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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 3.1887

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Bergau, Rudolf: Über den Wert der Goldschmiede-Meistermarken für kunstgeschichtliche Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4088#0130

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5(ufnäf]iirfreit nt fnrfijem Summt unb Sdjmtr mif Seite. Statten, IG. gnljrlj.

Über 6cm VOevt ber <Bol6fd?mteb^2Hetftermarftm
für funftgefdiiditlidje ^orfcfyungen.1)

Don H. Sergau.

3Jn neuefter $eit legen bie ®unftforfd)er
befonbereS ©ewidjt auf bie $3ead)tung unb ©r-
Körung ber 9Jceiftermarfen auf ben altern ©olb-
fdjmiebearbeiten. Unb eS gefd)iet)t baS mit
Dottern SJJedjt, beim biefe Warfen finb [er}r leid)*
tige ?lnljaltepunlte für ©rforfdjung ber ®efd)id)te
ber ©olbfdjmiebefunft unb für bie rectjte 3Mr-
bigung einzelner SBerte berfelben. ®od) ift man,
wie mir fdjeint, an manchen ©teilen geneigt
benfetben einen ju großen SBert beijulegen,
bie SJcorf'e al§ einjigeS unb uutrügtidjeS 9J2erf-
mal für bie ^tutorfdjaft eineS SSerfeS anjufeljen.
Sem ift jebod) nidjt fo. ®ie Sunftformen unb
bie tedjnifdje ?lu§fül;rung werben bietmef)r ftetS
mit in 23etrad)t gebogen werben muffen.

®ie SJceiftermarfe ift, wenn nidjt gefälfd)t,
ber untrügliche ^Beweis, bafj ba% betreffenbe
©tue! au§ ber SBerfftätte beS burd) bie SOiarfe
bezeichneten SJteifterS Ijerborgegangeu ift. Surd)
biefe üöiarfe übernahm ber betreffenbe 9Jleifter,
feiner borgefejjten 58et)6rbe gegenüber, bie @e-
>t>tu)r, bafj bei biefem ©tüde ben, oft feljr fpe-
gießen, gefe^lidjen 83orfd)riften genügt fei. S)a-
mit ift jebod) feineSwegS gefagt, bafj biefeS ©tüd
Wirflid) bon ber §anb beS SÖJeifterS gefertigt,
nod) biet weniger, bajj e§ bon ifjm erfunben
Warben ift. ©igenljänbige SDceifterarbeit unb
Originalität ber ©rfinbung finb aber bei tjer*
borragenben ©olbfdjmiebearbeiten, wetdje ben
3tcmg bon Sunftmerlen beanfprudjen — unb
um foldje wirb eS fid) bei funftgefd)idjttid)en
Unterfudjungen im Wefenttidjen nur Ijanbeln —
bon größter SBidjtigfeit.

®ie „Keinen SJieifter", b. f). biejenigen,
Weldje nur UnbebeutenbeS leifteten unb infolge*

1) SBir bringen tiefen Slrtitel jum 2l6brucf, o!;ne
barait bie 9üifrf)auungen be8 §errn SSerfafferS ju ben
unfrtgen madjen §u wollen. ®te JRebaftion.

beffen nur Wenige Skftettungen rjatten, luerben
ben bei weitem gröfjtcn Seil tt)rer arbeiten
eigenljänbig gefertigt t)aben. 3ltte gröjjern 9fteifter
aber, wetdje biete S3eftettungen (jatteu unb ein
Sager fertiger ©egenftänbe borrätig Ijielten,
tonnten baS nidjt allein bewältigen, mufjten
bielmeljr ju iljrer §ilfe ©efetten unb £etjr-
jnngen in iljre SSertftatt aufnehmen. Sa nidjt
feiten werben fie Slrbeiten anberer, felbftänbiger
SJceifter angetauft unb mit ifjrem (Stempel ber-
fetjen au iljre Suitben abgegeben Ijabeu. ®ie
äRarfe giebt unS alfo nidjt ben fid)ern SöeWeiS,
bafj baS betreffenbe ©tüd bon bem barauf be-
äeidjneten 50ceifter gemadjt, b. fj. tedjuifdj auS-
geführt worben ift. 9?od) biet Wid)tiger als bie
tectjnijcrje luSfüfjrung ift für bie föunftgefdjidjte
bie ©rfinbung eineS SBerfeS. %üx bie leitete
befigt bie SJJarfe aber gar feine 93eweiSfraft.
©ewbljntidje, biet begehrte ©tüde, fogenanute
SOlarftwaren, arbeiteten bie SJceifter natfj über=-
lieferten gormen. ©alt eS etwas Xlngewölm-
lidjeS Ijersuftetten, fo waren bafür bie fpejietteu
eingaben beS SeftellerS mafsgebenb. S" ein-
jelnen gälten jeidinete bann wofjt and} ein
Dealer einen ©ntwurf. SSir befi^en bergleidjen
j. 58. bon ber §anb 211bred)t SDürerS unb §anS
§olbein§. StWaS ganj KeueS 511 erfinben ift
immer fdjwierig unb nur wenigen befonberS be-
gabten Sünftlern berlieljen. ©rftanb aber ein-
mal ein f;odj begabter Sünftler, weld)er bie
gewohnte Sßafyn berliefs unb feinen eigenen SSeg
ging, wiej. 58. SSenjel Samni^er, unb fanben beffen
Steuerungen Sieifatl, fo beeilten fid) aud) anbere
SJJeifter in feiner SSeife §u arbeiten, berfdjaffteu
fid) — unb baS galt teineSwegS als unef)rlid);
ein <Sd)u| beS geiftigen ©igentumS war bamalS
unbefaunt — feine 3eid)nungen, ;a feine 9tto-
bette unb arbeiteten banad), of)ne ober mit
 
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