Thausing, Moritz: Wiener Kunstbriefe (Leipzig: Seemann, 1884)

XXI.

Eine Fahrt in die Eszterhazy-Galerie.
s ist nachgerade Sitte geworden unter den
Reisenden, von Wien aus auch einen Ab-
stecher nach Budapest zu machen. Namentlich
gilt dies von den Kunstfreunden. Aber auch solchen,
die blos eines Geschäftes halber nach Wien gekommen
sind, wäre zu rathen, die Betreibung desselben für
zwei oder drei Tage zu unterbrechen, um die auf-
blühende Hauptstadt Ungarns in Augenschein zu
nehmen. Denn jeder Beschreibung spottet die Gross-
artigkeit, in der sie daliegt an den beiden Ufern des
gewaltigen Stromes. Wer klug ist, der wählt einen
schönen Tag und fährt mit dem Dampfschiff hinab.
So klug war auch ich, und diese Thalfahrt auf der
Donau wird mir unvergesslich bleiben. Freilich war
ich vom Himmel in seltener Weise begünstigt. Und
das ist wörtlich zu nehmen, denn er führte an jenem
Augusttage mit Sonnenschein und Gewitterschauern
abwechselnd ein wahres Feuerwerk unnachahmlicher
Beleuchtungen auf. Und dazu ein anderes Glück! Ich
war nicht allein, sondern in der besten Reisebeglei-
tung, die man haben kann, nämlich in der Iwan Ler-
moliews. Die Leser dieser Blätter kennen Iwan Ler-