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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 17.1926-1927

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4. Heft (Tanz und Plastik - Sonderheft)
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Stramm, August: Tanz
DOI Artikel:
Blümner, Rudolf: Tanz und Tanz: oder Kunsttanz und Tanzkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.47216#0068

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Hell von Staunen,
Daß sie leben noch,
Sie leben!
Zagig finden sie das Lächeln,
Fluten leise, fluten, fluten,
Reichen summend sich die Hände,
Werden warm
Und
Schwingen Reigen!
Da
In Peitschlust, Streitdurst, Quälsucht,
Vollgesogen
Vom Gebälke
Stiebt das Gellen!
Schrillt unbändig,
Ueberschlägt sich,
Purzelt, flattert,
Springt und stöbert,
Federt, pumpelt auf
Das Untier.
Das
Mit tausend Füßen auf schrickt,
Trippelt, trappelt,
Trappelt, grappelt,
Gell gedrängelt
Von den Tönen,
Die zerrasseln,
Niederprasseln,
Peitschen, schlagen, fiebern/ kosen
Und im Wirbel
Wringen, wiegen
Schwelles,
Blasshellrotes Fleisch!
Milchweiche Schultern!
Augen . . .
August Stramm

Tanz und Tanz
oder
Kunsttanz und Tanzkunst
Die Ästhetik unterschied die darstellen-
den Künste von den übrigen. Diese Un-
terscheidung trägt die Schuld an den Ver-
wirrungen der Kunstanschauung (und Kunst-
Anhörung) sowie an den Verirrungen der
Kunstausübung. Denn sie erweckte nicht nur
den Anschein, als ob es sich um zweierlei
Kunstgattungen, die sich scharf trennen, hand-
le, sondern sie schuf wirklich eine Tren-
nung zwischen den Künsten. Merkwürdiger-
weise zählte diese Ästhetik zu den darstellen-
den Künsten nur die Malerei und die Pla-
stik, während sie doch die gesamte frühere
Dichtung und auch die Schauspielkunst lo-
gischerweise ebenfalls hätte dazu zählen
müssen. Denn unter der Darstellung verstand
sie, wie man weiß, die „Bedeutung“ des Kunst-
werks. Ein bearbeiteter Steinblock war nicht
nur eine Form, sondern bedeutete, stellte
etwas vor, eine Person oder ein Tier zu-
meist. Ein Bild war nicht nur eine Farb-
oder Linienformung, sondern stellte etwas
dar oder vor. Da die gesamte vor- ex-
pressionistische Dichtung und leider auch
noch die gesamte heutige Schauspielkunst
etwas, und zwar etwas sehr genau Bestimm-
tes, d a r s t e 111, gehören beide im Sinne
jener alten ästhetischen Unterscheidung zu
den darstellenden Künsten. Es blieben also
nur die Musik und der Tanz als nicht dar-
stellende Künste übrig. Immerhin geht aus
 
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