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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Braun, Joseph: Roermonder Häuser des XVI. Jahrh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0184

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311

1896.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 10.

312

Kehle leiten durch eine Schräge zur Kante
über. Die Gesimse, welche auch hier die Ge-
schofseintheilung äufserlich hervorheben, sind
sehr einfach, treten aber doch immer noch so
kräftig hervor, dafs auch bei diesem Bau die
Horizontale, die sich ohnehin in den flachen
Bogenschlüssen der Blenden geltend macht,
merklich zum Ausdruck kommt.

Der Giebel ist in der Gestalt, wie er zur
Zeit den Stockwerken aufgesetzt ist, offenbar
späteren Ursprungs und Ersatz eines früheren.
Auf der Skizze ist er nicht wiedergegeben. Der
Giebel, den dieselbe aufweist, stellt vielmehr
eine Rekonstruktion des ehemaligen dar. Selbige
ist auf Grund einer Skizze ausgeführt, welche
dieselbe Hand, der wir die Zeichnung A
verdanken, von dem zweiten nunmehr ab-
gebrochenen Hause machte. Die Berechti-
gung zu einer solchen Rekonstruktion liegt
aber in der grofsen Aehnlichkeit, welche nach
Ausweis jener Skizze dieser Bau mit dem
Hause B hatte.

Nach jener Skizze war der Giebel des be-
treffenden Baues entgegen der vertikalen Zwei-
theilung der Stockwerke senkrecht dreigetheilt.
Die mittlere Abtheilung war breiter als die
Seitenabtheilungen, im übrigen war sie jedoch
nach denselben Regeln gebildet, welche für die
einzelnen Abtheilungen der Geschosse mafs-
gebend gewesen war. Dafs die Rekonstruktion
nicht willkürlich ist, sondern der alten Anlage
entspiechen dürfte, dafür möchte auch der
Giebel des Hauses C, von dem nachher die
Rede sein wird, sowie derjenige eines dritten
der noch vorhandenen vier Häuser, den wir
unter D skizzirt haben, ein Beleg sein. Wie
es scheint, war es eine Eigentümlichkeit der
alten Roermonder Meister, die Giebel der von
ihnen erbauten Häuser stets mit drei Nischen
zu beleben, die nach Art der Wandblenden der
Geschosse gebildet waren.

Die Fenster des Hauses B haben wir nicht
rekonstruirt. Vermuthlich waren sie nach Ana-
logie derjenigen des Hauses A gebildet. Denn
das zweite der abgebrochenen Wohnhäuser, das,
wie schon bemerkt, mit B eine grofse Aehnlich-
keit hatte, war mit Fenstern nach Art der des
Hauses A ausgestattet, wie die davon auf-
genommene Skizze beweist. Es ist daher an-
zunehmen, dafs auch die Fenster des Hauses B
in analoger Weise gestaltet waren. Die Skizze
des zweiten der verschwundenen Bauten haben

wir nicht wiedergegeben, weil dessen Eigen -
thümlichkeiten nichts wesentlich Neues boten.
Bezüglich der Mafsverhältnisse des Hauses B
sei noch bemerkt — und diese Angaben werfen
auch ihr Licht auf die leider auf den Skizzen
nicht verzeichneten Abmessungen des Hauses A
—, dafs die lichte Höhe des Erdgeschosses
2,60 m, die der drei Stockwerke je 2,15 m.
beträgt. Die lichte Breite beläuft sich auf 4,50 m,
Schade ist, dafs die Front — wie bei den andern
Häusern ist nur diese von der Strafse aus sichtbar
— trotz des dicken gelblichen Kalkanstriches
und der schwarzen Farbe, mit der man die
Konsolen über und über bedeckt hat, oder
vielleicht gerade darum, nicht wenig ver-
wahrlost aussieht.

In derselben Strafse, in welcher sich das
Haus B befindet, liegt noch ein anderes Haus,
welches wie das völlige Pendant von jenem
aussieht. Hier ist der Giebel indessen ganz
verschwunden und sind die Fasen der Pilaster
und Blendbogen durch Ueberschmieren fast
ganz unsichtbar geworden.

Die bisherigen Bauten waren recht schlicht
und einfach, wenngleieh durchaus nicht un-
gefällig. Ungleich reicher ist ein letztes noch
vorhandenes und zum Theil restaurirtes Haus,
das unter C abgebildet ist. Die lichte Breite
desselben beträgt ca. 6 m, die Höhe des Erd-
geschosses 4 m, des ersten Stockwerks 2,55 m
und des zweiten 2,45 m. Das Erdgeschoss ist
völlig umgestaltet. Es dürfte sogar auch hier eine
zweimalige Veränderung stattgefunden haben.
Denn das vor dem jüngsten Umbau zwischen
Erdgeschofs und erstem Stock befindliche Entresol
hat schwerlich dem ursprünglichen Bau angehört.
Man sieht, die Menschenkinder lieben den
Wechsel.

Auch der erste Stock ist theilweise verändert,
wie aus der jetzigen Gestalt der — wohl sicher des
Lichtes halber nach unten zu verlängerten —
Fenster hervorgeht. Ehedem waren dieselben
wohl im Grofsen und Ganzen nach Weise der-
jenigen des II. Geschosses gebildet, doch dürften
die Pfosten nicht wie dort aus Haustein, sondern
aus Backstein bestanden haben. Die vorhandenen
und, wie es scheint, ursprünglichen Fenster-
wände bestehen wenigstens aus solchen. Eine
solche Einrichtung würde auch keineswegs im
Widerspruch mit dem ganzen Charakter des
Aufbaues gewesen sein, sie dürfte vielmehr als
ganz der Tendenz desselben entsprechend be-
 
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