siguren gewesen sein könnten, wie Artemis, Hekate, Pandrosos. Auch die Fundunistände
haben keine Klarheit gebracht. Nur der geschlossene Fund von vierzehn Koren beim Ere-
chtheion läßt immerhin vermuten, daß diese zum heiligen Bezirk der Arrephoren gehören1).
Andere wieder sind scheinbar ganz regellos als Füllmasse auf der Burg vergraben worden, so
daß Teile einer einzigen Figur an räumlich getrennten Stellen gefunden worden sind. Aber
auch Stifterbilder frommer Athenerinnen können die Koren nicht sein, weil auch Männer
wie Nearch und Euthydikos Koren geweiht haben5). Möglich wäre, an Bildnisse von Prieste-
rinnen zu denken, wogegen aber das jugendliche Alter und die unverhohlene Koketterie zu
sprechen scheinen. Überschaut man die Fülle der Weihsiguren von Koren, Jünglingen, Löwen,
Sphingen, Eulen, Hähnen und nimmt man die Weihinschriften hinzu, so zeigt sich bald, daß ein
direkter Bezug nach modernem Empsinden zwischen Stifter und Stiftung im 6. Jahrhundert
nicht bestanden hat. Ein Fischer hat dem Poseidon für einen glücklichen Fang eine Kore ge-
weiht. Eine Brotverkäuferin der Athena einen bronzenen Schild'). Alle diese Weihgeschenke
sind nach den Inschriften Agahnata, nicht Andriantes'). Mit Agalma bezeichnet der Grieche
jeden Gegenstand des Schmuckes, der Freude, des Stolzes. Ein Dreifuß ist ebenso ein Agalma,
wie eine Kore, weil er die Gottheit erfreut8). Es scheint überhaupt, daß unser moderner Drang
nach exakter Feststellung von Beziehungen der griechischen Frühzeit gar nicht gemäß ist und
daß wir dem Sinn dieser Werke erst näherkommen,wenn wir sie aus der Freude am schönen Men-
schenleib entstanden denken, den die Griechen der Gottheit als ebenso wohlgefällig betrachtet
haben mögen, wie er für sie selbst noch in der Zeit Platons der Weg zu den Erkenntnissen des
„höheren“, geistigen Lebens gewesen ist. In der Frühzeit ist dieses mit dem sinnlichen Leben
noch ein Untrennbar-Eines, wie auch das Bild des Gottes von dem des Menschen durch nichts
unterschieden ist, als durch die äußeren Abzeichen göttlicher Macht. Ein Menschenbild ver-
körpertfür den Griechen derFrühzeit Menschliches undGöttliches zugleich und damit das Schön-
ste, Edelste und Kraftvollste, das er sehen, fühlen und sinnen kann. Deshalb war ein Menschen-
bild der frömmste Dank an eine Gottheit. Freilich, wie einzigartig ist das Bild des Menschen in
dieser Zeit. Die Jugend der Götter hat auch auf den Menschen einen Abglanz geworfen. Alle
Koren zeigen die Heiterkeit ungebrochenen Daseins und die vitale Diesseitsfreude der Jugend,
nicht nur im Antlitz mit seinem berückenden Lächeln. Auch Haltung und Gebärde sind von sap-
phischer Anmut, bisweilen sogar von anakreontischerVerspieltheit. Man muß sich diese griechi-
schen Mädchen durch die Vasenbilder und die Gedichte dieser Jahre vergegenwärtigen, um die
Koren als sinnlich bewegte, lebende Menschen ihrer Zeit zu sehen, wie sie die Mitlebenden ent-
zückt haben. Schon ihre Körperlichkeit ist bezeichnend. Es ist eine später von der Kunst nicht
mehr dargestellte geistig-leibliche Altersstufe, eben erblühende Körper von 16 J ahren mit pral-
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haben keine Klarheit gebracht. Nur der geschlossene Fund von vierzehn Koren beim Ere-
chtheion läßt immerhin vermuten, daß diese zum heiligen Bezirk der Arrephoren gehören1).
Andere wieder sind scheinbar ganz regellos als Füllmasse auf der Burg vergraben worden, so
daß Teile einer einzigen Figur an räumlich getrennten Stellen gefunden worden sind. Aber
auch Stifterbilder frommer Athenerinnen können die Koren nicht sein, weil auch Männer
wie Nearch und Euthydikos Koren geweiht haben5). Möglich wäre, an Bildnisse von Prieste-
rinnen zu denken, wogegen aber das jugendliche Alter und die unverhohlene Koketterie zu
sprechen scheinen. Überschaut man die Fülle der Weihsiguren von Koren, Jünglingen, Löwen,
Sphingen, Eulen, Hähnen und nimmt man die Weihinschriften hinzu, so zeigt sich bald, daß ein
direkter Bezug nach modernem Empsinden zwischen Stifter und Stiftung im 6. Jahrhundert
nicht bestanden hat. Ein Fischer hat dem Poseidon für einen glücklichen Fang eine Kore ge-
weiht. Eine Brotverkäuferin der Athena einen bronzenen Schild'). Alle diese Weihgeschenke
sind nach den Inschriften Agahnata, nicht Andriantes'). Mit Agalma bezeichnet der Grieche
jeden Gegenstand des Schmuckes, der Freude, des Stolzes. Ein Dreifuß ist ebenso ein Agalma,
wie eine Kore, weil er die Gottheit erfreut8). Es scheint überhaupt, daß unser moderner Drang
nach exakter Feststellung von Beziehungen der griechischen Frühzeit gar nicht gemäß ist und
daß wir dem Sinn dieser Werke erst näherkommen,wenn wir sie aus der Freude am schönen Men-
schenleib entstanden denken, den die Griechen der Gottheit als ebenso wohlgefällig betrachtet
haben mögen, wie er für sie selbst noch in der Zeit Platons der Weg zu den Erkenntnissen des
„höheren“, geistigen Lebens gewesen ist. In der Frühzeit ist dieses mit dem sinnlichen Leben
noch ein Untrennbar-Eines, wie auch das Bild des Gottes von dem des Menschen durch nichts
unterschieden ist, als durch die äußeren Abzeichen göttlicher Macht. Ein Menschenbild ver-
körpertfür den Griechen derFrühzeit Menschliches undGöttliches zugleich und damit das Schön-
ste, Edelste und Kraftvollste, das er sehen, fühlen und sinnen kann. Deshalb war ein Menschen-
bild der frömmste Dank an eine Gottheit. Freilich, wie einzigartig ist das Bild des Menschen in
dieser Zeit. Die Jugend der Götter hat auch auf den Menschen einen Abglanz geworfen. Alle
Koren zeigen die Heiterkeit ungebrochenen Daseins und die vitale Diesseitsfreude der Jugend,
nicht nur im Antlitz mit seinem berückenden Lächeln. Auch Haltung und Gebärde sind von sap-
phischer Anmut, bisweilen sogar von anakreontischerVerspieltheit. Man muß sich diese griechi-
schen Mädchen durch die Vasenbilder und die Gedichte dieser Jahre vergegenwärtigen, um die
Koren als sinnlich bewegte, lebende Menschen ihrer Zeit zu sehen, wie sie die Mitlebenden ent-
zückt haben. Schon ihre Körperlichkeit ist bezeichnend. Es ist eine später von der Kunst nicht
mehr dargestellte geistig-leibliche Altersstufe, eben erblühende Körper von 16 J ahren mit pral-
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