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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 31.1921

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Heft 4
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Röttger, Karl: Walter Ophey
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https://doi.org/10.11588/diglit.26485#0151

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Walter Opkey.

Abb. I : Farbige Zeichnung (.Kunstmuseum Essen.)


Walter Ophev.

er Maler Ophey fiel mir 1918 in der große»
Kunstausstellung im Kunstpalast in Düsseldorf
so stark auf, daß ich, nachdem ich ihn des öfteren
angesehen hatte, mich hinsctztc und ansing, über ihn zu
schreiben. Vorher muß er mir schon irgendwo begegnet
sein, ohne daß ich im Augenblick sagen könnte, wo; da
ich jahrelang ein mehr zufälliger Bildbetrachter war. -
Im Kunstpalast habe ich mehrfach beim Anschauen der
Opheyschcn Bilder das törichte Publikum beobachten
können, das bei einer so ausgemachten Schönheit —
schimpfen konnte. Die Ausstellung zeigte Stücke aus
einem Zeitraum von etwa zehn Jahren, 1907 bis 1917,
eine ausgezeichnete Kollektion, welche dartun mußte,
daß dieser Maler vielseitig sei, ohne Mlesköbner sein zu
wollen, und daß er eine sehr selbständige Persönlichkeit sei,
vor allem in der Eigenart, Blühhaftigkeit und der sym-
phonischen Zusammenfassung seiner Farben. Es scheint,
daß Ophey tief aus sich selber kommt. Ich sah einige Bilder
seines frühen Anfangs, die mir nichts zu besagen schie-
nen — und dann auf einmal ist er doch da. Bei großen
Lyrikern der Gegenwart habe ich Ähnliches beobachtet.
Aber irgendwo in den anscheinend nichtssagenden An-
fängen solcher Künstler, vielleicht nur in einer Nuance,
in einer Wendung oder Kurve steckt dann doch der wirk-
liche Anfang. Auf einmal steht dann dieser Maler als
ein Neuer da, mit einer Schönheit und mystischen Ver-
sunkenheit, daß man staunt. Der Übergang ist in einigen
wenigen Bildern sichtbar, etwa in einer „Parkallec",
die im Herbst in der großen Ophey-Aussteltungibei Flecht-
heim mit hing, in „Waldinneres" (in der Sammlung
Gottschalk, Düsseldorf) und einigen anderen. Da spürt

inan etwas von einer verflossenen Zeitwelle. Aber da-
neben gibt es dann schon (aus 1907) „Sternennacht",
ein Bild, das in aller Dunkelheit der wenigen Farben
bereits eine fast überirdische Klarheit des geistig-seelischen
Ausdrucks zeigt.
Natürlich ist innerhalb des Schaffens des reifenden
und reifen Ophey eine Entwicklung und ein Fortschreiten
zu verzeichnen; man nehme das schon reife — in Paris
gemalte — „Herbstblumen" neben seinen spateren Blu-
menstücken, und man wird erkennen, wie die Farbe
immer leuchtender, immer mehr mystisches Erlebnis wird.
Bei ihm zu sagen „Farbfrcudigkcit" — damit ist es nicht
getan; es liegt hier mehr vor. Es sind in moderner Bild-
kunst sehr viel seltsame und auch schöne Farbwirkungen
entstanden. Zu den schönsten und überzeugendsten zähle
ich neben denen Opheys die von August Macke; ohne
daß ich damit diese beiden Maler (auch Ophey liebt Macke)
in eine andere Beziehung bringen will als die: daß beide
Maler auf innerliche, aber unterschiedliche und ganz per-
sönliche Weise den Geheimnissen des gerade Malerischen
nachgehen . . .
Dazwischen scheint gelegentlich das Interesse für
starke Buntheit bei dem Maler nachzulassen, zart getönte
Bilder entstehen, wie „Bergstraße in Positano" oder ein
ganz in gelb und braun tiefster Melancholie getauchtes
Schloßbild „Liberme"(Verlag Koch,Münster). Dann blüht
es wieder auf, „Sandbruch" und „Mittelmeer", ein Bild,
das man noch als dem Neoimpressionismus verwandt be-
zeichnen darf, in grün, blau, rot, gelb, ein Bild, das noch
1918 im Kunstpalast in Düsseldorf den Meisten ein Anstoß
unter Opheys Bildern war (es ist 1911 gemalt), und das


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