Karl Dietrich und Valdenaire. Preisgekrönter Denkmalsentwnrf für die Karlsruher
Fliegeropfer, Karlsruhe. (Abb. I .)
Denkmäler.
Georg Schreyögg. Entwurf zu einem Denkmal für die
Karlsruher Fliegeropfer, Karlsruhe. (Abb. 7.)
Konkurrenz für den Karlsruher Ehrenfried-
I Hof im vergangenen Winter gab wieder einmal
Gelegenheit, die Fähigkeiten der modernen Bild-
hauerkunst am Denkmal, dieser höchsten Aufgabe der
Plastik, zu prüfen. Es handelte sich dort zunächst um ein
Friedhofsdenkmal für die Gefalle¬
nen, fodann aber um ein Denk-
mal für die Fliegeropfer. Karls-
ruhe war bekanntlich der Schau-
platz böser Fliegerangriffe, und
kein Ereignis hat die Entsetzlich-
keit des „modernen Luftkrieges"
erschütternder dargetan als der
„Karlsruher Kindermord". Gewiß
haben die französischen Flieger,
die jene verhängnisvollen Bom-
ben warfen, nicht die Absicht ge¬
habt, soviel unschuldige Kinder-
leben zu töten; aber ein Krieg,
der es erlaubt, auf friedliche
Städte Bomben auszuschütten,
hat die Grenze zum Verbrechen
überschritten, er ist Mord und
Zerstörung geworden. So kann
ein Denkmal für die Karlsruher
Fliegeropfer kaum etwas anderes
sein als ein Mal des Entsetzens
und der Warnung für die kom-
menden Geschlechter; es müßte
in seiner letzten Ausprägung für
alle Zeit der Empörung gegen die Unmenschlichkeit des
modernen Krieges ein Sinnbild geben. Damit war der
Kunst freilich eine Aufgabe gestellt, die nahe an ihre
Grenzen ging und die jedenfalls im Rahmen der bisheri-
gen Sinnbilder kaum gelöst werden konnte. Ja, es fragt
sich, ob in diesem Fall eine stei-
nerne Inschrift nicht jedenfalls
das Stärkere gewesen wäre.
Jedenfalls hat die Bemühung
derKarlsruherKünstlerschaft keine
überzeugende Lösung gefunden.
Eine Durchprüfung der Entwürfe
wird dartun müssen, ob und in
welcher Richtung sie überhaupt
möglich war.
Der mit dem ersten Preis ge-
krönte Entwurf von Karl Dietrich
als Bildhauer und Valdenaire als
Architekt (Abb. 1), hat sich an das
nächstliegende Motiv gehalten,
den Schmerz der Mütter. Er hat
eine trauernde Mutter mit ihrem
erschlagenen Kind in eine Nische
gesetzt und dieser Nische einen
klassizistischen Umbau gegeben.
An die Fliegeropfer rind an das
Verbrechen erinnert in diesem
Fall nur die Inschrift (und die
auch nur den, der da weiß, was
am Fronlcichnamstag 1916 in
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