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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 5 (Sept. u. Okt)
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Körber, Karl: Mainz: Römische und frühchristliche Inschriften$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0078

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Altertumsvereine natürlich auch nicht môglich ist, Hunderte von laufenden Metern
der hier im Boden steckenden alten Festungsmauern ausbrechen zu lassen. Und
doch ist mit Sicherheit zu vermuten, dass darin noch gar manche wichtige Inschrift
verbaut ist.

i) Auf dem Bauplatze des Herrn Bauerhenn wurde am 26. Juni ein gewal-
tiges Grabdenkmal erhoben. Kalkstein. H. 1,95 m, Br. 75 cm, D. 35 cm. Auf
dem sehr grobkôrnigen Stein ist Verzierung und Inschrift schlecht eingehauen.
Sowohl das Giebeldreieck als auch die beiden rechtwinkligen Seitendreiecke zeigen
Akanthusschmuck, letztere auch den Rest von je einer Akroterien-Windung. Die

teilweise schwer lesbare Inschrft lautet (mit Erganzung hal-
ber oder sonst undeutlicher, aber sicherer Buchstaben) :

M · i v l i v s
M · f · v o L
A D I V T O R
A P T A · M I L
L E G · X X I I P R
A N · X X X V I ·
STIP-XXII-HS
E · E X T · F · I

M. Julius Acliutor stammte also aus Apta (dem jet-
zigen Apt, ôstlich von Avignon) in Gallia Narbonensis. Der
Stein gehört der claudischen Zeit an, da die leg. XXII Pr.
unter Claudius nach Obergermanien verlegt wurde, wo sie
bis zum Jahre 70 gestanden hat. Im Jahre 90 kehrte sie
zu sehr langem Aufenthalte wieder nach Mainz zurück,
führte dann aber noch die beiden Ehrennamen pia fidelis.
Die Giebelverzierung unseres Steines ist sehr ahnlich der-
jenigen auf Grabdenkmâlern mehrerer Soldaten der leg.

IIII Mac., die ebenfalls bis zum Jahre 70 in Mainz stand (vergl. z. B. Kôrber,
IV. Nachtr. Nr. 7).

2) Bei Anlegung eines Entwasserungskanales bei dem Hause des Herrn
Fendel wurde am 4. Juli der Oberteil eines rômischen Soldatengrabsteines gefunden.
Kalkstein. H. 63 cm, Br. 50 cm, D. 17 cm. Nirgends ist die alte- Begrenzung
erhalten, doch fehlt von den beiden ersten Zeilen nur ganz wenig. Die Giebel-
verzierung zeigt ziemlich entwickelte Formen und kommt auf unseren Grabsteinen
sonst nicht vor. Die Akanthusblätter in der Mitte sind in ähnlicher Weise kôrbchen-
förmig zusammengestellt wie auf dem Denkmal des Epigonus (abgeb. Kôrber
Nachtr. IV Nr. 12), daneben sind Ranken (nicht Akroterien!) angebracht, die nur
noch teilweise erhalten sind. Die Inschrift lautet:

Es ist sehr zu bedauern, dass die Legions-
bezeichnung verloren gegangen ist und auch nicht mit
Sicherheit zu ergânzen ist. Wegen der Giebelverzierung
môchte ich den Stein am liebsten um dieWende des
ersten und zweiten Jahrh. setzen, (der oben erwâhnte
Grabstein des Epigonus ist vielleicht noch etwas
später). Dann kämen nur in Betracht die leg. XXII
Pr. p. f. und die leg. I adiut., aber am Ende der

M · SERVILI'v'
Μ.Κ.ΡΠΙ .FI

vierten Zeile ist für XXII kein Platz, während I den Raum nicht recht auszufüllen
scheint. Zu berücksichtigen ist auch der Rest eines P oder R an fünfter Stelle
der fünften Zeile : zu STIP kann es nicht gehôrt haben, weil die Angabe des
Lebensalters vorausgehen müsste, zu den Beinamen des leg. XXII kann es auch
nicht wohl gehôren, da der Raum davor zu gross ist, wenn man nicht etwa
annehmen will, dass die Legionszahl auf Z. 4 und 5 verteilt war (XX || II), was
doch nicht angeht. v. Domaszewski glaubt, dass auf die Angabe der Legion
diejenige der Centurie gefolgt sei, und schlägt folgende Ergänzung vor: LEG.
[IIIIII MAC . >] P . . . . Dagegen scheint mir nun wieder die Giebelverzierung zu
sprechen, die nicht recht in die neronische Zeit passen will. Vielleicht ist also
doch zu lesen : LEG . [I |] ADI . )] P . . . ., da ja die Zeile nicht ausgefüllt zu sein
brauchte. Dann gehôrte der Verstorbene, da er aus Parma stammte, nicht zu dem
ursprünglichen aus Dalmatien u. s. w. ausgehobenen Bestande der Legion, sondern,
wie ein zweiter Firmus (s.. Körber, Nachtr. IV Nr. 11) und wie ein anderer Ka-
merad (M. Z. IV Nr. 5), zu den erst spâter, vielleicht in trajanischer Zeit Ein-
getretenen.

3) Aus der südlichen Seitenapsis der Albanskirche wurde am 15. Juni ein
Gesimsstück ausgebrochen, das auf der Rückseite die rechte Hâlfte einer sehr
flach eingehauenen Grabschrift zeigte. Kalkstein. H. 50 cm, Br. 40 cm, D. 22 cm.
 
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