Walter Ophey. Abb. 2 : Farbige Zeichnung.
man, glaub ich, noch einmal zu den schönsten Meerbildern
zahlen wird, die gemalt wurden (über diese neue Art,
Meer zu malen, wäre vielleicht einmal gesondert etwas
zu sagen; einstweilen hangt das Bild unverkauft in der
Wohnung des Künstlers). Dann kommen wieder auf-
rauschende Farbwellen wie „Herbstblumen", „Steine am
Gletscherbach", und „Astern", „Rosen".
Ein gutes Geschick hat den Maler verschont, sich mit
den mancherlei Zeit- und Kunstströmungen auseinander-
setzen zu müssen. Weder hat er sich aus Naturalismus
und Impressionismus befreien müssen, noch wäre cs
richtig, ihn einen Expressionisten im Sinne der heutigen
Mode (oder der im Vergehen begriffenen Mode) zu
nennen. Obschon Ophey mit gesundem Sinn vorurteils-
los an die gegenwärtige Malerei herangeht, sie anschaut,
und sieht, wo etwas Tüchtiges, Nettes gemalt wird. (Als
Beurteiler, z. B. in der Jury von Ausstellungen, ist er
sehr tolerant und einfühlsam gegen „Andersdenkende"
oder Andersschauende und Andersgestaltende — ohne
seinen eigenen Kunstweg in seinem Schaffen umzu-
biegen.) Zugegeben, daß er das Eine oder Ändere hinzu-
gewinnt — das tut jeder, ob Maler oder Dichter oder
Musiker, der mit offenem Sinn im Kunstschaffen der
Gegenwart steht —, worauf es ankommt, ist dies: ob
der innerste Kern eines Künstlers echt und eigen ist; und
das muß man bei Ophey bejahen.
Aber: die Linien der Wesensart eines Künstlers sind
meist schwer in Worten nachzuziehen. Mit historischer
oder schlagwortahnlicher Einreihung ist gewöhnlich wenig
gemacht. Seit der Expressionismus eine Mode wurde,
kann man Ophey schwer dazu rechnen (trotz schiefer
Häuser usw.), denn er ist nicht prädestiniert, Mode zu
werden; sticht auch gegen die Modegrößen von heute
deutlich ab. Wohl aber glaube ich, daß er einmal von den
Menschen starker Jnnerlichkest sehr begehrt werden wird,
da er Dinge malt, die in absehbarer Zeit verstanden
werden müssen und weil das Verstehen dieser Dinge
merkbar wächst. Denn Ophey, der selten einmal ein
religiöses Bild malt, ist Mystiker, ist heimisch in einem
ganz großen bunten Wcitgefühl. Dies und der orphischc
Klang seiner Farben machen ihn dem Franziskus ver-
wandt; in beiden ist die heiße Liebe zur Gottwelt. Es
kommt hinzu, daß sein technisches Können, das sehr groß
ist, nie überherrscht, sondern sich mit seiner tiefen Er-
lebnisfähigkeit ausbalanciert zu Werken park seelischen
Gehalts. Diesem Künstler wäre es unmöglich, Kunst-
stücke malen zu wollen, ^Bravour zur Schau zu stellen;
er ist so aufrichtiger, gerader Künstlermensch, daß er nur
reinen Ausdruck seines (mystischen) Erlebens malen will.
Hier kommen wir etwas an sein Wesen heran. Was ist
er als Maler? Man könnte sagen: Landschafter; aber
seine Landschaften haben mit der Natur kaum noch etwas
man, glaub ich, noch einmal zu den schönsten Meerbildern
zahlen wird, die gemalt wurden (über diese neue Art,
Meer zu malen, wäre vielleicht einmal gesondert etwas
zu sagen; einstweilen hangt das Bild unverkauft in der
Wohnung des Künstlers). Dann kommen wieder auf-
rauschende Farbwellen wie „Herbstblumen", „Steine am
Gletscherbach", und „Astern", „Rosen".
Ein gutes Geschick hat den Maler verschont, sich mit
den mancherlei Zeit- und Kunstströmungen auseinander-
setzen zu müssen. Weder hat er sich aus Naturalismus
und Impressionismus befreien müssen, noch wäre cs
richtig, ihn einen Expressionisten im Sinne der heutigen
Mode (oder der im Vergehen begriffenen Mode) zu
nennen. Obschon Ophey mit gesundem Sinn vorurteils-
los an die gegenwärtige Malerei herangeht, sie anschaut,
und sieht, wo etwas Tüchtiges, Nettes gemalt wird. (Als
Beurteiler, z. B. in der Jury von Ausstellungen, ist er
sehr tolerant und einfühlsam gegen „Andersdenkende"
oder Andersschauende und Andersgestaltende — ohne
seinen eigenen Kunstweg in seinem Schaffen umzu-
biegen.) Zugegeben, daß er das Eine oder Ändere hinzu-
gewinnt — das tut jeder, ob Maler oder Dichter oder
Musiker, der mit offenem Sinn im Kunstschaffen der
Gegenwart steht —, worauf es ankommt, ist dies: ob
der innerste Kern eines Künstlers echt und eigen ist; und
das muß man bei Ophey bejahen.
Aber: die Linien der Wesensart eines Künstlers sind
meist schwer in Worten nachzuziehen. Mit historischer
oder schlagwortahnlicher Einreihung ist gewöhnlich wenig
gemacht. Seit der Expressionismus eine Mode wurde,
kann man Ophey schwer dazu rechnen (trotz schiefer
Häuser usw.), denn er ist nicht prädestiniert, Mode zu
werden; sticht auch gegen die Modegrößen von heute
deutlich ab. Wohl aber glaube ich, daß er einmal von den
Menschen starker Jnnerlichkest sehr begehrt werden wird,
da er Dinge malt, die in absehbarer Zeit verstanden
werden müssen und weil das Verstehen dieser Dinge
merkbar wächst. Denn Ophey, der selten einmal ein
religiöses Bild malt, ist Mystiker, ist heimisch in einem
ganz großen bunten Wcitgefühl. Dies und der orphischc
Klang seiner Farben machen ihn dem Franziskus ver-
wandt; in beiden ist die heiße Liebe zur Gottwelt. Es
kommt hinzu, daß sein technisches Können, das sehr groß
ist, nie überherrscht, sondern sich mit seiner tiefen Er-
lebnisfähigkeit ausbalanciert zu Werken park seelischen
Gehalts. Diesem Künstler wäre es unmöglich, Kunst-
stücke malen zu wollen, ^Bravour zur Schau zu stellen;
er ist so aufrichtiger, gerader Künstlermensch, daß er nur
reinen Ausdruck seines (mystischen) Erlebens malen will.
Hier kommen wir etwas an sein Wesen heran. Was ist
er als Maler? Man könnte sagen: Landschafter; aber
seine Landschaften haben mit der Natur kaum noch etwas