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Thausing, Moritz
Wiener Kunstbriefe — Leipzig: Seemann, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.47062#0113
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VI.

Dürer und die Reformation.
ut, dass die grossen Männer todt sind und nicht
wissen, wie ihre Namen aufgebraucht werden
im Hader endloser Parteiung. Es geschieht ja
nicht zur Ehre der Unsterblichen, vielmehr zu ver-
gänglichen irdischen Zwecken, dass jeder der streiten-
den Theile ihr Andenken zu Hilfe ruft und ihre Mei-
nung recht und schlecht in die veränderten modernen
Anschauungen hineinzwängen will. Dies ist denn auch
das Schicksal Dürers in Deutschland geworden. In-
dessen England und Frankreich, also ein protestan-
tisches und ein katholisches Land, darin wetteifern,
seinen Namen zu verherrlichen, ist er seinen Lands-
leuten gerade gut genug, um zu einem Schiboleth
ihrer confessionellen Zwistigkeiten zu dienen.
So fühlte denn neuester Zeit der Vorstand der
„Görres-Gesellschaft“ das Bedürfniss, durch Heraus-
gabe einer kurzgefassten populären Biographie „die
Erkenntniss Dürers in w'eitere und besonders katho-
lische Kreise zu tragen“. Den Auftrag zur Abfassung
der Schrift erhielt der frühere Ober-Bürgermeister L.
Kaufmann in Bonn, und sein 111 Seiten umfassendes
Büchlein ist nun als „Erste Vereinschrift für 1881“ bei


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