Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

DOI Artikel:
Beissel, Stephan: Verwendung edeler Metalle zum Schmuck der römischen Kirchen vom V. bis zum IX. Jahrhundert, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0197

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
333

1896. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

331

war sie durchbrochen, weil sie ein Fenster
enthielt, wodurch man sich dem Sarkophag
oder den Reliqien nähern konnte. Alles
zwischen den Treppen Liegende, der Sarkophag,
jenes Fenster mit seiner Umgebung in der
■lachen Wand und die Rückseite des Altars
wurde bei der Dekoration als ein zusammen-
gehörendes Ganze aufgefafst und Confessio im
weiteren Sinne genannt. Hier entfaltete man
die TöTste Pracht. Die Rückwand des Altars
bekleidete man mit einer Tafel, welche mit
dem Antipendium an Werth wetteiferte, in
jenes Fenster (Fenestella confessionis) fügte man
ein Gitter (Rugulae) von Gold oder Silber
ein, das Innere des Grabes hinter dem Gitter
und die Wand um dasselbe wurden mit Platten
von edelem Metall bedeckt. Vor oder hinter
das Gitter kamen kostbare Bilder Christi, der
Engel oder der Heiligen. Lehrreich ist hier
ein Bericht über die Arbeiten Hadrians (f 795)
an der Confessio des hl. Petrus. Er bekleidete
sie von innen und aufsen mit getriebenen
Platten, welche allerlei Zeichnungen (Historiae)
enthielten und 300 Pfund wogen; für den
Balken über ihrem Fenster verwendete er
13 Pfund Gold, für die Fläche unter demselben
25 Pfund. Die hintere Seite des Altars und
die zur Rechten und Linken durch die Treppen
gebildeten Wände erhielten silberne Platten von
136 Pfund, auf deren Ornamente (Historiae)
18 Pfund Gold kamen. 3)

Kurz nachher stellte Leo III. vor diese
Confessio grofse silberne Leuchter von 198 Pfund
und eine silberne Tafel von 32 Pfund, worauf
das apostolische Glaubensbekenntnifs einge-
graben war. Zur Rechten und Linken des
Einganges zur Confessio des hl. Paulus liefs er
zwei solcher Tafeln von 47 1/i Pfund anbringen,
welche das Credo in griechischer und lateinischer
Sprache enthielten.4)

Ueber jedem Hochaltar der römischen Basi-
liken erhob sich ein Baldachin (Fastidium,
Ciborium). Er diente sowohl zum Schutz gegen
den herabfallenden Staub als zum Schmuck
und war aus fünf Theilen zusammengesetzt: Auf
vier meist sehr kostbaren Säulen von Marmor
ruhten ebenso viele halbkreisförmige Bogen,
welche oft aus Viertelkreisen (Arcus) zusammen-
gesetzt waren. An jeden der letzern schlofs
sich bei reichen Ciborien eine Gammadia an,

3) L. P. I, 510 n. 83.

*) L. P. II, 16 n. 64; 26 n. 85.

eine Platte von Silber, welche nach jenem
Arcus hin in einen Viertelkreis, nach oben und
zur Seite hin in Linien endete, die einen rechten
Winkel bildeten und so an ein grofses grie-
chisches r (Gamma) erinnerten.

Zwischen und über jenen vier Bogen schlofs
über dem Altar ein Gewölbe den Raum ab.
Oberhalb des Gewölbes und im Anschlufs an
die oberen, horizontalen Theile der Gammadiae
endete das Ganze zuweilen mit einem flachen
Dach, auf das silberne oder goldene Bilder,
Lampen, Leuchter u. s. w. gestellt wurden. In
anderen Fällen war das Dach zeltförmig ge-
bildet oder es hatte vier Giebel.5) Einige Bei-
spiele werden dies alles deutlicher machen.

In St. Johann im Lateran trug das nach
dem Papstbuche von Konstantin geschenkte,
ganz mit Silber bekleidete Ciborium 18 sil-
berne je 5 Fufs hohe Bilder. Auf der vordem,
der Kathedra des Bischofs zugewandten Seite
sah man das Bild des in einem Sessel thronenden
Heilandes (120 Pfund) zwischen vier, Stäbe hal-
tenden Engeln ye 105 Pfund), deren Augen-
sterne durch Edelsteine gebildet waren. Auf
der dem Mittelschiff entsprechenden, über der
Confessio sich erhebenden Seite safs der Er-
löser auf einem Throne (140 Pfund) zwischen
vier Aposteln. Je vier andere Apostel standen
oben auf der rechten und linken Seite des
Ciboriums. Jeder Apostel hielt eine Krone in
der Hand und wog 90 Pfund. Vom goldenen
Gewölbe des Ciboriums hing an Ketten (25 Pfund)
ein goldener Kronleuchter (Farus) mit 50 Lam-
pen (Delfini). Unter jedem der vier Bogen
schwebte eine goldene Leuchterkrone (Corona)
von 25 Pfund mit 20 Lampen.0)

Leo III. stellte auf das Ciborium in St. Peter
vier grofse, silberne, je 35 Pfund schwere
Schüsseln (Cantara), aus denen sich vergoldete
Leuchter (cerei) erhoben. Doch genügte ihm
dasselbe nicht, er liefs das Ciborium über den
Altar von Maria Maggiore aufstellen und be-
auftragte seine Goldschmiede, mit Aufwand von

r') Die Basilika der hl. Susanns erhielt erst durch
Papst Sergiüs (f 701) statt des hölzernen Ciboriums
ein aus Marmor verfertigtes. L. P. I, 375 n. 13. In
St. Agnese liefs Honorius ein Ciborium aus vergoldetem
Erz errichten. I, 3'23 n. 3.

c) L. P. I, 172 Silvester n. 'J s. Rekonstruktion des
Ciboriums beiRohault de Fleury «La messe« II,
30 pl. 90. Dies von Konstantin geschenkte, silberne
Ciborium wurde von den Gothen unter Alarich geraubt,
aber von Papst Hadrian erneuert. L. P. I, 283 n. 5.
 
Annotationen