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Thausing, Moritz
Wiener Kunstbriefe — Leipzig: Seemann, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.47062#0252
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XVII.
S o d o m a.

*0 er biblische Name Sodoma hat keinen guten
Klang. Doch möge man sich durch den Titel
nicht abschrecken lassen! Es ist nicht meine

Absicht, den Leser bis in jene aschgraue Vorzeit
hinaufzuführen, in welcher die Städte Sodom und Go-
morrha ihre traurige Berühmtheit erlangt haben. Es
ist kein Pfuhl der Sünden, den wir aufsuchen wollen,
sondern eine Quelle der Schönheit, rein und ergiebig,
wie sie nur selten aus einer begnadeten Menschen-
seele geflossen ist. Unser Gegenstand führt uns nur
in jene viel näher liegende Vergangenheit zurück, in
welcher alles dasjenige, was heutzutage die Grund-
lage unserer Lebensformen bildet, seine massgebende
Gestaltung empfangen hat, in das Italien des 15.
Jahrhunderts, an die Geburtstätte der modernen, selbst-
bewussten Persönlichkeit.
Je höher die alten Schranken waren, die es zu
durchbrechen galt, desto ungestümer tritt die in sich
abgeschlossene Persönlichkeit zuerst auf; und darum
heben sich auch die einzelnen Gestalten jener Zeit so
scharf von einander und von ihrem historischen Hinter-
gründe ab. Wer kennt sie nicht, die Medici und die
 
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