Meisterstück, dem die bescheidenen Gesellenarbeiten folgen. Das gilt auch für die Bemalung, deren reiches
System im Prinzip bei allen drei Figuren gleich ist. Gehören also alle drei Figuren eng zusammen, so werden
auch zeitlich die beiden kleineren dem größeren Vorbild folgen und aus der gleichen Werkstatt stammen.
Sie sind nur scheinbar infolge größerer Befangenheit und Einfachheit altertümlicher. Die Verwandtschaft
mit dem Manteljüngling Akro. 633 betrifft nicht nur die äußere Anlage des Mantels, sondern geht bis zu
Einzelheiten seiner Formen: dem weichen Zickzack der Säume, der dichten Faltenstauung jeweils am
1. Arm, der energischen Modellierung der langen Unterschenkel unter dem Gewand (für den Schreiber
Akro. 629 vgl. Payne Taf. 118, 3). Doch wirkt der Manteljüngling großzügiger und überlegener in der Kom-
position, reicher und voller in der Einzelform. Der große Schreiber dürfte etwas älter sein und dem vor-
letzten Jahrzehnt des 6. Jhs. angehören. Dazu stimmt sein Verhältnis zur Ballspielerbasis (Blümel, Sport
Nr. 62 Abb. 71), die ebenfalls ein Jahrzehnt jünger ist und der Leagros-Zeit angehört. — Auch inhaltlich
wird man für die drei Figuren den gleichen Anlaß annehmen, indem entweder gleichzeitig oder bald nach-
einander drei Beamte (es wird sich eher um das Amt des Tamieus als des Grammateus (Dickins) handeln)
nach glücklicher Übergabe des Amtes ihr Bild in amtlicher Aufmachung der Göttin weihten.
REITER PEER DE
3] 2 Tafel 134—137
Akro. 590. Reiter mit Kopf Rampin. Gef. 1886 westl. vom Erechtheion. Marmor: kristallinisch, mit bläu-
lichen Streifen. Inselmarmor. Höhe von Nabel bis Brustkorbrand senkrecht 13,7 cm, Abstand der Brust-
warzen 22,8 cm, von 1. Brustwarze zum Nabel 21,2 cm, Tiefe des Torsos in Nabelhöhe 16 cm, Breite in
Hüften 23,5 cm.
Vom Pferd ist nur ein schmaler Teil vom Bug zur Mähne erhalten: vom Rücken ein Stück zwischen den
Reiterschenkeln (Abb. 210,211). Vom Reiter der Rumpf mit dem von Payne aufgesetzten Kopf Rampin, dem
Ansatz des Oberarmes r.;l. Schulter weggebrochen; erhalten ist ferner das Gesäß mit der Hälfte des 1. Ober-
schenkels (handgroßes Stück von Mayor angepaßt). Der r. Oberschenkel besteht aus zwei großen Frag-
menten; auf dem äußeren liegt die r. Hand auf (angefügt von Schrader).
Der Rücken des Reiters ist ssach angelegt, das Rückgrat als breite Mulde cingesenkt, die Schulterblätter
sind durch eine ornamentale Furche leicht plastisch abgehoben; die Muskeln seitlich großssächig-einfach,
ohne Detail gegeben. Der Bau des Körpers biegt rechtwinklig zu den Flanken um, deren geschwungener
Umriß den ornamentalen Charakter der Rückseite verstärkt. An den Seiten weder Sägemuskeln noch
Rippen; der Muskel über dem Hüftbeinkamm ist nur ssach angelegt, zum Rücken als ssache Erhebung
fortgeführt. Die Glutäen treten kaum über die Rückenoberssäche heraus; sie sind kubisch fest geschlossen.
Die Oberschenkel sind schwer und massig, hoch gebaut; seitlich zu den Glutäen hin kräftig eingezogen,
voller und weicher modelliert als der ssache Rücken, zur Unterseite jedoch kantig umbrechend. Vorn bildet
die ornamentale Spitzbogenführung, mit der Brustkorb und Flanken von der Bauchmuskulatur abgehoben
sind, die Gliederung des Leibes; dazwischen ssach die Inscriptionen. Der Nabel ist als kleine Scheibe, von
einer Ritzlinie umrissen, mit zwei horizontalen Fältchen gegeben; r. und 1. sind die Brustmuskeln in ssacher
Wölbung weit herabgezogen ; die 1. Brustwarze ist als kleine, plastische Scheibe aufgesetzt, weit nach außen
gerückt. Die Schlüsselbeine sind ssach aber deutlich herausgehoben, das 1. höher hinaufgezogen. Der r.
Halsnicker ist (auch am Torso) deutlich angezogen, die Muskeln sind an dieser Seite steiler und gespannter
geführt in Vorbereitung der Kopfwendung. Die r. Hand liegt zur Faust geballt auf dem r. Oberschenkel
(7,8 cm breit; quer durchbohrt; Bohrloch 6 cm lang, 1,1 cm breit). Die langen Finger sind gleichmäßig
eingeschlagen, der zweite und dritte leicht vorgeschoben; Handrücken einheitlich weich gewölbt; vom
Daumen die Spitze schräg abgebrochen. Die 1. Hand lag ebenso auf dem 1. Oberschenkel auf. Auf dem
von Mayor hinzugesundenen ssachen Fragment ist die Bruchssäche (6x6,5 cm) der ebenfalls geballten
1. Hand erhalten. — Das Geschlecht liegt zwischen den hohen Schenkeln eingebettet, ca. 11 cm vom
Mähnenansatz entsernt; die pubes war vielleicht gemalt (Payne 7 Anm. 2). Hinter dem Gesäß des Reiters ist
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System im Prinzip bei allen drei Figuren gleich ist. Gehören also alle drei Figuren eng zusammen, so werden
auch zeitlich die beiden kleineren dem größeren Vorbild folgen und aus der gleichen Werkstatt stammen.
