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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 31.1921

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Heft 4
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Röttger, Karl: Walter Ophey
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https://doi.org/10.11588/diglit.26485#0153

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zu tun, obwohl viele Bilder direkt vor der Natur gemalt
sind. Die Bilder — man sehe: „Positano" 1910 (Ver-
lag Multhaupt,Düsseldorf), „Schwickershausen", „Sumpf-
landschaft" 1920 (Verlag Flechtheim, Düsseldorf), „Nebel-
sonne", „Dorf auf Bergen" 1920, „Kirche mit Sonne",
„Schloß und Dorf", „Berglandschaft" 1921 (Verlag Mult-
baupt, Düsseldorf), „Brücke" 1921, „Viadukt" 1921 — sind
aus einem kosmischen Empfinden (das möglicherweise deni
Maler garnicht bewußt war, das aber da ist' und min-
destens als Gefühl einer großen seelischen Bewegtheit,
als Rauschgefühl gelebt wird, und aus weltfrommer All-
verbundenheit) geboren. Dein steht nicht entgegen, daß
ich 1918 Ophey in einem Aufsatze einen Symphoniker
in Farben nannte. Er ist auch das. Es ist in seinen Bil-
dern eine ganz starke und eindrucksvolle Musik, eben diese
des großen kosmischen Empfindens.
Wenige Male schafft er auch dem Stoff nach religiöse
Bilder: „Kreuzigung", „Madonna mit Kind" und der-
gleichen. Aber es scheint mir nicht so elementar aus ihm
zu kommen, obschon es sich um qualitativ hochstehende
Bilder handelt; dafür spricht, daß er solche Bilder öfter
nach alten Holzplastiken usw. malt, die ihm starken Ein-
druck machten oder ihn innerlich Hinnahmen. Aber er
ist unendlich fromm in seiner unendlichen Liebe zur
Natur; was er in ihr erlebt, das ist gewiß nicht nur so
Malerisches, ist ganz gewiß — viele Bilder künden es

direkt — auch Musikalisches und Naturmystik. Dieser
Maler ist allem Rationalismus fern, ist Romantiker;
mehr noch, er ist in seiner Kunst (obwohl er religiöse Stoff-
lichkeiten, Figürliches vor allem, selten hat), in seiner Gc-
samthaltung, seinem tiefsten Wesen nach als religiös
durchflutet zu bezeichnen. Wein dies gewagt gesagt er-
scheint, zumal die Mehrzahl seiner Bilder Landschaften
sind, der schaue die Originale an und erkenne das stark
Lyrische in ihm, die ganz unsentimentale, schöne, flickende
Musik seiner Farben. Ich spüre immer wieder diese
starke Verschwisterung von Bildhaftigkeit und Musik.
Macke, auch groß in der Neuform und der Leuchtkraft
seiner Farben, ist architektonisch einfacher, leichter erfaß-
bar, weil so unendlich klar. Ophey ist keineswegs unklar,
aber vielstimmiger, polyphoner. Er sprach gelegentlich
von Rauschgefühlen, auf die er seine Bilder zurückführe.
Das kann nur heißen, daß er aus einer großen Fülle
innerlicher Gesichte und Schauungen heraus schafft.
Walter Ophey ist am 25. Marz 1882 in Eupen ge-
boren. Die Wiesen der Kindheit, die in den Hecken
stehenden Eschen und Eichen sind ihm liebe Erinnerun-
gen. Dann weiter endlose Wälder mit Gebirgsbächen;
die weiß gekälkten Häuser der Landschaft, das Weiß,
Rot und Braun der Kühe. Musik ist im elterlichen Hause
auch getrieben worden. Er hat von Kindheit an Maler
werden wollen. Im AachenerSuermond-Museum Haler
 
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