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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0149

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Z E H N T ES RA P I T E L

Ij E B Ii R

DIE ENTSTEHUNG DER PILASTER UND II M.BS EULEN.

Bei den Tempelzellen kann man sich, wie bei Tab. XXXT Fig. \i zu sehen, die Entstehung der Pilaster
a. a und die Halbsäulen b. b erklären , wenn man sich die Begrenzung der Zelle , statt mit einer Mauer,
mit Pilastern oder Säulen umgeben, und den Zwischenraum ausgemauert oder mit Steinplatten, wie es die
Aegyptier oft zu thun pflegten , ausgefüllt denkt. Da indessen die Halbsäule immer in ihrem reinen Contur
erscheinen soll, so kann das Mauerwerk nicht bis über die Hälfte wie bei den Pilastern a. a in der Mitte der
Säule Statt haben , sondern es muss in der Weite der halben Säulendicke , wie bei Fig, b. b und c c
bemerkt worden, angebracht werden, damit die Säule wenigstens um die Hälfte hervorspringt, und somit in
ihrer wirklichen ganzen Dicke der Fronte nach erscheinen kann. Springen sodann vor die Linie c. c noch
Gesimse oder Gurte hervor , welche die Säulen links und rechts berühren , so muss der Grund des
Mauerwerks noch um diese Vorsprungsdicke weiter hinter die halbe Säulendicke gerückt werden, damit dieser
Vorsprung die Form der Säule auf keine Art betheilige. *)

Rücksichtlich der Form der Pilaster ist noch zu bemerken, dass diese, wegen des ausgefüllten Zwischen-
raums , so wie auch wegen ihres übrigen Ansehens , nicht wohl so verjüngt werden dürfen , wie die Säu-
len , und dass sie darum , weil der Architrav gewöhnlich die obere Säulendicke erhält , auch grösstenteils
denselben Diameter , oder höchstens nur die mittlere Dicke der Säule haben können. Dieses Maas motivirt,
sodann einigermasen den untern Zurücktritt des Pilasters ausser dem Allignement der Säulendicke , welcher
sich zwar, aufhebt, wenn der Pilaster gleich der untern Säulendicke angenommen wird , sonst aber oben,
über den Architrav um die halbe- Grösse von der Verjüngung der Säule, um so viel der obere Durchmes-
ser kleiner als der untere ist, hervorspringen würde , wenn die untere Säulendicke für den Pilaster ange-
nommen wird.

*) Dieser Fall ist die Ursache, dass Vignola und andere Baumeister angeben, dass eine jede halbe Säule um % der ganzen Säulen-
dicke mehr als ihre Hälfte vor das Mauerwerk hervorspringen miisste , was jedoch bei den alten Denkmälern nicht immer zu
finden ist, und oft mehr oder weniger beträgt.

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