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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 31.1921

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Heft 1
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Barth, Wilhelm: Carl Burckhardt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26485#0024

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Carl Burckhardt.

Carl Burckhardt. Pferd und Manu. Seitenansicht vom Monumentalbrunnen
am Badischen Bahnhof in Basel. (Abb. 2.)


Hier schieden sich ihre Wege
als Künstler. Wahrend Altherr
es beklagte, dass gar nichts
malerisch sei in der römischen
Natur, und darob immer un-
glücklicher wurde, war es für
Carl Burckhardt ein wegweisen-
des Erlebnis, wie in dem fabel-
haft Hellen klaren Licht und der
durchsichtigen Atmosphäre alle
Dinge in einen, ganz neuen
Sinne formal seinen Augen sich
darboten. Die dunkle Münchner
Ölmalerei verflog wie ein böser
Traum. Glücklich über die gro-
ßen formalen Zusammenhänge
zwischen Landschaft und Figur,
die er entdeckte, malte er Akt
im Park der Villa Strohl-Fern
und fing gleichzeitig an zu mo-
dellieren. Der Plastiker war in
ihm erwacht.
Durch in Rom lebende deut-
sche Bildhauer kam er in den
Bann Mareesschen Wirkens,
wenn auch nur in seinen letzten
Ausklängen. Tuaillon und sein Freundeskreis waren
noch da, und durch diese Künstler ging dem werdenden
Bildhauer zum ersten Male auf, was gründliches künst-
lerisches Arbeiten sei. Gegenüber der Münchner Laxheit

sah er hier, wie Leute von der Art Tuaillons, der eben
seinen Sieger vollendet hatte, in einen, systematischen
Sinne schafften, von allen Seiten an ihr Modell heran-
gingen, ganze fertige Figuren nochmals zusammenschlugen
und neu aufbauten. Kurz, es
ging ihn, die Ahnung auf von
einer Frische und Weite des
Arbeitens, wie sie keine Münch-
ner Schulung ihm zu vermit-
teln vermocht hätte. Das Glück
wollte es, daß Carl Burckhardt
einen deutschen Kunstfreund
fand, der sich für seine Male-
reien interessierte, so daß er
seinen Aufenthalt in Italien
jahrelang fortsetzenkonnte. Sein
Interesse konzentrierte sich in
dieser Zeit immer mehr auf
eine große plastische Gruppe
zweier männlicher Figuren.
Die Arbeit an derselben führte
er mehrere Jahre weiter, doch
mußte er schließlich mangels ge-
nügender Mittel von einer de-
finitiven Ausführung absehen
und sie zugrunde gehen lassen.
Eines erlangte er aber wenig-
stens mit dieser großen Arbeit:
die Vorlage von Photographien
der Gruppe brachte ihn, ein
Stipendium des Bundes ein,
das ihn instand setzte, seine
Studien im Süden weiterzu-
führen. Als Bekrönung und
Abschluß derselben ist ein erstes


Carl Burckhardt.

Mann und Pferd. Vorderansicht vom Monumentalbrunnen
am Badischen Bahnhof in Basel. (Abb. Z.)
 
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