Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

DOI article:
Jacobsen, Emil: Italienische Gemälde im Louvre, [2]: kritische Notizen zu den im neuesten Katalog angeführten Bildern, sowie zu den vielen neuen Erwerbungen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0307

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Italienische Gemälde im Louvre.

293

storico dell’Arte, 1896: „Le Gallerte Brignole-Sale Deferrari“ auf die ihm
zugeschriebenen Gemälde in Genua, welche aber im Stil sehr von einander ab-
weichen, hingewiesen. Eins von diesen, das von mir ausführlich beschriebene
Allerheiligenbild, in S. Maria di Castello, ist aber mit Brea’s vollem Namen
und der Jahreszahl 1513 bezeichnet. Es ist — ich muss es bekennen —
sowohl was die Figuren, das Colorit und die Landschaft betrifft, beträcht-
lich abweichend von dem Louvrebild. Da dieses aber wahrscheinlich in
der Mitte der neunziger Jahre des Quattrocento und jenes 1513 entstanden
ist, ist die Möglichkeit vorhanden, dass der Meister in dieser Zwischenzeit
seinen Stil geändert hat. Brea malte Johannes den Evangelisten in der
grossen Pala von Foppa in St. Maria di Castello zu Savona.76)
Italienische Schule. Anfang des XVI. Jahrhunderts. 515.
Maria mit dem Kinde. Auf dem Namensschilde irrthümlich dem Gregorio
Schiavone zugeschrieben. Das Bild zeigt nur eine oberflächliche Aehn-
lichkeit mit ihm. Die Gesichtsformen sowohl bei Maria wie bei den
Kindern und Engeln sind sehr verschieden. Es hat allerdings einen aus-
geprägten paduanischen Charakter und ist direct oder indirect von Padua
abhängig. Fruchtkränze, Reliefs, Formen, Falten, Alles deutet darauf hin.
Als Kennzeichen merke man sich das bei dem Kinde und den Engeln strahlen-
förmig von der Stirn ausgehende Haar, sowie auch die Gewänder, die stufen-
weise ankleben und aufblähen. Venturi wurde an die Gebrüder degli Erri
erinnert. Das Bild wird noch einmal im Katalog unter Nr. 1523 angeführt.
Italienische Schule XVI. Jahrhundert. 532. Männliches Bild-
niss (Salon Carre). Der junge Mann in ungezwungener, edler Haltung
blickt sehnsuchtsvoll in die Ferne. Wie das oben erwähnte Frauenbildniss
gehört es zu den in jener Periode nicht gerade sehr häufig vorkommen-
den Bildnissen, die in erster Linie durch den Ausdruck interessiren wollen.
Solche Bildnisse wirken künstlerisch im Gegensatz zu den zahlreichen
modernen Versuchen in dieser Richtung, weil sie in ihrer Bewegtheit nur
bis zu einer gewissen Grenze gehen, während die Modernen für das noth-
wendige künstlerische Zurückhalten in der Regel keinen Sinn haben. Das
Gesicht, halb in dunklen Schatten getaucht, zeigt kleine feine, scharf-
geschnittene Züge von grosser Concentration. Zum Ausdrucke tragen die
tiefbeschatteten Augen viel bei. Wer ist der Autor? Viele Meisternamen
sind genannt worden. In früheren Katalogen galt es als ein Francesco
Francia und noch früher als ein Raffael. Morelli schreibt es, wie auch
ein verwandtes (?) Bildniss in der Galerie Pitti, dem Ridolfo Ghirlandajo
zu, Crowe und Cavalcaselle denken an Franciabigio, B. Berenson hat eine
alte Benennung77) Bugiardini wieder aufgenommen. Von Francia sind
76) Die volle Bezeichnung lautet nach Soprani so: „Ludovicus Brea Niziensis
faciebat Anno 1513“. — Mündler erwähnt in seinem „Essai d’une Analyse critique
etc.“ S. 222 ff. ein Altarwerk in sechs Abtheilungen, das er Lodovico Brea zu-
schreibt. Catalogue Villot, 1849 No. 537. Wohl jetzt in irgend einem Provinz-
museum ausgestellt.
77) Siehe Crowe & Cavalcaselle, History of Painting, III S. 505.
 
Annotationen