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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 31.1921

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Heft 1
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Schäfer, Wilhelm: Johann Greferath
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https://doi.org/10.11588/diglit.26485#0014

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Johann Greferath.
doch dekorativ ausgewogen sind, und er gibt sich seiner
Natur, d. h. seiner Anschauung leidenschaftlich hin, um
schließlich doch zu einer starken Räumlichkeit zu gelangen,
weil er im Schnittpunkt der malenden Kunst beiden
Mächten, dem Raum und der Fläche, gleich ausgesetzt
bleibt. Ec ist also, was man zu allen Zeiten einen Maler
von Rasse nennt, ein lodernder Instinkt, bei den: letzten
Grundes alles auf eben diesen Instinkt ankommt. Wenn
ich von Cszanne ausgehend ihn kritisieren wollte, würde
ich etwa sagen: er sei noch weit von der Sicherheit dieses
Meisters im Dekorativen und Räumlichen entfernt; ini
Dekorativen durch die noch vielzuviel vom Eindruck ab-
hängende Kultur seiner Farbwerte und ihrer Verteilung;
im Räumlichen durch eine noch zu sehr der Silhouette
anhaftende Art seiner Raumgestaltung, während bei
Cszanne gerade die Silhouettenwirkung durch die in die
Tiefe gehende Führung so köstlich aufgehoben und
übertrumpft wird. Aber wer von den Lebenden kann
in dieser Meisterschaft überhaupt verglichen werden!
Gewiß nicht jene, die mit irgendwelchen: Rezept der
expressionistischen Bildgestaltung sich an der letzten
Schwierigkeit, eben der Bewältigung der Naturanschau-
ung vorbeidrücken.
Interessanter als die Weiterführung solcher Kritik,
die schließlich auf eine Lobpreisung Cszannes auslaufen
würde, ist der Versuch, das was Greferath vorstellt
als Kölner Maler, mit der Kölner Malerschule zu ver-
gleichen. Auf den ersten Blick scheint solcher Vergleich

unmöglich; aber wenn wir heute die spirituelle Schön-
heit dieser alten Dinge genießen, kann natürlich das Ver-
hältnis zur Zeit nur nachkonstruiert werden. Wir sehen
z. B. durchaus nicht auf den ersten Blick, was für ein
Naturalismus; d. h. was für eine Hinwendung zum
räumlichen Geheimnis der Malerei in diesen Bildern
gegenüber der starren Flächendekoration der Vorzeit lag:
wir sehen Milde und Ruhe, wo unbedingt höchste Leiden-
schaft und Inbrunst war. Alles das, was später kam,
hat an dieser Inbrunst zugunsten rein handwerklicher
Meisterschaft verloren. Wenn heute z. B. ein Künstler,
wie der überaus geschickte Ezzard, Bilder ausstellt, die
sich das Ergebnis jener Inbrunst durch Nachahmung der
Form zu sichern versuchen, so scheint er ihnen auf den
ersten Blick gewiß näher, um sich dann als bimmelweit
entfernt zu zeigen, weil ja gerade jene sich losringende
Kraft garnicht in seinen Bildern sein kann, indem sie
eben Nachahmung, wenn auch aus dem Gefühl, sind.
Für mich steht es außer Frage, daß es gerade seine In-
brunst, seine Spiritualität ist, die das eigentliche Wesen
des Malers Johann Greferath ausmacht. Er hat nur
das Unglück, sie anders zu suchen als die Zeitströmung des
Expressionismus. Wer aber von uns übersieht die Ver-
gangenheit und die Zukunft so, daß er einen Künstler-
schön sicher einstellen kann! Vielleicht könnte gerade er,
weil er ein inbrünstiger Sucher ist, den Anfang doch
wieder einer Kölner Malerschule bedeuten!
W. Schäfer.


Johann Greferath.

Blumen.
 
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