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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 2 (März u. April)
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Schliz, Alfred: Heilbronn: Neolithische Landsiedlungen der Pfahlbauzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0031

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19

Letten“ in einer Tiefe von 45 cm. Ein zweites in der Einsenkung westlich
angelegtes Probeloch b, 30 m von der Mitte entfernt, ergab denselben Befund.
Dagegen gelang es in der westlichen Einsenkung, 30 m vom Mittelpunkt im
Probeloch c auf eine Schicht graugelben lockeren Flössbodens zu stossen,
welcher nach der Tiefe immer dunkler wurde, und sich bis in eine Tiefe
von 1,20 m verfolgen liess mit deutlicher Abgrenzung der Auffüllung gegen
den festen Lehmboden des Ringinnern. Ein weiter nördlich in der Flucht
der Einsenkung angelegtes Probeloch d war nicht auf diese aufgefüllte Schicht
gestossen, dagegen ergab das westlich angelegte Probeloch e denselben Befund
wie bei c, ebenfalls bis in eine Tiefe von 1,20 m verfolgbar. Die ringförmige
Einsenkung entsprach also einem sich rings um die „Wart“ ziehenden Graben
von mindestens 1,20 m Tiefe, aber einer nicht viel mehr wie 4 m betragender
Breite, sonst hätten die bei b und d angelegten Schächte ebenfalls die Auf-
füllung treffen müssen. Der genaue Verlauf der Grabenführung in der Ein-
senkung lässt sich erst feststellen, wenn der Einbau der Äcker die Verfolgung
desselben nach Wahl gestattet. Nach dem jetzigen Stand der Untersuchung
umschliesst die Grabeneinsenkung ein gedrücktes erhöhtes Oval von 13,2 m
Länge und 56 Meter Breite Die Niederlassung kann also keine bedeutende
gewesen sein, auch wenn wir annehmen, dass die Hütten grösstenteils ausser-
halb des als Refugium dienenden Ringwalles lagen.

Neckarsulm. Gegenüber dem Hezzenberg liegt, auf dem rechten
Neckarufer, die Stadt östlich beherrschend, der Keupervorsprung des S ch eue r-
bergs, dessen Gipfel früher eine im Bauernkrieg zerstörte Deutsch-Ordens-
burg trug. Die Topographie dieser hier bis nahe an den Neckarlauf heran-
tretenden Ausläufer der Löwensteiner Berge, von denen der Scheuerberg
und der Wartberg sowie der Schweinsberg bei Heilbronn, als hochragende
Warten dienend, die Hauptvertreter sind, bildet für die steinzeitliche Besiede-
lung überall dieselbe Unterlage : auf dem Hochufer des Neckartals liegt die
bandkeramische dörfliche Niederlassung, darüber erheben sich jetzt zu Wein-
bau dienende niedere Lösshügel, über denen im steilen Anstieg die Keuper-
berge emporragen. Die Fundstücke der beim Bahnhofbau von Neckarsulm
1865 zum Vorschein gekommenen von Ganzhorn (Zeitschrift des Vereins für
Württ. Franken 1865, 1867, 1873, 1875) deutlich als der Bandkeramik zuge-
hörig beschriebenen Wohnstätten sind leider mit dessen Privatsammlung ver-
loren gegangen Der Bergabhang des Scheuerbergs selbst ergab dagegen
ein tadellos erhaltenes, auf beiden Breitseiten gleichmässig gewölbtes, an den
Schmalseiten abgekantetes Flachbeil vom Pfahlbautypus von 10 cm
Länge und 5i5 cm grösster Breite aus Serpentin und einen prachtvoll polierten
und geschliffenen durchlochten fa sse 11ierten Beilhammer von 12,3 cm
Länge und 5,2 cm grösster Breitenausladung aus schwarzem Kieselschiefer.
Letzterer ist freilich ein typisches Stück schnurkeramischer Grabanlagen,
aber wie die Pfahlbauten von Unteruhldingen, Manzell am Bodensee und
Schussenried erwiesen, gehört der durchlochte polierte Beilhammer ebenfalls
zum Inventar der Schlussperiode der steinzeitlichen Pfahlbauniederlassungen.
Beide Einzelfunde sind ihrer tadellosen Beschaffenheit nach sicher als Grab-
beigaben anzusprechen. Von einer umwallten Höhensiedelung, die das
Hochplateau des Berges getragen haben mag, hat die mittelalterliche Burg-
anlage jede Spur zerstört, dass diese Höhe jedoch von Siedlern der Pfahlbau-
bevölkerung in Besitz genommen war, beweist ein hervorragender Sammel-
fund von 8 spitznackigen Flachmeisseln aus Serpentin und Horn-
blendeschiefer, ein Satz gleichartiger Steinklingen von sich gleichmässig ab-
stufender Grösse von 9,5 bis 20,0 cm Länge und 4,8 bis 6,5 cm Schneiden-
breite, die Breitseiten gleichmässig gewölbt, die Schmalseiten mandelförmig
 
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