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Schrader, Hans [Editor]
Die Archaischen Marmorbildwerke der Akropolis (Textband) — Frankfurt a.M.: Klostermann, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.49902#0151
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84 hist. Pilot. D 864
Ohne Nr. Ende einer Schwungfeder. Weißgrauer, kleinkristallinischer Marmor. Größte erhaltene Länge
7 cm, Durchm. 1,7—1,4 cm.
Feder nach dem Rand zu dünner werdend. Kante rechtwinklig, mit der Raspel geglättet. Vorn : die Federn
schwarz, einst blau ? umrandet und mit Ritzlinie eingefaßt. Kiel eingraviert. Zwei kleinere Schwungfedern
legen sich darüber. Hinten ähnlich, nur flüchtiger.
5. Jh.?

KÖPFE
85 Tafel 94
Akro. 654. Vordere Kopfhälfte. Vor 1829 beim Erechtheion gef. Großkristallinischer, blaugrauer Marmor.
Höhe 11,7 cm.
Kubischer Bau. trapezoid im Querschnitt. Hagere, großssächige Wangen,vortretende Jochbeine. Spitzes Kinn.
Allseitig ssach gerundete Stirn. Weit vorn liegende, wenig vorquellende Augen mit den etwas höher liegen-
den äußeren Winkeln auf die Seiten umbiegend. Oberlid stärker gewölbt als das untere. Schwache Ver-
dickung am Rand. Winzige Tränenkarunkel. Unbetonte, wenig geschwungene, leicht vortretende Brauen.
Von einer dünnen eingravierten Linie begleitet. Konkaver Zwischenraum zwischen Lid und Braue. Etwas
vorspringende Nase mit breiter Wurzel und rundem Rücken. Kleine Flügel. Flache Rinne. Volle, ge-
spannte Lippen, etwas gewölbt, nicht scharf umrandet. Die obere dicker als die untere. Unter der Unter-
lippe konkave Höhlung. Großssächige Wangen, leicht konkav. Kinnlade nach dem Hals zu scharf abgesetzt.
Langes, schmales, eng anliegendes, ssach modelliertes Ohr. Gescheiteltes, über die Schläfen gewellt ge-
kämmtes, aber als Masse empfundenes Haar. Brustlocken scheinen nie vorhanden gewesen zu sein. Stephane
mit eingraviertem, einst bemalten Schlüsselmäander. Am Haar rote Farbspuren. Gesicht gut geglättet.
Am Haar Raspel- und Spitzmeißelspuren.
Vielleicht von der Statue einer Göttin oder Sphinx. Wegen der starken Asymmetrien — der Kopf ist in
Dreiviertelansicht von r. zu sehen — möglicherweise zu einem Relief gehörig. .
Der Schnitt des Gesichtes, die Bildung des Mundes und die Gravierung der Brauen erinnern etwas an
den Herakopf in Olympia, jedoch ist der Kopf 654 zweifellos attisch und von hoher Qualität. Payne wies
ihn überzeugend dem Meister Rampin zu, von dem auch die Diskophorenstele Athen Nat. Mus. 38 (Conze,
Grabrel. Taf. 4) — nach einer Vermutung von Chr. Karousos — sein wird. Die Datierung beider — wegen
der höchst persönlichen Formgebung ( ?) — nicht einfach. Sie stehen zeitlich zwischen dem Kalbträger und
der Lyonnaise (Taf. 36) und zeichnen sich aus durch knappste, fast lineare Formen und wenig geschwellte
Flächen, die kristallschlifsartig ineinander übergehen. Vgl. dazu auch die Nike aus Delos. Dominierend sind
die großen, ssachen Wangen und das Auge. Diese offenbar ganz persönliche Gestaltung hat den mäßigen
Werker der Sphinx in Wien (Belvedere III 1923, 93) stark beeindruckt. Der Kopf 654 gehört wohl der
Entwicklungsstufe an. die — ähnlich wie Klitias in seinen Frühwerken — gerade durch die knappsten und
prägnantesten Formen den stärksten Eindruck der Lebendigkeit zu erwecken vermag, während die darauf
folgende Generation dies mit üppig geschwellten Formen zu erreichen versucht.
AM. 1879, 71 Taf. 6, 1. Sybel 5135. Hofmann, Unters. 2. Darst. d. Haares Taf. II 16. Lepsins 70 Nr. 26.
Lechat, Au Mus. 209; Sculpt. att. 200 Abb. 13. Pawlowski 222. Abb. 74. ÖJh. 1909. 264 (Löwy). AM. 1919,
78 (v. Lücken). AM. 1923, 161 Anm. 4 (Pfuhl). Payne 4, 6, 19 Taf. II.
86 Tafel 95
Akro. 617. Gef. 1887 südöstl. vom Erechtheion. Sehr korrodierter, mittelkristallinischer Marmor, wohl
aus dem unteren Pentelikon. Höhe 18,4 cm.
Rundschädel mit etwas herausgewölbtem Hinterkopf. Unsymmetrisches, volles, aber ssächig modelliertes
Gesicht. Augen auf die Seiten übergreifend. Wangen nach hinten schräg verlaufend.
 
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