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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

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Nr. 8
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Schur, Ernst: Die Raumkunst in Dresden 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0092

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Atbin Müiter (Magdeburg). Gartenpaviiion.
Farbensinn. Sie machen einen geschiossenen
Eindruck. Sehr feieriich wirkt das in heiien
Farben gehaitene Trauzimmer für ein Standes-
amt, das sich Magdeburg geleistet hat, das
Aibin Mülier entwarf. Mit den Mitteln dekora-
tiver Gestaitung ist hier aufs feinste jene feier-
liche Stimmung erreicht, die hervorzurufen
Zweck dieses Raumes ist. Der Vorraum ist in
dunkiem Biau gehalten. Eine geheimnisvolie
Stimmung, wie sie für diesen Warteraum paßt,
teilt sich ruhig dem Besucher mit und wird
noch erhöht durch eine Piastik, eine hgüriiche
Gruppe, in Marmorzement gegossen, ein männ-
licher und ein weibiicher Kopf, die sich einander
zuneigen, die in den abgeschiossenen, erker-
artigen Ausbau gesteiit ist. Öffnet sich die hohe,
schmale Tür, so Hutet mit einem Maie helies,
rosig-weißes Licht dem Eintretenden entgegen.
Auf weichen fraisefarbenen Teppich tritt der
Fuß. Die Wandvertäfelung des wie ein Fest-
saal und doch intim gestaiteten Raumes ist in
weiß Ahorn ausgeführt. Die Giasfenster leuchten

in giühendem Rot, das wie ein Kranz den
unteren Teil des Fensters umzieht, während
der obere Teii in ruhigem Weiß strahlt. Auch
die Decke ist heii. Der Kamin zeigt in hoher,
schmaler Form Lüsterkacheln von schöner,
warmer Tönung. Die Beleuchtungskörper sind
dem chorartigen Aufbau, vor dem der außer-
gewöhnliche hochragende, schmale Stuhl des
Beamten steht, in eigenartiger Weise oben
eingefügt. Auf dem Pult liegt, neben schweren,
breitßächigen Tintenfässern in Goldbronze, das
Traubuch, dunkel-violettes Leder mit schmaler
Goldverzierung. Ohne irgendwie in Künstelei
zu verfallen, hat es der Künstler verstanden,
dem Raum, den jeder nur in den feierlichsten
Momenten des Lebens betritt, ein festliches
Aussehen zu geben. Alles Nüchterne ist ge-
nommen, und bleibend wird sich dieser Eindruck
jedem Besucber einprägen.
Besondere Erwähnung verdienen die Arbeiten
in dunklem Serpentinstein, zu denen Müller
die Entwürfe lieferte; sie sind dem Material

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