VON PETER VON DUSBURG.
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Bibliothek gekommen ist. Sie beginnt mit einer Tabula super cronica terre
Pruschie d. h. einem Index der Kapitelüberschriften, welcher 16 ungezählte
Blätter einnimmt. Dann folgt Fol. 1—270 die Chronica terrae Pruschiae, zuletzt
Fol. 270—274 ohne äusserlich markirten Abschnitt einige Pomesanien betref-
fende Aufzeichnungen aus dem 16. Jahrhundert. Der Abschreiber scheint nur
mässige Kenntniss der lateinischen Sprache gehabt und die Abkürzungen des
14. Jahrhunderts, die er theilweise zu beseitigen suchte, nicht überall sicher
verstanden zu haben. Er schreibt bisweilen Worte, welche gar keinen odei’
entschieden falschen Sinn geben, und Formen, die gegen die elementarsten Re-
geln der Grammatik verstossen. So findet man bei ihm per impendebant statt
parvi pendebant, sum ferro statt sine ferro, per haec terra statt per haec tria,
castra generacio statt casta generacio, extradite caritatis statt ex radice carita-
tis, templo statt triplo, frustra statt frusta, sileres statt similes, utilem statt
vilem, hiis statt habens, miserabilem statt innumerabilem, sacris cenis statt
sarracenis. Dabei kommen grammatische Verbindungen und Formen vor, wie pro
Christi nomini, per auxilio, post modicum tempore, circa ville Wurinc, circa
castro Danske, ad ipsos ducem, ut nullis (statt nullus) sufficeret, mulieres et
parvulus (statt parvulos) deduxerunt, sancti crucis, predicte patriarche, in ci-
vitate sanctam Jerusalem, in seculas seculorum. So steht bello statt bella, gla-
dio statt gladiis, quod statt quem, quem statt quam, quam statt que, que statt
qui etc. Besonders oft werden verwechselt die Endungen us und is, Conjunc-
tive des Präsens und Imperfects, insurgat und insurgeret, Indicative des Perfects
und Plusquamperfects, venerunt und venerant, fast regelmässig steht ponitus
statt positus. An die alte Orthographie hat der Abschreiber sich nicht strenge
gebunden, wie z. B. ae statt e bei ihm schon vorherrscht. Hie und da sind, be-
sonders wo dasselbe längere Wort in aufeinander folgenden Zeilen wiederkehrt
ganze Zeilen ausgefallen, bisweilen auch einzelne Worte. Aenderungen in der
Wortstellung scheinen nur selten untergelaufen zu sein.
2. Handschrift der Magistratsbibliothek zu Thorn A. 11 I. Fol. Wohl schon
dem 17. Jahrhundert angehörig, trägt sie den etwas modernisirten Titel: Chro-
nica Prussiae Petri de Dusburgk, conscripta ab eo in gratiam Werneri de Orsele
Magistri Ordinis Theutonici militum Marianorum, Anno 1326. Darunter steht
die Bemerkung : Haec ^qovr/.ä transcripsi e vetusto codice, quem reperiebam in
Bibliotheca Illustrissimi Ducis Prussiae. Noch weiter hinab von anderer Hand :
Musis Joachimi Ventzkii Camminensis Pomerani inservio. Es ist keinem Zweifel
unterworfen, dass das Original dieser Handschrift der ad 1. beschriebene Kö-
nigsberger Codex ist; dies zeigt sicherer als die eben angeführte Notiz auf dem
Titelblatt die innere Uebereinstimmung; was als das sicherste Criterium ange-
sehen werden muss, sämmtliche Lücken des beschriebenen Königsberger Co-
dex finden sich auch in der Thorner Handschrift und ausserdem so augenfällige
Fehler wie III. c. 21 6 Thoruniensis statt Curoniensis. Aber die Abschrift ist
von einem verständigen und im Ganzen sorgfältigen Literaten gefertigt, der die
Fehler und Verstösse seines Originals an vielen Stellen erkannt und beseitigt,
und an manchen Stellen in die sinnlosen Schriftzeichen desselben wieder Sinn
gebracht hat. Das Verzeichniss der Kapitelüberschriften hat er nicht mit abge-
schrieben ; hie und da hat er Worte und Zeilen ausgelassen, auch wohl einzel-
nes falsch gelesen, und einzelne seiner Conjecturen treffen nicht das Rechte;
aber im Ganzen ist die Handschrift recht rein und lesbar, viel reiner und les-
