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Schrader, Hans [Hrsg.]
Die Archaischen Marmorbildwerke der Akropolis (Textband) — Frankfurt a.M.: Klostermann, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.49902#0090
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KOREN MIT MANTILLE

UNTERE KANTE NICHT SICHTBAR

25 Tafel 21, 36, 37
Akro. 269. Kore mit Taube. Der Oberkörper seit 1719 in Marseille bekannt. Die angeblichen Fundumstände
nicht authentisch. Die Zusammengehörigkeit des jetzt in Lyon befindlichen Oberkörpers und des Unter-
körpers in Athen von Payne erkannt. Er hat auch das Schulterfragment (Abb. 31) angepaßt, Schrader die
Wade Inv. 247. Großkristallinischer, attischer Marmor. Höhe des Oberkörpers 0,62 m, des Unterkörpers
0,65 m, der ganzen Figur etwa 1,13 m.
Kräftiger, kleinköpfiger Körper mit runden vollen Formen, kleinen Brüsten, wenig vorspringendem Gesäß
und rundem Rücken. Die Hand mit der Taube eng dem Körper angepreßt. Der 1. Arm steif schräg nach
unten gestreckt.
Chiton, plastisch vom Hals abgesetzt mit langen, unter dem Handgelenk etwas hängenden Röhrenärmeln,
faltenlos, die schwellenden Formen heraus modellierend, wie an der Antiope aus Eretria.
Mantille unter der r. Achsel durchgezogen, am 1. Oberarm nicht sichtbar geknöpft, also wohl genäht. Da die
Mantille nicht die sonst üblichen Zipfel bildet und im Kreuz kürzer als gewöhnlich ist, könnte es sich um
einen bis aus die Füße reichenden „ionischen Peplos“ handeln, wie bei der Kore aus Rhodosto (Thrakika I 7
Abb. 1—4). Von der 1. Schulter ausgehende, schräge, flach abgetreppte Mittelfalte mit Zickzacksaum und
rund abgestuften Faltenbahnen, am Rücken ähnlich, aber nicht bis zur Schulter hinauf geführt. Die Ent-
stehung der vorn aus der Achsel kommenden, den 1. Oberarm gleichsam bandagierenden Faltenlagen nicht
klar. Die am 1. Oberschenkel angepreßte Hand rafft den Stoff mit den zwei letzten Fingern, so daß der
geraffte Stoff in breiten Faltenbahnen die vom Schoß kommenden, eingetieften Bogenfalten überdeckt.
Am r. Bein nach außen gestaffelte Steilfalten, nach der
Seite hin in bogigen Graten verlaufend. Hinten schmiegt
sich der Stoß' faltenlos dem Körper an.
163 und 164. Zwei von Payne zusammengefügte Frag-
mente. Höhe 23 cm. Abb. 31. Die Mantille stuft sich in
slachen Faltenzügen nach dem Arm hin ab. Der Chiton
auf der Schulter ist faltenlos. Der Körper kommt hier
zontal, sondern in flachen Bögen sich ordnen. Am Haar
rote Farbspuren. Zu der ostionischen Form des Perl-
schnurhaares vgl. Akro. 613 und 630.
Gedrungener, sseischiger Kopf auf kurzem, breiten Hals.
Vortretende, nach unten blickende Augen mit haut-
artig sich darüber legenden Lidern, schwache Karunkel.
Flache, wenig gewölbte Brauen. Breite Nasenwurzel,
kantiger Rücken. Hohe gewölbte Stirn. Schmaler Mund
mit flacher Nasenrinne. Dicke, ssache, kantige Oberlippe,
die sacht in die Wangen übergeht. Unterlippe schmäch-
tiger, unten scharf abgesetzt. Vorspringendes niedriges
Kinn. Flüchtig modellierte, ssache Ohren mit trauben-
förmigem Gehäng. Haar als Masse geformt, gegliedert durch ssache nach den Schläfen hinführende Wellen-
furchen, die, über einen von der Stirnmitte bis hinter die Ohren führenden Grat hinweggehend, am Hinter-
kopf Zusammentreffen. Hinter den Ohren das Haar mit drei Schnurlagen zusammengebunden. Auf die
Brust fallen drei gewellte Bandsträhnen, auf den Rücken Perlsträhnen. Die Perlglieder liegen nicht in einer
horizontalen Reihe nebeneinander, sondern sind in einem ssachen Bogen angeordnet.
Auf dem Kopf nach oben sich verbreiternde Krone mit eingraviertem Palmetten-Lotusfries. Oberseite
gerauht, Rest eines eisernen Meniskos. (Abb. 32).

gut zur Geltung.Das perlschnurartig gegliederte Rücken-
haar ist so angeordnet, daß die Perlglieder nicht hori-

Abb. 31


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