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Thausing, Moritz
Wiener Kunstbriefe — Leipzig: Seemann, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.47062#0205
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XIV.

Lionardo da Vinci.

ionardo da Vinci als blühender Mann im Orient
in den Diensten des kunstsinnigen Mameluken-
Sultans von Kairo, als Ingenieur die Grenz-
länder des neuen Reiches in Syrien und Kleinasien
bereisend, um sie durch Wasserwerke, Festungsbauten
und Kriegsmaschinen zu sichern, jedenfalls in vor-
nehmer orientalischer Kleidung nach mahomedanischer
Sitte lebend, ja vielleicht gar eine zeitlang selbst Ma-
homedaner — diese neueste Entdeckung unseres
Freundes Jean Paul Richter war wohl geeignet, Auf-
sehen zu erregen in der Welt; und es ist seltsam
genug, dass es ein fremder, ein deutscher Gelehrter
war, der in einem der nur zu lange ungelesenen
Manuscripte Lionardos in der Bibliothek des Instituts
in Paris diesen grossen Fund gethan hat. Aber so
etwas gelingt eben nicht jedem ersten Besten auf’s
Gerathewohl. Da muss man Lionardo so eifrig stu-
dirt, man muss sich in seine Schriften so eingelesen
haben, wie Jean Paul Richter, der eben daran geht,
alles auf Kunst und Kunstwissen Bezügliche in den
vielen zerstreuten Handschriften des Meisters in einem
monumentalen Werke auf Kosten englischer Gönner
zu veröffentlichen.
 
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