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Thausing, Moritz
Wiener Kunstbriefe — Leipzig: Seemann, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.47062#0186
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XII.

Das Riesenthor des St. Stephansdomes, wie es ist
und wie es war.
ie es ist? Niemand weiss das. Nur Eines wissen
wir genau: es ist in einem miserablen Zustande.
Wer es nicht seit einem Vierteljahrhundert so
zu sehen gewohnt ist, der kann sich täglich durch den
Augenschein davon überzeugen. Und zwar ist es in
einem trostlosen Zustande nicht so sehr wegen der
Beschädigungen, welche dieses ehrwürdigste unserer
heimischen Kunstdenkmäler im Laufe der Jahrhun-
derte erfahren hat; nein, viel mehr noch durch die
Verwahrlosung, in der es sich fortwährend befindet.
In der Regel bleibt ja das Riesenthor geschlossen
von aussen und innen. Selten nur öffnet sich das
Eisengitter, welches auch den Zutritt zur Portalhalle
und somit deren genauere Besichtigung verhütet. Die
Folge davon ist, dass sich unaufhörlich Staub und
Schmutz in der Portalhalle und an deren Ziergliedern
ansammelt. Aber noch viel Schlimmeres ! Eine Menge
Ungeziefer nistet und mistet ungestört auf den Sculp-
turen oben, auch eine Menge Tauben, welche man
da ihr Wesen treiben lässt. Drei, vier und mehr
Nester bauen zuweilen diese wenig kunstsinnigen
 
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