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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 31.1921

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Heft 1
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Barth, Wilhelm: Carl Burckhardt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26485#0029

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zugleich eine innerliche Zusammengehörigkeit sinnfällig
wird. Dabei hilft gerade die starke Übersetzung in einen
unnaturalistischen Stil und in eine aus dem Stein und
der Steinbcarbeitung entsprungene Fassung entscheidend
mit, solche Darstellungen schon rein materiell aus dem
Gesichtskreis trivialer Deutung herauszurücken.
Die bildhauerischen Mittel, nut denen der Plastiker-
gearbeitet hat, bauen sich aus den dynamischen Eigen-
schaften der kubischen Formen auf, die wenn auch fürs
erste unter den bekannten Formen eines Pferdes oder
eines Stiers wie verhüllt daliegend sich dennoch in ihrem
Eigcnwesen ergründen lassen. So wird z. B. eine Keil-
form, eine Zylinderform oder eine Kugelform in ihren
Wirkungen der vertreibenden Energie, der ruhig gleich-
mäßig fortwirkenden Kraft oder eines ruhigen Be-
harrens in allen Varianten und allen Graden der Form
und Stärke angewandt, um die Hauptbewegung der
ganzen Komposition zu unterstützen. Diese Tendenz ist
in der freien, durch Jahre hindurchgeführten Stein-
arbeit am fertigen Werk allerdings viel deutlicher zu
erkennen. Doch sieht man schon in der Abbildung nach
dem Entwurf (Abb. 2), wie z. B. das Konische der
Gesamtform des Pferdekopfes, das Keilförmige des
Pfcrdehalses, das Zylinderförmige des Pferdeleibs usw.
betont ist, und wie alle die Hauptformcn begleitenden
Nebenformen wie Haare, Wellen in der Ausdehnung

Carl Burckhardt.
ihrer spezifischen Form sich der Ausdehnung der Gesamt-
form anschließen. Jede Form legt ihr ausladendes
Gewicht nach vorn, damit eine Wellenbewegung, die
Pferd und Mann mitreißt, zustande komme. Eben
dieses Vorwärtsfluten ist es, was die Lösung der ge-
stellten Aufgabe im freieren Sinne bedeutet, indem es
uns aufs stärkste die Vorstellring eines Flusses erweckt.
Dieser flutenden Bewegung in den beiden Gruppen
gibt die plötzlich sie hemmende, zwischen ihnen sich ein-
keilende Treppe eine kontrapunktische Verstärkung.
Die Detailansicht der weiblichen Figur (Abb. 8) zeigt
uns diesen gleichen Aufbau innerhalb der menschlichen
Gestalt. Nicht die ruhende Stabilität ist gewollt, sondern
der Ausdruck jener elastischen Spannung, welche die
von der Welle vorwärts geworfene Figur aufbringen
muß, um sich der gleichmäßigen Kraft der Bewegung
einzufügen: darum der scheinbar übertrieben starke
Schwung der vollen Schenkel, die Schmalheit der
Hüften, die Gedrungenheit und Geschlossenheit der an
den Kopf gepreßten Arme. Gerade die Gefahr des
ruhigen Setzens, zu der die vollen runden Formen
leicht Anlaß gegeben hätten, wurde durch diese Disponie-
rung glücklich vermieden.
In der Detailabbildung des Mannes mit dem Pferd
(Abb. 3) fällt uns eine Übereinstimmung der spezifi-
schen Volumenausdehnung des Männerkopfes mit dem


Carl Burckhardt.

Korbträgerin (Bronze). (Abb. 10 u. I I.)
 
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