Sie sind nur scheinbar infolge größerer Befangenheit und Einfachheit altertümlicher. Die Verwandtschaft
mit dem Manteljüngling Akro. 633 betrifft nicht nur die äußere Anlage des Mantels, sondern geht bis zu
Einzelheiten seiner Formen: dem weichen Zickzack der Säume, der dichten Faltenstauung jeweils am
1. Arm, der energischen Modellierung der langen Unterschenkel unter dem Gewand (für den Schreiber
Akro. 629 vgl. Payne Taf. 118, 3). Doch wirkt der Manteljüngling großzügiger und überlegener in der Kom-
position, reicher und voller in der Einzelform. Der große Schreiber dürfte etwas älter sein und dem vor-
letzten Jahrzehnt des 6. Jhs. angehören. Dazu stimmt sein Verhältnis zur Ballspielerbasis (Blümel, Sport
Nr. 62 Abb. 71), die ebenfalls ein Jahrzehnt jünger ist und der Leagros-Zeit angehört. — Auch inhaltlich
wird man für die drei Figuren den gleichen Anlaß annehmen, indem entweder gleichzeitig oder bald nach-
einander drei Beamte (es wird sich eher um das Amt des Tamieus als des Grammateus (Dickins) handeln)
nach glücklicher Übergabe des Amtes ihr Bild in amtlicher Aufmachung der Göttin weihten.
REITER PEER DE
3] 2 Tafel 134—137
Akro. 590. Reiter mit Kopf Rampin. Gef. 1886 westl. vom Erechtheion. Marmor: kristallinisch, mit bläu-
lichen Streifen. Inselmarmor. Höhe von Nabel bis Brustkorbrand senkrecht 13,7 cm, Abstand der Brust-
warzen 22,8 cm, von 1. Brustwarze zum Nabel 21,2 cm, Tiefe des Torsos in Nabelhöhe 16 cm, Breite in
Hüften 23,5 cm.
Vom Pferd ist nur ein schmaler Teil vom Bug zur Mähne erhalten: vom Rücken ein Stück zwischen den
Reiterschenkeln (Abb. 210,211). Vom Reiter der Rumpf mit dem von Payne aufgesetzten Kopf Rampin, dem
Ansatz des Oberarmes r.;l. Schulter weggebrochen; erhalten ist ferner das Gesäß mit der Hälfte des 1. Ober-
schenkels (handgroßes Stück von Mayor angepaßt). Der r. Oberschenkel besteht aus zwei großen Frag-
menten; auf dem äußeren liegt die r. Hand auf (angefügt von Schrader).
Der Rücken des Reiters ist ssach angelegt, das Rückgrat als breite Mulde cingesenkt, die Schulterblätter
sind durch eine ornamentale Furche leicht plastisch abgehoben; die Muskeln seitlich großssächig-einfach,
ohne Detail gegeben. Der Bau des Körpers biegt rechtwinklig zu den Flanken um, deren geschwungener
Umriß den ornamentalen Charakter der Rückseite verstärkt. An den Seiten weder Sägemuskeln noch
Rippen; der Muskel über dem Hüftbeinkamm ist nur ssach angelegt, zum Rücken als ssache Erhebung
fortgeführt. Die Glutäen treten kaum über die Rückenoberssäche heraus; sie sind kubisch fest geschlossen.
Die Oberschenkel sind schwer und massig, hoch gebaut; seitlich zu den Glutäen hin kräftig eingezogen,
voller und weicher modelliert als der ssache Rücken, zur Unterseite jedoch kantig umbrechend. Vorn bildet
die ornamentale Spitzbogenführung, mit der Brustkorb und Flanken von der Bauchmuskulatur abgehoben
sind, die Gliederung des Leibes; dazwischen ssach die Inscriptionen. Der Nabel ist als kleine Scheibe, von
einer Ritzlinie umrissen, mit zwei horizontalen Fältchen gegeben; r. und 1. sind die Brustmuskeln in ssacher
Wölbung weit herabgezogen ; die 1. Brustwarze ist als kleine, plastische Scheibe aufgesetzt, weit nach außen
gerückt. Die Schlüsselbeine sind ssach aber deutlich herausgehoben, das 1. höher hinaufgezogen. Der r.
Halsnicker ist (auch am Torso) deutlich angezogen, die Muskeln sind an dieser Seite steiler und gespannter
geführt in Vorbereitung der Kopfwendung. Die r. Hand liegt zur Faust geballt auf dem r. Oberschenkel
(7,8 cm breit; quer durchbohrt; Bohrloch 6 cm lang, 1,1 cm breit). Die langen Finger sind gleichmäßig
eingeschlagen, der zweite und dritte leicht vorgeschoben; Handrücken einheitlich weich gewölbt; vom
Daumen die Spitze schräg abgebrochen. Die 1. Hand lag ebenso auf dem 1. Oberschenkel auf. Auf dem
von Mayor hinzugesundenen ssachen Fragment ist die Bruchssäche (6x6,5 cm) der ebenfalls geballten
1. Hand erhalten. — Das Geschlecht liegt zwischen den hohen Schenkeln eingebettet, ca. 11 cm vom
Mähnenansatz entsernt; die pubes war vielleicht gemalt (Payne 7 Anm. 2). Hinter dem Gesäß des Reiters ist
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