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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Tepe, Alfred: Die neue St. Martins-Kirche in Düsseldorf-Bilk
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0038

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1896. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 2.

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errichten. Zur Feier der Aufstellung dieses
Bildes und Einweihung des Bildstockes wurde
von den Jesuitenvätern von der Residenzstadt
Düsseldorf aus eine Prozession geführt, die
zahlreiche Betheiligung fand; ein Jesuitenpater
hielt dabei die Festpredigt.

Dies that der Herzog zunächst, „um seine
Andacht gegen die seligste Jungfrau Maria nicht
blofs für sich zu üben, sondern auch öffentlich
zu bezeugen und bei seinen Unterthanen zu
befördern". Sodann aber sollte die Errichtung
der Bildsäule gerade an diesem Orte die Gefühle
des Dankes und der Freude zum Ausdruck
bringen, die der Herzog empfand, als er hier
mit seinem einzigen Sohne, dem Erbprinzen
Philipp Wilhelm, bei dessen Rückkehr von
weiter und gefahrvoller Reise in fremden
Landen zusammentraf und denselben dort wohl-
behalten wiedersah In seiner tiefgläubigen
und frommen Gesinnung glaubte der Herzog
dieses Glück hauptsächlich Maria Hülfe zu-
schreiben zu müssen. In den drangvollen
Zeiten des Jülich-Clevischen F.rbfolgekrieges
und des noch ärger tobenden dreifsigjährigen
Krieges mit seinen Verwüstungen und Greueln
mögen die Gefahren einer solchen Reise nicht
geringe, um so gröfser aber die Freuden des
Wiedersehens gewesen sein. Bald pilgerten zu
diesem Bildnisse viele Bewohner der Stadt und
der Umgegend, verrichteten dort ihre Andacht
und „empfanden1' dort vielfach Hülfe in ihren
Nöthen, besonders in Krankheiten. In den
Mittheilungen aus den Katalogen der nieder-
rheinischen Ordensprovinz heifst es, dafs „sehr
vieler Gnadenerweise sich an jener Stätte zu
erfreuen hatten: Prefshafte, besonders Fieber-
kranke, weshalb das Bild von den nahe An-
wohnenden in hohen Ehren gehalten wurde".
„Auch sah man dort an dem Gitterwerk, welches
die Statue abschlofs, verschiedene Weihe-
geschenke aus Wachs aufgehängt, sogar auch
Krücken, die ein lahmer Knabe dort zurück-
gelassen haben soll, der in Andacht und Ver-
trauen oft dorthin sich geschleppt und endlich
ohne Stützen gehen konnte."

Der Ruf dieser Gebetserhörungen gelangte
auch zur Erzherzogin Maria Anna, der Ge-
mahlin des damaligen Kurprinzen Johann Wil-
helm, nachmals Kurfürst von 1090__1716.

Hierdurch angezogen, verrichtete diese fromme
Fürstin oftmals dort ihre Andacht und empfand
davon besonderen Nutzen und Trost ihres

Herzens. Die Inschrift unter einem Kupfer-
stich aus dem Anfang des XVIII. Jahrh. besagt,
dafs die Erzherzogin Maria Anna die gröfsere
Verehrung der Hülfe der Christen befördert,
,,da sie nach gethanem Gelübd in grofser und
gefährlicher Leibesschwachheit Anno 1682
wiederumb genesen". „Dahero Ihro Durchl. der
Chur-Printz, nachdem er auch bey seiner da-
selbst gepflogenen Andacht sonderlichen Hülff
erfahren, aus Marianischem Eiffer bewogen
worden, nechstan mehrgedachte h. Bildnufs die
Capelle nach Art und Form des nach Laureto
überbrachten Nazar. h. Hauses im J. 1685 u. 1686
auffzubauen." Nach den angezogenen Katalogen
liefs Johann Wilhelm „unmittelbar bei der
Statue die lauretanische Kapelle auf eigene
Kosten erbauen und in deren westliche Mauer
die genannte Statue mit ihrem alten Gehäuse,
ohne es von der Stelle zu versetzen, ein-
schliefsen. Das sind die Anfänge der Kapelle"-

„Kaum war sie aus den Fundamenten
herausgewachsen, als die Durchl. Erzherzogin,
abgesehen davon, dafs sie für die Kapelle 100
Rthlr. opferte, mit dem ganzen Hofstaat die hl.
Jungfrau und Helferin begrüfste, wobei unter
Musikbegleitung die lauretanische Litaney ge-
sungen wurde, und, damit auf die möglichst beste
Weise die Verehrung Gottes und der hl. Jung-
frau dort gefördert werden möchte, erachtete
sie es als das Beste, wenn ein Priester täglich
das hl. Opfer darbrächte und Beicht hörte;
deshalb ersuchte Durchl. die Obern der Ge-
sellschaft um einen eifrigen Priester, den sie
auch unschwer erlangte; wonach Hochdieselbe
zum Zeichen des Dankes dem Kollegium grofs-
müthig 1000 Rthlr. anwies."

Diese lauretanische Kapelle war in Ueber-
einstimmung mit dem echten Nazarethanischen
hl. Hause in Loreto ausgeführt. Der Bau wurde
1685 begonnen und mit dem darin errichteten
Altar konsekrirt am 2. April 1687, wie Binterim
augenscheinlich nach einer Urkunde meldet,
die beim Abbruch des Loretohauses und seines
Altares gefunden wurde.

Nun wird weiter ausgeführt, wie der An-
drang der Gläubigen zunahm und Prozessionen
von allen Seiten heranzogen; wie das Laure-
tanische Haus dem Jesuitenkollegium über-
wiesen und reich dotirt wurde; wie durch
mehrfache Um- und Anbauten aus dem Haus
eine Kapelle, aus dieser eine Kirche erwuchs.
Beschrieben wird das segensreiche Wirken vieler
 
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