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Thausing, Moritz
Wiener Kunstbriefe — Leipzig: Seemann, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.47062#0073
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IV.

Die deutsche Kunstreform des sechzehnten
Jahrhunderts,

I.
j er Gegenstand, den ich unter diesem Titel be-
sprechen will, hat so wenig Anspruch auf herge-
l brachte Theilnahme, dass der Leser wohl be-
rechtigt ist, gleich einige Aufklärung darüber zu ver-
langen. Was bedeutet der Titel? Nun, ich wollte damit
das Erwachen des modernen Geistes in der deutschen
Kunst, das Durchdringen einer neuen, theils ursprüng-
lichen, theils zugeführten Formenwelt in deutschen
Landen bezeichnen. Je allgemeiner der Titel gefasst
wurde, desto ungenauer freilich sein Sinn. Besser
aber Unbestimmtheit als Unrichtigkeit, die ich um.
Alles vermieden wissen möchte.
Meine Absicht zielt im Allgemeinen auf das, was
wir gemeiniglich als Renaissance zu bezeichnen pflegen.
Dieser Ausdruck aber, schon an sich vielfach unzu-
reichend , will auf die Entwickelung der deutschen
Kunstverhältnisse im fünfzehnten und sechzehnten
Jahrhundert vollends gar nicht passen. Wie unsere
meisten kunstgeschichtlichen Massstäbe ist sein Begriff
specifisch italienisch. Er entspricht ganz den An-
 
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