Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

DOI Heft:
Nr. 3 (Mai u. Juni)
DOI Artikel:
Kramer, ...: Giessen: Neolithische Siedlung am Südausgang von Leihgestern 7 Kil. südlich von Giessen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0047

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
35

man noch 0,60 m tief bis zur gewachsenen Kiesschicht aus. Keinerlei Kultur-
reste kamen zum Vorschein.

Grab II hob sich ebenfalls vom Boden kaum ab. Der Durchmesser
betrug etwa 5 m· 5° cm unter der Erdoberflâche wurde ein rechteckiges
Steinlager 3 m von W—O und 2 m von S—N messend, freigelegt. Die
Grösse und Art der Steine entsprach dem Befund von Grab I, auch hier
fanden sich „Zeichensteine“. Eine Ausnahme von den übrigen, mit Vertie-
fungen versehenen Steinen, machte ein Dolerit, der eine federfahnenfôrmige
Zeichnung aufwies, die anscheinend mit einem spitzen Instrument hervor-
gerufen ist. Der Stein lag in der dritten, oberen Schicht der Packung. Die
sechste und siebente Steinschicht diente zur teilweisen Umwallung einer 2 m
langen und 1 m breiten Skelettbestattung. Nach Abhebung einer etwa 20 cm

Abb. 15.

starken, dunkel gefârbten, fettigen Sandschicht innerhalb derSteinkistewurde am
südlichenRande ein 5 cm breites, 88 cm lang. Schwert mit Eisenscheide gefunden.
Der noch vorhandene Teil der Angel misst 10 cm. Das Unterortband von
Bronze, eingeschnürt, findet seine Fortsetzung in zwei 18 cm langen Bronze-
randschienen, die oben und unten je zwei scheibenförmige Spiraien als Ver-
zierung zeigen, die auf der Scheide aufliegen. Zwei gfeiche Scheibenspiralen
sind als Ornament 4 cm vom oberen Rande des Mundblechs angebracht. Die
Rückseite des Schwertes trägt in der Hôhe des Mundblechs eine Vorrichtung
zum Anbringen des Wehrgehânges (Abb. 15,1). Die Angel des Schwertes war
von einer breitblâttrigen, eisernen, 31 cm langen, 6,5 cm grôssten Breite mes-
senden Speerspitze bedeckt (Abb. 15,2). Unmittelbar nördlich, in derHôhe der
Speerspitze, etwa 4 cm tiefer kam ein kleiner I mm starker (Durchmesser
I cm), massiver goldener Rippenring zum Vorschein (Abb. 15,4). Nôrdlich
dieses Ringes, 5 cm entfernt, lag ein bronzener, 3 mm starker Halsreif, dessen
Durchmesser 14 cm betrug (Abb. 15,3.) Das Innere des Reifes barg eine An-
zahl grün patinierter Zâhne, die nach dem Gutachten eines hiesigen Zahn-
arztes einer etwa 30jährigen Person angehörten. Nôrdlich am unteren Teile
des Schwertes fand sich ein 8 mm starker, eiserner Armring von 6 cm Durch-
messer vor (Abb. 15,5) und nordôstlich ein eiserner, mit Bronzeblech umspon-
nener 1,5 cm starker Gürtelring (Abb. 15,7), dessen innerer Durchmesser 1 cm
beträgt. Nordôstlich vom Gürtelring, 30 cm entfernt, lag ein eiserner Gürtel-
haken (Abb. I5>6). Auf Schwertscheide und Gürtelring zeigen sich Abdrücke
von verschiedenartigem Gewebe. Die Bestattung gehôrt wohl der gallischen
Periode der Latène-Zeit an.

Die Meinungen über die auf den „Zeichensteinen“ angebrachten Vertiefungen
und Riüen gehen in verschiedenenGutachten, die eingeholtwurden, und bei Besich-
tigungen weit auseinander. Nach dem Bericht des hiesigen Geologen Prof. Dr. E.
Kaiser, der die Gesteinstücke einer nâheren petographischen, sowohl makros-
kopischen wie mikroskopischen Untersuchung unterzogen hat, weisen nur
 
Annotationen