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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 30.1920

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Heft 1
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Schmid, Heinrich Alfred: Konrad Witz
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https://doi.org/10.11588/diglit.26486#0033

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Komad Wrtz.

des Brotherrn des Jan van Eyck, gestanden hat. Jn
diesen Jahren ist der Markstein der neuen Malerest der
berühmte Genter Altar, begonnen worden,denn Hubert,
der ältere der beiden Schöpfer, ist scbon 1426 gestorben.
Konrad Witz, der sich bis zum Jahre 1427 in seiner Vater-
stadt aufgehalten hat, war zur Aeit des Konzils (1414/18)
vielleicht schon in den Jahren gewesen, wo man damals
wenigstens als Maler seine Ausbildung vollendete und als
Meister seinen Beruf selbständig auszuüben anfing. Er
muß dann mit seinem Vater in Rottweiltätig gewesen sein,
und, wenn er nicht schon auf der Kirchenversammlung
Werke und Maler des neuen Stils kennen gelernt hatte,
was fast selbstverständlich ist, so hatte er wenigstens
damals Gelegenheit, von einem Sachverständigen zu er-
fahren, was in der Malerei der Niederlande vorgegangen
war. Im Jahre 1434, kurz nach Beginn des neuen Kon-
zils,das in Basel getagt hat,ister hiernachweisbar. Ersteht
damals bereits im reifen Mannesalter. Ein Iahrzehnt
später bezeichnet er einen Altar in Genf, den er für einen
der Konzilsprälaten,den Kardinal Bischof Franz von Mies
in Genf, geschaffen hat und von dem zwei beiderseits
bemalte Tafeln mit dem alten Rahmen und der latini-
sierten Bezeichnung: Conradus Sapientis de Basilea
erhalten sind. Dieses Werk hat zur Feststellung der er-
Haltenen übrigen Werke und seines Lebensganges durch
Daniel Burckhardt geführt. Im Sornmer 1447 wird
er als verstorben erwähnt. Seine letzte Tätigkeit fällt
also ungefähr mit der des Jan van Eyck, die wir
genauer verfolgen können, zusammen, denn dieser ist
1441 gestorben und seine datierten Werke fallen alle in
die 30er Iahre, die Vollendung des Genter Altars in
das Iahr 1432.

Konrad Witz stellt Raum und Form so dar, wie es
Hubert und Jan van Eyck tun, und nicht so wie seine Vor-
gänger in Konstanz. Es ist ganz ausgeschlossen, daß seine
Art zweimal zu gleicher Zeit in zwei Malerfamilien, die
voneinander wußten, erfunden wurde, und die Tradition
hat offenbar recht, wenn sie die van Eyck als die großen
Erfinder rühnrt und die beiden Witz vergessen hat.
Konrad Witz ist auch sonst noch auf Schritt und Tritt an-
geregt durch große Maler aus den Niederlanden, aber er
ist in jedem Bilde eigenartig, sehr persönlich, kein An-
empfindler, sondern ein ganzer Mann und ernster
Künstler, ein Mensch, der bloß einem Hubert und Jan
van Eyck nicht gewachsen war.

Wir können seine Leistungen abschätzen, denn wir
kennen heute auch Geschmack und Stil in Malerei und
Plastik, die seiner Tätigkeit vorausgingen und in seiner
Jugend,d.h. während des Konstanzer Konzils und zu Be-
ginn der Hussitenkriege, in Deutschland herrschend waren.
Es war die Blütezeit der Kölner und Prager Maler-
schulen, die Aeit des sogenannten Meisters Wilhelm, d. h.
die Aeit, in der jene Gemalde entstanden sind, die früher
dem urkundlich bezeugten Meister Wilhelm von Herle
zugeschrieben worden sind. Es herrschte in Deutschland
ein ritterlich vornehmer Stil, gleich adlig und fein in der
religiösen Empfindung wie in Farbe und Ausdruck,
Form und Bewegung, und die Bildhauerei, in der die
Mängel der perspektivischen Darstellung nicht in die Er-
scheinung treten, hat in dieser Aeit vom Schönsten und
Vollendetsten geschaffen, was aus früheren Aeiten
erhalten ist.

Der Stil ist international; zwar zeicbnen sich die
Kölner ganz besonders durch Feinheit des Ausdrucks und

Konrad Witz.

Die drei Getreuen bringen dem König David Wasser (Basel)
 
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