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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Schlie, Friedrich: Alterthümer aus Kirche und Kloster des hl. Kreuzes in Rostock
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0151

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249

1896. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

250

dat ervören de van Baggele, Bückt
un diesen in't Hörn, dat man idt hör de
to Kr dp elin up den Ker ckhave ;
da quam Katzow to AfaAen.1)

Die meisten dieser Steine haben Jahres-
zahlen, die kleinere Zahl ermangelt ihrer. Als
ältester, wohl dem vierten Viertel des XIII. Jahrh.
angehörender Stein
wird, der Schrift nach
zu urtheilen, der des
Ludolfus de Camen
und seiner Tochter
Gertrud anzusehen
sein. Ihm folgen die
Steine des Ehepaares
Manegold (Fig. 1) von
1316 bezw. 1334)2)
und der beiden Non-
nen Ghese Hörn von
1332 und Gertrud
Barenbruge von 1334.
Sieben oder acht
Steine gehören der
Mitte des XIV. Jahrh.
an, der gröfsere Theil
fällt ins letzte Viertel
des XIV. Jahrh., der
weitaus kleinsteTheil
ist im XV. Jahrh.
hinzugekommen, und
nur ihrer zwei fallen
in den Anfang des
XVI. Jahrh. Ferner
haben nachfolgende
Geschlechter schon
in den beiden letz-
ten Jahrhunderten des
Mittelaltershieund da
zum zweiten, dritten
und vierten Mal von
den Grabplätzen Ge-
brauch gemacht und
dementsprechend ihre
Namen, Wappen, Hausmarken u. a. m. den Be-
zeichnungen der ursprünglichen Besitzer hinzu-
gefügt, bisweilen mit, bisweilen ohne Pietät.
Ohne Pietät freilich nur zweimal in später Zeit,
nämlich in den Jahren 1660 und 1671. In
dem einen Fall, dem erstgenannten, hat das
Kloster gestattet, dafs Markus Kortüm die
Reihen der Grabinschrift seiner Gattin über das
eingegrabene Brustbild der im Jahre 1432 ver-

Fig. 1.

1 u. 2.

Manegolt und Gattin.
Sanctimonialis

storbenen Nonne (Sanctimonialis) Ghese Kosse-
boden ziehen liefs. Im anderen Fall, dem
letztgenannten (zugleich hier abgebildeten) wurde
dem aus Holland stammenden Maler Emanuel
Block gestattet, für sich und seine Familie die
Grabstätte und demgemäfs auch den Deckstein
des im Jahre 1506 verstorbenen Klosterpropstes

BertoldusHiltermann
zu benutzen. Zu die-
sem Zwecke wurde
der untere Theil der
lebensgrofsen Figur
des Propstes weg-
gemeifselt und dafür
die Block'sche Fa-
milieninschrift einge-
graben (Fig. 2).s)

Die Buchstaben-
Charaktere weichen
von den sonst gel-
tenden Regeln des
Mittelalters in keiner
Weise ab. Bis um
die Mitte des XIV.
Jahrh. herrscht in den
Inschriften die aus
der altrömischen ab-
geleitete romanisch -
gothische Majuskel,
von da ab die go-
thische Minuskel. Mit
der Minuskel erschei-
nen allmählich die
Evangelistensymbole
in den vier Ecken,
die vorher nicht da
sind, nachher aber
(im XVI. Jahrh.) wie-
der zu schwinden
beginnen, um, wie
es auch anderswo
nachgewiesen werden
kann, durch bedeu-
tungslose Zierrathen und durch Ahnenwappen
ersetzt zu werden (Fig. 3).4) Zugleich werden
die Steine in der zweiten Hälfte des XIV. Jahrh.
breiter und länger, und immer häufiger er-
scheint die Figur des Dargestellten, während
vorher Hausmarke und Wappenschild als Be-
zeichnung des Besitzers für genügend erachtet
werden. Nicht selten findet man zwei oder
drei bald kreisförmige, bald ovale Medaillons

— 3. Vredckc Kurland,
 
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