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Hirsch, Theodor [Hrsg.]; Töppen, Max [Hrsg.]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Hrsg.]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0025

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VON PETER VON DUSBURG.

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die Urkunden des päbstlichen Legaten Philipp vom 18. Mai 1282, durch welche
ein Streit zwischen Mistwin und dem Orden geschlichtet wurde (III. c. 213), so
wie die Erlasse der päbstlichen Nuncien von 1324 (Ul', c. 336) gekannt haben.
Die Ereignisse des Jahres 1323 (III. c. 343—346) werden mit überraschender
Uebereinstimmung auch in einem Briefe des Bischofs Eberhard von Ermeland
vom 16. October dieses Jahres vorgetragen.
Umfang und Sicherheit der Kenntnisse Dusburgs über die Ver-
gangenheit nehmen in dem Maasse zu, als er sich in seiner Darstellung den Er-
eignissen seiner eignen Zeit nähert. Unter den früheren Abschnitten ist nament-
lich der über die Kriege gegen Swantopolk (III. c. 31 —67) sehr verworren und
unzuverlässig. Noch in der Geschichte des grossen Aufstandes von 1260—1274
(III. c. 89—174) bittet er gelegentlich (c. 137) den Leser, es ihm nicht zu ver-
argen, wenn die Ereignisse während dieses zweiten Aufstandes nicht überall
genau nach ihrer Folge erzählt seien: denn schon seien sie zum Theil aus dem
Gedächtniss der Menschen entschwunden, und niemand könne, sich bei ihnen
noch genau zurecht finden; das Ereigniss sei meistentheils noch bekannt, der
Zeitpunkt desselben aber vergessen. Aber bis in die Geschichte des 14. Jahr-
hunderts hinein begeht er, namentlich in chronologischer Beziehung, doch noch
manchen Fehler. Selbst die Beihe der Hochmeister des Ordens und der Land-
meister von Preussen ist bis in diese Zeiten hin lücken- und fehlerhaft.
Der Krieg, welchen der Orden in Preussen führte, ist nach Dusburg’s Auf-
fassung ein heiliger Krieg, zu Gottes Ehre und zum Ruhme der Kirche ge-
führt. Indem er diesen Krieg nach dem Vorbilde der heiligen Schriften alter
Zeit zu schildern unternimmt, ist er weit entfernt eine allgemeine Landesge-
schichte zu entwerfen. Es ist wirklich nur Kriegsgeschichte, welche er schreibt,
hie und da durch Beispiele besonderer Devotion und Selbstpeinigung der from-
men Streiter und unmittelbarer Einwirkung Christi oder der heiligen Jungfrau
unterbrochen. Von der Verwaltung des eroberten Landes, von seiner Coloni-
sation, von den Städten und ihrem überseeischen Verkehr, von den Streitig-
keiten der Ritter mit der Geistlichkeit, von ihren Verbindungen und Fehden
mit den polnischen Fürsten, genug von ihrer innern und äusseren Politik spricht
er nicht. Er giebt höchstens spärliche Andeutungen über diese Dinge, sofern
sie auf den Heidenkampf unmittelbaren Einfluss haben. So erwähnt er der deut-
schen Ansiedler in Preussen nur um die Noth zu schildern, die sie für den Na-
men Christi erduldeten(III. c. 30), der Behandlung, welche den besiegten Preus-
sen widerfuhr, nur, weil sie von ihrer Fügsamkeit oder Hartnäckigkeit gegen
den christlichen Glauben abhing (III. c. 220), des Krieges-gegen die Stadt Riga
nur, weil diese den heidnischen König Witen zu Hülfe rief und mit ihm zugleich
besiegt wurde (III. c. 269) ; von dem Angriff auf Polen zu sprechen, entschliesst
sich Dusburg nur, nachdem er die Verpflichtung des Ordens zu demselben aus
der Bibel nachgewiesen hat (Suppl. c. 12) ; während z. B. von der Erwerbung
der Michelau, oder von der Eroberung Pommerellens, oder von den Streitigkei-
ten mit den Erzbischöfen von Riga nicht mit einem Worte die Rede ist.
Wie in der Fassung seines Thema’s zeigt sich Dusburg auch in der Behand-
lung desselben als ein eifriger Priester seiner Kirche. Aus der Chronik ist unter
seinen Händen eine Art von Erbauungsbuch geworden. Es ist ihm Be-
dürfniss die Erzählung durch Reflexionen über die göttliche Weisheit und Gnade
zu unterbrechen (III. c. 85, 145, 172, 236, 242, 256 etc.). Die ersten Abschnitte
 
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