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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (3) — 1921

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Nr. 211 - Nr. 220 (10. September - 21. September)
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Die Verlobten.
Bon Allessandro Manzoni.
(142. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

rn von dem Teufelsgetümmel hier."
. farrer mit Ihrer Gesellschaft da auf
Schneider.
.ich/' antworteten Herr und Haushälterin zugleich.
„Bedaure Sie."
„Mr sind auf dem Weg nach dem Schlosse des Herrn ***,"
sagte Don Abbondio.
Das ist ein gescheiter Einfall; da sind Sie sicher wie im Pa-
radiese."
„Und hier haben die Leute keine Furcht?" fragte jener.
'Peund reden, Herr
egsvolk wohl nicht
iens so einen kleinen Seitenhieb, den Gott ab-
" aher haben wir Zeit! wir müssen
aus den unglücklichen Ortschafttn hören.

zu halten,
sgnese, ihre
, . Mädchen, dsm-
armen Maria damals die milde Spende hinge-
der' Schale zu nehmen und rösten zu lassen. — „Und du", "sagte er
m einem Knaben, „geh nach dem Garten, schüttle den Pfirsichbaum,

„Und hier haben die Leute keine Furcht?" fr,
„Ich will wie ein Hausherr zu seinem Gastfr«
Pfarrer. Hier möchte, genau genommen, das Krieg
Herkommen; wir liegen, dem Himmel Dank, zu weit von seiner
Straße ab. Höchstens so einen kleinen Seitenhieb, den Gott ab-
wenden möge, Aus jeden Fall aber haben wir Zeit! wir müssen
noch erst andre Neuigkeiten " " 's' _
wo sie recht eigentlich die Häuser in Beschlag nehmen werden."
Man beschloß, ein wenig auszuruhen, und da die Zeit zum
Mittagessen da war, sagte der Schneider: „Sie müssen meinem
armen Tisch die Ehre gönnen, meine Herrschaften; wenn Sie für-
lieb nehmen wollen, so soll es uns allen schon schmecken".
Die Haushälterin sagte, sie habe zum ersten Imbiß etwas bei
sich. Nach einigen Umständlichkeiten von beiden Seiten kam man
überein, alles zusammen zu tun und gemeinschaftlich Mahl
Die Kinder hatten sich mit großer Fröhlichkeit an Ai
alte Freundin, gemacht. Der Schneider befahl einem Mäd
selben, welches der armen Maria damals
tragen hatte, vier frühreife Kastanien, die in einem Winkel lagen, aus
der Schale zu nehmen und rösten zu lassen. — „Und du", sagt_
zu einem Knaben, „geh nach dem Garten, schüttle den Pfirsichbd"—,
daß etwa vier Stück herunterfallen und bring' sie hier; alle, geh.

Agnese aber brach, da sie die gute Frau umarmte, in einen
Tränenstrom aus, welcher ihr eine mächtige Linderung gewährte;
sie antwortete schluchzend auf alle Fragen, die Wirt und Wirtin
über Lucia an sie richteten.
„Sie ist besser dran als wir," sagte Don Abbondio, „sie ist in
Mailand außer Gefahr und fern von dem Teufelsgetümmel hier."
„Machen sich der Herr Psi
die Flucht?" fragte der Schneid,
„Versteht

Und Du", sprach er zu dem andern, „klettre auf den Feigenbaun
und hole vier herunter, hübsch reife! Ihr versteht Euch ja so ziem-
lich auf das Handwerk". — Während er sich darauf fortbsgab, um
den Spund aus einem Fäßchen zu ziehen und dis Frau etwas gutes
weißes Tischzeug herbeiholte, nahm Perpetua ihren Vorrat heraus
und so ging man zu Tische. Auf dem Ehrenplatz kam für Don
Abbondio em Tischtuch auf einem Teller von unechtem Porzellan
zu liegen; daneben Messer und Gabel, welche dis Haushälterin in
der Butte hatte. Dann ward angerichtet, man setzte sich und hielt
Mahlzeit. War auch die Fröhlichkeit nicht besonders ausgezeichnet,
so hätte doch keiner der Tischgenosssn sich eine so behagliche Stunde
versprochen.
„Was meinen Sie, Herr Pfarrer, zu so einem Mischmasch?"
fragte der Schneider, „'s ist, als wenn man die Geschichte der
Mohren in Frankreich liest".
„Was läßt sich da sagen? Das mußte mir auch noch auf den
Hals kommen".
„Indessen haben Sie doch einen hübschen Zufluchtsort erwählt",
bemerkte jener. „Werden Gesellschaft dort finden; wir haben schon
vernommen, daß viel Volk sich hingeflüchtet hat und noch stündlich
welches herbeiströmt".
„Ich will hoffen", sagte Don Abbondio, „daß wir eine gute
Aufnahme finden. Ich kenne den vortrefflichen Herrn, und als ich
einmal die Ehre gehabt habe, mit ihm zusammen zu sein, war er
erstaunlich höflich".
„Und mir", berichtete Agnese, „hat er durch den erlauchten
Herrn Kardinal sagen lassen, wenn ich etwas nötig haben würde,
sollt ich mich nur glattweg an ihn wenden".
„Eine große, schöne Belehrung!" rief Don Abbondio, „und
von gutem Bestand, nicht war, von gutem Bestand?"
Der Schneider verbreitete sich wortreich über das heilige Lebe»
des Ungenannten, und wie derselbe aus einer Geißel der Umgegend
das Muster und der Wohltäter für alle Leute rings geworden sei-
„Und all die Menschen, die er bei sich hatte, die bezahlten...?"
fragte Don Abbondio, der zwar mehrmals schon davon sprechen ge-
hört hatte, aber bei seiner Furcht sich noch immer nicht sicher genug
glaubte.
„Die meisten sind fort", erwiderte der Schneider, und was zu-
rückgeblieben, hat seine Lebensweise geändert! Kurz das Schloß da
ist wie die Wüste Thebias geworden; Sie wissen, was damit ge-
sagt ist".

