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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 5 (Sept. u. Okt)
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Körber, Karl: Mainz: Römische und frühchristliche Inschriften$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0079

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6 7

Rechts und unten ist die alte Umrahmung erhalten, von Z. i fehlt die obere Hâlfte.

Die Ergänzung von Z. 4 und 5 verdanke ich v. Domaszewski.

D i s M.ANIBVS
. . · · O N I E T
• · · · N E C O N
eius fi L I A F L O
rina f E C I T.

(Halbe Buchstaben sind hier ergânzt.)

[Dis] Manibus \Petrf\oni et [.Mari?]n(a)e con(iugis)
\eius fi\lia Flo[rina f\ecit.

Die Inschrift, derenWorte durch keine Punkte getrennt sind,
wird dem vierten Jahrhundert angehören. Ob der Grabstein spâter zu einem
Gesims umgearbeitet wurde, oder, wie ich einstweilen glaube, umgekehrt ein Bau-
teil des ersten Jahrhunderts zum Grabstein, bedarf noch weiterer Untersuchung.

4) Dem Scharfblick Lindenschmits gelang es, am 25. Mai in einem Stein-
haufen, der Abbruchs-Material von Mauern des ehem. Forts Karl enthielt, eine
interessante frühchristliche Inschrift in zwei aneinander passenden Stücken zu ent-
decken und für das Museum zu retten. Kalkstein. H. 16 cm, Br. 26 cm, D. 11 cm.
Der Stein ist an allen Kanten stark beschâdigt, doch konnte Lindenschmit selbst
schon die Inschrift in ihren wesentlichen Teilen mit Sicherheit erganzen.

l =>

V L. Π K. u

Jq_iiscitgen

NARNSQJVIXXIT,

ANVSXXV"'

[In hu\nc s(e)pul(c)liro [re\q(u)iiscit Gennarius
q(u)i vixxit an(n)us XXV ....

Über die Vermischung der Formen des Accusativs und des Ablativs vergl.
Mainzer Zeitschr. III Nr. 39 S. 15. Bemerkenswert ist der seltene Name des Ver-
storbenen, den Fôrstemann nur einmal aus den libri confraternitatum nachweisen
kann. In Bezug auf die in Gennarius enthaltenen Wortstâmme spricht er die Ver-
mutung aus, dass sie vielleicht keltisch seien. Die Schrift selbst steht zwischen
Linien. G ist von C unterschieden durch einen angesetzten nach unten gezogenen
Flaken (ähnlich wie auf dem Grabstein der Pauta, Körber, Nachtr. III Nr. 223).
Die Beistriche von L und Q sind schrâg nach unten gezogen, der Mittelstrich des
A scheint nicht gebrochen zu sein. Die sonst senkrechten Linien des N stehen
Z. 2 a. E. und Z. 4 schräg (nur die eine, deren Ansatz Z. 1 a. A. erhalten ist,
scheint senkrecht gestanden zu haben. Das I ist immer von Zeile zu Zeile durch-
gezogen, wahrend die anderen Buchstaben wenigstens von der unteren Zeile ziem-
lichen Abstand wahren. Z. 3 stehen I und V so nahe beieinander, dass sie wie
N aussehen ; auch die beiden X (Z. 3 und Z. 4) berühren sich. Z. 1 ist hinter S
ein E ausgelassen, hinter L das C (vielleicht auch das H von hunc Z. 1). Statt
QV ist Z. 2 und Z. 3 bloss Q geschrieben, Z. 4 steht anus statt annus und dieses
für annos, wâhrend im vixxit das X verdoppelt ist; endlich ist i für e eingetreten
in reqiiscit für requiescit. Die Inschrift wird dem sechsten Jahrh. angehôren.

5) Aus dem Mauerwerk der Albanskirche selbst wurde mit einigen andern
unbedeutenden Bruchstücken die linke obere Hâlfte eines frühchristl. Grabsteines
ausgebrochen, dessen Umrahmung dieselbe girlandenartige Verzierung aufweist,
welche sich unter der Munetrudis-Inschrift (Abb. Mainzer Zeitschr. IV Nr. 39) be-
findet. Kalkstein. H. 39 cm, Br. 32 cm, D. 13 cm. Von der sauber einge-
hauenen Inschrift ist ausser einem undeutlichen Reste der dritten Zeile nur noch

erhalten : ’

INHVNc titulo requi
ISCIT

Der Stein wird ebenfalls dem sechsten Jahrh. angehôren, wie das Denkmal der
Munetrudis.

6) Eine grosse Enttâuschung wurde uns an anderer Stelle bereitet. Von
den Häusern des Kâstrichs, die an die alte Stadtmauer angeklebt sind, wurden im
Laufe des Sommers nicht weniger als 5 abgerissen, und mit grossen Kosten liess
der Verein die rômischen Grundmauern ausbrechen, da sich hier schon oftmals
in früheren Jahren überaus wichtige Inschriften und Skulpturen vorgefunden hatten.
Eine grôssere Anzahl behauener Werkstiicke wurde auch diesmal erhoben, und
 
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