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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0153

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Alten zwar auch solcher Zwischengeschosse innerhalb der Säulenhöhe, allein nach den Säulen zu urtheilen ,
die wir noch vorlinden , legten sie solche , wie Fig. 6 («) Tab. XXXIII zeigt , auf Consolen , die
an den Säulen angebracht wurden, wie solches in Rom an verschiedenen Säulen und an dem Maison
carree zu Nismes*) Tab. XVIII Fig. i5, 3.r Th. 2." Heft zu sehen ist. In Fällen wo die Säule zu klein
genommen werden muss , oder mehrere Reihen über einander zu stehen kommen , thut man übrigens
besser , statt derselben sich des Mauerwerks zu bedienen , und alsdann etwa vor dasselbe, Halbsäulen oder
Pilaster, wie bei dem Colossaeum und beim Theater Marcellus, zu stellen, damit die Massen ohne die gekup-
pelten Säulen gewonnen werden. Ein anderes ist es , wenn man eine freie Umsicht erhalten will, wie im
Innern einer Kirche von den Empotbühnen, oder in einem Theater aus den Logen. In Fällen, wo die
Säule so dünn als möglich frei stehen soll, thut man wohl , dieselbe von Holz oder Metall 'zu fertigen,
weil der Stein hiezu, zu gebrechlich ist. Sollten Gewölbe auf Säulen Statt haben , so kann dieses nur bei
Kreuzgewölben, wie Fig. 3 und 3' Tab. XXXIV zeigt, oder in solchen Fällen geschehen, wo nur an der
äussersten Seite des Gewölbs , wie an dem Friedens-Tempel in Rom, noch ein Mauerwerk vorgesetzt
werden kann, damit das Gewölb die Säulen nicht aus einander drücke und umwerfe. Fig. 1 und i1.

Bei Huf- oder Tonnen- Gewölben, Fig. 2 und 2', so wie auch bei einfachen Kreuzgewölben, wie Fig. 1 ,
und bei dem Gewölbe, wie an dem Colossaeum Fig. 3 («) Tab. XXXIII, kann sodann das ganze Haupt-
gesims mit Architrav und Fries Statt haben , was hingegen bei Kreuzgewölben , bei welchen das Gewölb
wie bei Fig. 3, auf freie Säulen zu stehen kommt, nicht geschehen kann. Unterstützen Säulen nur bloses
Mauerwerk vermittelst Bögen , wie gewöhnlich in den Seiten - Schiffen der Basiliken , so kann das ganze
Hauptgesims der Säulenordnung ebenfalls gar nicht , oder höchstens nur über den Bogen angebracht
werden, sondern der Bogen muss auf dem Kapital, wie bei a Fig. 4 Tab. XXXIV, unmittelbar aufliegen.
Im äussersten Falle sind Mos die Bogenverzierungen wie bei b , Fig. 4 unten als eine Art von Architrav
mit einandei zusammenzuhängen, damit das Gewölb die allzuvielen Auflagen von Architrav, Fries und
Hauptgesims auf den Säulen nicht umzuwerfen scheint, und mit der Säule in nähere Verbindung kommt.
Fig. 5 Tab. XXXIV zeigt, wie ein Huf- Gewölbe mit einer Säulenreihe in Verbindung gebracht und
wie auf die Säulen das Hauptgesims , wie bei Fig. 1 und 2 , gelegt werden kann, ohne das Ganze zu
stören. Die Ausführung dieser Zusammensetzung sieht man zweckmässig bei den alt-römischen Triumphbögen
des Titus, Vespasianus u. s. w.

°) Nach Vermuthung dienten jene Consolen zwar nur , um Statuen darauf zu stellen , indessen sieht man an ihnen wie die Römer
dem Sä'ulenstamm auch eine Seitenlast zu tragen gaben.
 
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