Larauf erinnerte er sich mit Agnessn des erzbischöflichen Be-
suches. — „Ein großer Mann!" sagte er, „ein großer Mann! Schade,
daß er so blitzgeschwind hier durchgereist, daß ich ihm ein Stück-
chen Ehre hab' antun können. Wieviel hätt' ich ihm unter andern
Umständen, bei etwas mehr Muße, zu sagen!"
Nachdem man vom Tische aufgestandsn, zeigte er ein Bildnis
des Kardinals, einen Kupferstich, welchen er zur Ehre des Mannes
an einem Türflügel hängen hatte. Auch beeilte er sich, einem jeden
bekannt zu machen, daß durchaus keine Aehnlichkeit darin zu er-
kennen; denn er habe in demselben Z-mmer ganz in der Nähe und
bequem den Herrn Kardinal betrachten können.
„Den Herrn Kardinal haben sie mit dem Gesichte da vorstellsn
wollen? fragte Agnese. „In der Tracht steht er ihm ähnlich,
aber..."
„Nicht wahr, gar keine Aehnlichkeit?" rief der Hausherr. „Ich
sag's auch immer. Es steht aber wenigstens sein Name darunter
geschrieben, und so ist's mir ein Andenken".
Don Abbondio hatte Eile. Der Hausherr verpflichtete sich
einen Karren anzuschaffen, der sie bis zur Felsenanhöhe brächte.
Er ging, einen zu suchen und kehrte bald mit der Antwort zurück,
daß er komme. — „Herr Pfarrer", wandte er sich darauf an Don
Abbondio, „wenn Sie dort oben zum Zeitvertreib irgend ein Buch
wünschen, als armer Mann kann ich damit aufwarten; ich hab' auch
so mein bißchen Lust am Lesen. Freilich keine Sache für Ihres-
gleichen, ganz gemeine Bücher; inzwischen aber ..."
„Dank, Dank", antwortete Don Abbondio, „die Umstände sind
von der Art, daß sie einem kaum für das Allsrnotwendigste Kopf
genug lassen".
Man dankte, man entschuldigte sich, versicherte sich der Teil-
nahme, wünschte eine glückliche Zukunft, forderte zu einer zweiten
Einkehr bei der Rückreise auf und versprach sie. Der Karren hielt
vor der Türe, das Reisegepäck wurde htntzingelegt und jedes nahm
seinen Platz sodann, um etwas leichter und beruhigter die zweite
Hälfte des Weges anzatreten.
Fortsetzung folgt.

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MMk W»MU
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H279 Die Ortsverwaltung.

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SLipendienauLschreibzmg.
Auf den 20. April 1922 sollen die Zinsen aus der
Miftnng der Frau Pfarrer Dr. Züllig Witwe dahier
Mir 1921/22 zur Verteilung gelangen.
Hiesige Bürgersöhne, welche studieren oder
Svnft ein ehre »weites Gewerbe erlernen und
deshalb an dieser Stiftung genußberechtigt zu sein
glauben, werden eingeladen, rhre Gesuchs um Berück-
sichtigung bei der .Zinsverteilung bis zum 15. No-
vember ds. Is. schriftlich bei uns einzureichen.
Den Gesuchen, welche von den Gesuchstellern selbst
geschrieben sein müssen, sind außer den Zeugnissen
Über Aufführung und Befähigung auch die Schul-
zeugnisse der Petenten anzuschließen, da die letzteren
sonst so wenig berücksichtigt werden könnten, als Hand-
werkslehrlmgs, welche die Gewerbeschule nicht be-
suchen. 3284
Heidelberg, den 12. September 1921.
Der Stadtrat.

Die Arbeiten können in 6 Losen getrennt ver-
. Angebotsvordrucks, Bedingungen und Zeichnungen
(werden gegen Zahlung von 36 Mk. abgegeben.
Die Eröffnung der Angebote erfolgt am
S. Oktober d. I., vormittags 10 Uhr.
Zuschlagsfrist 3 Wochen.
Heidelberg, den 14. September 1921.
Städt. Tiefbauamt.

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