einem Schüler von Ghirlandajo oder vielleicht von Sellajo selbst, denn
sie geht auf dessen Grablegung, die sich im Provinzialmuseum zu Hannover
befindet, zurück. Dasselbe gilt für die ähnliche Composition in der florent.
Akademie (Nr. 150), während die Heimsuchung, Nr. 152, meiner Ansicht nach,
mit Sellajo nichts zu thun hat, sondern nur Schule der Pollajuoli genannt
werden kann (das genaue Vorbild für die Hauptgruppe befindet sich unter den
Stickereien des Dom-Museums). Die 'thronende Madonna auf Gewölk in den
Uffizien (aus der Hospitalsammlung von S. Maria Nuova) ist von Cosimo Roselli
und die drei schlechterhaltenen Esthergeschichten (Nr. 66—68) möchte ich auch
als Werke Sellajo’s bezweifeln. Sie zeigen theils Anklänge an die Esthergeschichten
 
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