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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Schnütgen, Alexander: Alte Abbildung der früheren Dreikönigenkapelle des Kölner Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0190

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Abhandlungen.

Alte Abbildung der früheren Drei-
königenkapelle des Kölner Domes.

rg^-<iä^2_-^ Mit L'chtdruck (Tafel X).

rachtvoll war noch lange
nach Ablauf des Mittel-
alters die Ausstattung des
Kölner Domchores, aber
Weniges ist davon aufser
den Grabmälern in unsere Zeit
herübergerettet, und nur vereinzelte
Abbildungen bewahren noch die Er-
innerung an die durch der Zeiten
Ungunst und der Menschen Unver-
stand verloren gegangenen Kunst-
werke. Unter diesen Abbildungen nimmt eine
hervorragende Stelle die kolorirte Zeichnung
ein, welche im Historischen Museum der Stadt
Köln aufbewahrt wird und die Unterschrift
trägt: War hoffte Contrafactur der zue Cocllen
ahm Rhein im Thnmb, hinder dem hoch Altar
Hcillige7i drey Königen Begrebnus, deren grösfe
weiset hie undergescizter Masstab, get/iä in
Collen de i. 8ber anno /6jj. In einer Höhe von
49'/4 cm, Breite von 3IV2 cm auf grundirtem
Leinen in Gold und Farben von Dilettanten-
hand ausgeführt, kann sie in ihren Einzelheiten
durchaus nicht als zuverlässig gelten, nicht
einmal in Bezug auf das, was vornehmlich
durch sie dargestellt werden sollte, den Gitter-
schrein der Dreikönigenkapelle. Trotzdem gibt
sie ein höchst dankenswertes Bild von den
bis jetzt erhaltenen Gitterabschlüssen und längst
verschwundenen Barockaltären der beiden dem
hl. Michael und St. Johannes geweihten Neben-
kapellen, sowie namentlich von der Mittel-
kapelle, und der Umstand, dafs dieser Wieder-
gabe die charakteristischen Farben Roth, Blau,
Gold nicht fehlen, verleiht ihr einen besonderen
Reiz. Ich ■ habe sie daher der photolitho-
graphischen Reproduktion für werth erachtet,
wenigstens bis zum Abschlufs der Schreins-
bekrönung, und an ihrer Hand mögen noch
folgende Erörterungen gestattet sein.

Am 27. September 1322, als am Weihe-
tage des Chores, war bereits der kostbare

Reliquienschrein der hh. drei Könige hieher
übertragen und ohne Zweifel hat eine sichere
und formenschöne Vergitterung ihn hier von
Anfang an umgeben. Der Gitterschrank aber,

: der ihn auf unserer Abbildung umschliefst,
kann nicht hinausreichen über das XV. Jahrb.

: und die durch das Kapitelswappen unter-
brochene Goldinschrift A« CID 1DCX11 (1612)
auf blauem Grunde unmittelbar unter dem
Schreine bezeichnet wohl die Entstehungszeit
verschiedener Ergänzungen, nämlich der das
Gesimse tragenden Konsolen, des dasselbe ver-
zierenden Wappenschildes und der auf dem-
selben stehenden Gruppe, sowie der vorn und
hinten den Dachfirst abschliefsenden Engel-
figuren, welche den Stern in den Händen halten.
Einfaches, oben durch einen blauen Fries be-
säumtes Gitterwerk schliefst vorn die Kapelle
ab, in welches der ähnlich behandelte Gitter-
schrank soweit hineinragt, dafs hinter ihm noch
Raum für den Altar übrig bleibt, dessen über-

. aus kostbare Bekrönung von 1519 bis 187G das
seitdem in der Schatzkammer aufbewahrte flan-
drische Bronzeepitaph des Jakob von Croy bil-
dete. (Vergl. «Zeitschrift für christl. Kunst«,

I Bd. I, Sp. 243 ff.). Die vordere Oeflhung dieses
Schrankes zeigt neben einer den Eintritt in das
Innere gestattenden Thüre über einem weifsen
Behänge mit den Goldbuchstaben B M C den
Dreikönigenschrein in phantastischer Wieder-
gabe und oben neben demselben rechts wie
links je zwei hangende Weihegefäfse in Form
spätgothischer Pokale. Das darüber aufsetzende
tiefprofilierte, vveitausladende Gesims umgibt mit
seinem zierlichen Hängefries auch die Seiten-
wände, und vergoldete, so streng wie reich
stilisirte Armleuchter verzieren die Vorderseite,
während zahlreiche Leuchterteller die Firsten
des Walmdaches beleben und ein hoch hinauf-
ragendes Gehege von Eisenstangen den oben
flatternden Kerzen Halt bietet. In seiner bunten
Bemalung mufs dieser kunstvolle Apparat von
prachtvoller Wirkung gewesen sein, bis Erz-
bischof Maximilian Heinrich ihn durch das
vor einigen Jahren ebenfalls entfernte Marmor-
Mausoleum ersetzen liefs. Sehn tu gen.
 
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