Thausing, Moritz: Wiener Kunstbriefe (Leipzig: Seemann, 1884)

XXIV.

Ein neuer Galerie-Director.
Aus der Pester in die Dresdener Gemälde-Galerie.

ch bitte den geneigten und mehr noch natürlich
den abgeneigten Leser, der sich etwa noch
meiner letzten Kunstbriefe erinnert, um Ver-
zeihung, wenn ich plötzlich aus der Geographie falle
— quasi aus der Donau in die Elbe — oder genauer aus
der Pester in die Dresdener Galerie. Ich sehe ein,
dass das inconsequent aussieht. Nun könnte ich mich
freilich so ausreden, wie es seinerzeit der englische
Premier-Minister Lord Russell that, als ihm ein oppo-
sitioneller Parlamentsredner Inconsequenz vorwarf, in-
dem er eben trocken erwiderte: Ja wir steifen uns
ja gar nicht darauf, consequent zu sein. Was man
sich in der hohen Politik doch Alles erlauben darf!
Aber Gott sei vor, dass der erste beste Feuilletonist
sich dergleichen auch anmasse! Der soll nur ver-
antworten, was er sagt oder gesagt hat. Von der
andern Seite aber wage ich doch den Vorwurf der
Inconsequenz abzulehnen, insoferne derselbe blos aus
einem rein äusserlichen localen Grunde abgeleitet
werden kann, indessen ich, was das eigentliche In-
teresse an dem Gegenstände betrifft, bei der Sache