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Bibliothek gekommen ist. Sie beginnt mit einer Tabula super cronica terre
Pruschie d. h. einem Index der Kapitelüberschriften, welcher 16 ungezählte
Blätter einnimmt. Dann folgt Fol. 1—270 die Chronica terrae Pruschiae, zuletzt
Fol. 270—274 ohne äusserlich markirten Abschnitt einige Pomesanien betref-
fende Aufzeichnungen aus dem 16. Jahrhundert. Der Abschreiber scheint nur
mässige Kenntniss der lateinischen Sprache gehabt und die Abkürzungen des
14. Jahrhunderts, die er theilweise zu beseitigen suchte, nicht überall sicher
verstanden zu haben. Er schreibt bisweilen Worte, welche gar keinen odei’
entschieden falschen Sinn geben, und Formen, die gegen die elementarsten Re-
geln der Grammatik verstossen. So findet man bei ihm per impendebant statt
parvi pendebant, sum ferro statt sine ferro, per haec terra statt per haec tria,
castra generacio statt casta generacio, extradite caritatis statt ex radice carita-
tis, templo statt triplo, frustra statt frusta, sileres statt similes, utilem statt
vilem, hiis statt habens, miserabilem statt innumerabilem, sacris cenis statt
sarracenis. Dabei kommen grammatische Verbindungen und Formen vor, wie pro
Christi nomini, per auxilio, post modicum tempore, circa ville Wurinc, circa
castro Danske, ad ipsos ducem, ut nullis (statt nullus) sufficeret, mulieres et
parvulus (statt parvulos) deduxerunt, sancti crucis, predicte patriarche, in ci-
vitate sanctam Jerusalem, in seculas seculorum. So steht bello statt bella, gla-
dio statt gladiis, quod statt quem, quem statt quam, quam statt que, que statt
qui etc. Besonders oft werden verwechselt die Endungen us und is, Conjunc-
tive des Präsens und Imperfects, insurgat und insurgeret, Indicative des Perfects
und Plusquamperfects, venerunt und venerant, fast regelmässig steht ponitus
statt positus. An die alte Orthographie hat der Abschreiber sich nicht strenge
gebunden, wie z. B. ae statt e bei ihm schon vorherrscht. Hie und da sind, be-
sonders wo dasselbe längere Wort in aufeinander folgenden Zeilen wiederkehrt
ganze Zeilen ausgefallen, bisweilen auch einzelne Worte. Aenderungen in der
Wortstellung scheinen nur selten untergelaufen zu sein.
2. Handschrift der Magistratsbibliothek zu Thorn A. 11 I. Fol. Wohl schon
dem 17. Jahrhundert angehörig, trägt sie den etwas modernisirten Titel: Chro-
nica Prussiae Petri de Dusburgk, conscripta ab eo in gratiam Werneri de Orsele
Magistri Ordinis Theutonici militum Marianorum, Anno 1326. Darunter steht
die Bemerkung : Haec ^qovr/.ä transcripsi e vetusto codice, quem reperiebam in
Bibliotheca Illustrissimi Ducis Prussiae. Noch weiter hinab von anderer Hand :
Musis Joachimi Ventzkii Camminensis Pomerani inservio. Es ist keinem Zweifel
unterworfen, dass das Original dieser Handschrift der ad 1. beschriebene Kö-
nigsberger Codex ist; dies zeigt sicherer als die eben angeführte Notiz auf dem
Titelblatt die innere Uebereinstimmung; was als das sicherste Criterium ange-
sehen werden muss, sämmtliche Lücken des beschriebenen Königsberger Co-
dex finden sich auch in der Thorner Handschrift und ausserdem so augenfällige
Fehler wie III. c. 21 6 Thoruniensis statt Curoniensis. Aber die Abschrift ist
von einem verständigen und im Ganzen sorgfältigen Literaten gefertigt, der die
Fehler und Verstösse seines Originals an vielen Stellen erkannt und beseitigt,
und an manchen Stellen in die sinnlosen Schriftzeichen desselben wieder Sinn
gebracht hat. Das Verzeichniss der Kapitelüberschriften hat er nicht mit abge-
schrieben ; hie und da hat er Worte und Zeilen ausgelassen, auch wohl einzel-
nes falsch gelesen, und einzelne seiner Conjecturen treffen nicht das Rechte;
aber im Ganzen ist die Handschrift recht rein und lesbar, viel reiner und les-