VORBEMERKUNG
Ak mich der Herausgeber aufforderte, den die Koren behandelnden Teil dieser seit langem
geplanten Veröffentlichung zu übernehmen, war ich gern dazu bereit. Die Ergebnisse seiner
langjährigen sichtenden Arbeit des Aneinanderpassens und Zusammenfügens der unzähl-
baren Fragmente sind von ihm selbst in der Festschrift zur Philologen-Versammlung in Graz
mit eingehender Begründung vorgelegt worden. Als Vorläufer unserer Veröffentlichung erschien
dann die „Auswahl archaischer Marmorskulpturen“. Die Entdeckungen Schraders sind, eben
weil sie unwiderlegbar waren, als selbstverständliche Tatsachen in die Forschung eingegangen,
ohne daß man sich des trümmerhaften Zustandes vor Schraders sichtender Arbeit zu erinnern
pssegt. Es ist ein Gebot der Dankbarkeit, sich zu vergegenwärtigen, wieviel alle, die archaische
Bildwerke lieben, seinen Augen und Händen verdanken.
Die vorliegende Publikation soll nun sämtliche archaischen Koren noch einmal katalogartig
beschreiben, kunstgeschichtlich bestimmen und abbilden, also den Katalog von G. Dickins
ergänzen, der nur bisweilen in Irrtümern der Forschung von 1912 befangen war — wie wohl
auch unserer in denen unserer Zeit. Vor zwei Jahren erschien dann das Buch von Payne und
Young, das, ursprünglich als Album zu dem Katalog von Dickins gedacht, durch die Ent-
deckungen und Beobachtungen Paynes viele neue Erkenntnisse gebracht hat.
An Vorarbeiten zu meinem Anteil an unserem Buch lagen Schraders Notizen über die besser
erhaltenen Koren und die Photographien des Archäologischen Institutes vor. Dank dem
Interesse des Institutes konnte ich 1936 und 1937 neun Monate in Athen arbeiten. Die vor
30 Jahren gemachten Aufnahmen entsprechen nicht mehr ganz den heutigen Ansprüchen und
Möglichkeiten. Ich meine, wie man sich vor der Interpretation eines Textes erst die ursprüng-
liche Fassung zu erkennen bemühen muß, so ist es auch notwendig, vor jeder formgeschicht-
lichen Interpretation eine Plastik in die Beleuchtung zu bringen, in der sie die Griechen ge-
sehen haben. Wem es durch das Verständnis einiger weniger einsichtiger Museumsdirektoren
vergönnt gewesen ist, Bildwerke in den verschiedensten Beleuchtungen — diffus von vorn,
von oben und von den Seiten — zu sehen, weiß, daß die Licht- und Schattenakzente auf
einer Plastik stets anders wirken: bei Seitenlicht dominieren die Vertikalen, bei Oberlicht die
Horizontalen. Wollte der Meister der Esquilinischen Stele die starren Längsfalten so gesehen
Ak mich der Herausgeber aufforderte, den die Koren behandelnden Teil dieser seit langem
geplanten Veröffentlichung zu übernehmen, war ich gern dazu bereit. Die Ergebnisse seiner
langjährigen sichtenden Arbeit des Aneinanderpassens und Zusammenfügens der unzähl-
baren Fragmente sind von ihm selbst in der Festschrift zur Philologen-Versammlung in Graz
mit eingehender Begründung vorgelegt worden. Als Vorläufer unserer Veröffentlichung erschien
dann die „Auswahl archaischer Marmorskulpturen“. Die Entdeckungen Schraders sind, eben
weil sie unwiderlegbar waren, als selbstverständliche Tatsachen in die Forschung eingegangen,
ohne daß man sich des trümmerhaften Zustandes vor Schraders sichtender Arbeit zu erinnern
pssegt. Es ist ein Gebot der Dankbarkeit, sich zu vergegenwärtigen, wieviel alle, die archaische
Bildwerke lieben, seinen Augen und Händen verdanken.
Die vorliegende Publikation soll nun sämtliche archaischen Koren noch einmal katalogartig
beschreiben, kunstgeschichtlich bestimmen und abbilden, also den Katalog von G. Dickins
ergänzen, der nur bisweilen in Irrtümern der Forschung von 1912 befangen war — wie wohl
auch unserer in denen unserer Zeit. Vor zwei Jahren erschien dann das Buch von Payne und
Young, das, ursprünglich als Album zu dem Katalog von Dickins gedacht, durch die Ent-
deckungen und Beobachtungen Paynes viele neue Erkenntnisse gebracht hat.
An Vorarbeiten zu meinem Anteil an unserem Buch lagen Schraders Notizen über die besser
erhaltenen Koren und die Photographien des Archäologischen Institutes vor. Dank dem
Interesse des Institutes konnte ich 1936 und 1937 neun Monate in Athen arbeiten. Die vor
30 Jahren gemachten Aufnahmen entsprechen nicht mehr ganz den heutigen Ansprüchen und
Möglichkeiten. Ich meine, wie man sich vor der Interpretation eines Textes erst die ursprüng-
liche Fassung zu erkennen bemühen muß, so ist es auch notwendig, vor jeder formgeschicht-
lichen Interpretation eine Plastik in die Beleuchtung zu bringen, in der sie die Griechen ge-
sehen haben. Wem es durch das Verständnis einiger weniger einsichtiger Museumsdirektoren
vergönnt gewesen ist, Bildwerke in den verschiedensten Beleuchtungen — diffus von vorn,
von oben und von den Seiten — zu sehen, weiß, daß die Licht- und Schattenakzente auf
einer Plastik stets anders wirken: bei Seitenlicht dominieren die Vertikalen, bei Oberlicht die
Horizontalen. Wollte der Meister der Esquilinischen Stele die starren Längsfalten so gesehen